Ardgowan. First Infinity Cask was filled
- Ernie - Ernst Scheiner
- 24. Juni
- 15 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juni
von Ernie Scheiner
Updated Juni 2025
Ardgowan, neue schottische Distillery produziert
Ende Oktober 2024 kamen die beiden kupfernen Brennblasen von Prestonpans nach Inverkip zur Bankfoot Farm. Kupferschmiede von McMillan (wohl die älteste noch produzierende Kupferschmiede der Welt) hatten sie speziell nach den Bedürfnissen Ardgowans gefertigt. Zwar sind sie traditionell per Hand gedengelt und im für Schottland typischen Swan Neck Pot Still Stil geformt, zeigen sie jedoch auch Merkmale eines technologischen Fortschritts.
Ihre Höhe von 6,4 m bzw. 5,4 m und ihr Fassungsvermögen von 12 000 (wash still) bzw. 9 000 Liter (spirit still) erlauben die Destillation von großen Mengen Alkohol. Das Besondere:
"Sie verfügen über die Technologie der thermischen Dampfrekompression (TVR),
die Energieverschwendung durch Komprimieren und Wiedereinführen von Dampf in den Prozess reduziert."
Die Installation der Niederdruck-TVR-Destillationsanlage bei Ardgowans Rohbrandblase wird 40 % der Wärme-Energie nach Planung zurückführen. Im Juni 2025 sprudelte der erste Spirit durch den Safe. Eine ähnliche energieeffiziente TVR-Distillation-Anlage gibt es auch in der anderen Lowland Inchdairnie Distillery. Es wird berichtet, dass die McMillan Destillationsapparatur über eine Million Pfund kostete, während die anderen von Briggs of Burton geplanten und erbauten Anlagen (Mash Tun, Fermenter, Heat Exchanger, erneuerbare Energie usw.) rund sieben Millionen Pfund kosteten.
Quelle Fotos: Facebook Ardgowan Distillery.
Sie sind Teil eines energiesparenden Konzepts. Nach eigenen Angaben möchte die Lowland Distillery Ardgowan bei der Produktion "innerhalb der nächsten fünf Jahre Netto-Null-Emissionen erreichen."
"Neben ihrer technischen Effizienz sind die Destillieranlagen auch mit einem präzisionsgefertigten Kondensator mit 315 Rohren an der Rohbranddestillieranlage ausgestattet,
der sowohl den Spirituosencharakter als auch die Energieeffizienz verbessert."
Das bei der Fermentierung der Würze in großen Mengen auftretende Carbondioxyd soll gesammelt und mit Hilfe erneuerbarer Energie in Biomethangas verwandelt werden, um damit zum Energieträger für eine nachhaltige Produktion in der Brennerei werden. Zusammen mit Wissenschaftlern der Heriot-Watt University in Edinburgh und den Ingenieuren von Briggs of Burton wurde eine Technologie entwickelt, die die CO2 Abscheidungen bei der Fermentation der Würze zur Wash -beer - wie auch die Sammlung des flüchtigen Alkohole auffangen. Eine Zuführung von Niederdruck-CO2 in die Pot Stills wird den umweltschädlichen Ausstoß gleichfalls mindern.
Bei Ardgowan installierten sie sechs 30 000 Liter Würze - wort - fassende jeweils 7,2 m hohen stainlesssteel Washbacks - Fermenter -, die während der Produktionsphase von den Operators nur mit 25 000 Liter süßer Würze gefüllt werden. Wirtschaftliche Gründe der automatischen Reinigung sowie das Primat von Sauberkeit und Qualität waren entscheidend für diese Wahl. Damit die aromatische Qualität auch stimmt, installierten sie zusätzliche Cooling Jackets, die eine temperaturkontrollierte lange Gärung von rund 85 Stunden erlauben.
Die schottische Whisky-Industrie ist mit ihren über 140 Malt Pot Still und Grain Distilleries einer der großen Verursacher von über 500 000 Tonnen klimaschädlichen CO2-Gasen (Stand 2018). Pro Liter destillierten Whisky fallen 2,3 Kg CO2 an.
Die Experten von Heriot-Watts International Centre for Brewing and Distilling schätzen den jährlichen CO2 Ausstoß bei Ardgowan auf rund 755 bis 800 Tonnen, die während der Fermentation der Würze entstehen. Die nächsten technologischen Schritte werden bei Ardgowan beispielhaft zeigen, wie die Umwandlung der schädlichen CO2-Gase in nutzbare ökologische Energien, erfolgen kann.

N.B: Die frühere Distillery Ardgowan wurde 1896 in Greenock gegründet (Mitbesitzer waren die Pattison Brothers von Leith) und im Zweiten Weltkrieg im Jahre 1941 von der deutschen Luftwaffe mit Bomben zerstört. Der Greenock Blitz vernichtete neben Schiffswerften große Wohngebiete, dabei starben 272 Personen, 25 000 Häuser wurden beschädigt und 5 000 vollkommen zerstört. Die Ardgowan Distillery in der Ingliston Street ging fast vollständig in Flammen auf. Sie wurde teilweise wieder aufgebaut, die Brennblasen erloschen jedoch wieder 1952. 1903 brannte die Ardgowan Distillery mit ihrer Coffey Patent Still, einer größten ihrer Zeit. Mit Whisky befüllte Fässer explodierten in einem Warehouse. Die Zeitung sprach in ihrer Headline von einem River of Flaming Whisky.
Ursprünglich formulierte Martin McAdam zusammen mit dem Grundbesitzer Sir Ludovic Shaw-Stewart, 12th Baronet und Besitzer des historischen Ardgowan Estate, Pläne zur Wiedergeburt einer Ardgowan Distillery auf der Bankfoot Farm, nahe dem Firth of Clyde (2016). Die Lage ist ideal, denn eine natürliche Quelle versorgt die Brennerei mit ausreichend reinem und "sweet" Produktionswasser.
Die ersten Bauarbeiten begannen wohl 2018. Doch der Londoner Investor zog sich 2019 überraschend wegen des bevorstehenden Brexits im Januar 2020 und den damit drohenden wirtschaftlichen Komplikationen vom Projekt zurück. Damals gingen rund 38 % der schottischen Whisky-Produktion in die Europäische Union. Umsatzrückgänge in der Nach-Brexit Phase nahm der Investor an und scheute daraufhin das weitere finanzielle Engagement. Die Suche nach weiteren Investoren war indessen nicht erfolgreich. Die Covid-Epidemie tat ihr Übriges. Das Projekt Ardgowan Whisky Distillery schien buchstäblich zu scheitern.
Der Zufalll wollte es, dass die Initiatoren einen anderen solventen Partner fanden. Erst der österreichische Unternehmer und Investor Roland Grain konnte, zusammen mit anderen, schließlich die Finanzierung des Projekts und den Bau der Anlage sowie die Produktion der ersten Jahre sicherstellen.
2023 begann der finale Bau einer umweltbewusst produzierenden Brennerei nahe des süd-westlichen Ufers des Kip River. Energiesparende Energierückgewinnung mit Wärmetauschern, stringent umgesetzte Isolierungen der wärmeführenden längenoptimierte Leitungen und anderen in der Industrie vielerorts mittlerweile üblichen Methoden schufen die Techniker und Handwerker eine Anlage, deren Produktioseinheiten sie auf einer Ebene horizontal angelegten. Kurze, optimierte Wege der Versorgungsleitungen sparen zukünftig kostbare und teuere Energie. Die kurzen Wege sparten zudem Material- wie auch Baukosten. Ein verbautes energieeffizientes und explosionsgeschütztes nD866 Eco-LED-Leuchtsystem von Schuch Worms in Rheinland-Pfalz entspricht den höchsten Sicherheitsanforderungen.
Aktuelle Direktoren des Unternehmens Ardgowan Distillery Company Limited sind - mit Stand Juni 2025 - laut Companies House Paul Richard Currie (Chairman), Paul Cyril Dowling, Roland Andreas Grain, Martin Patrick McAdam und Don Gordon Woodward.
Produktion
Nach eigenen Angaben erlaubt die Zukunft sogar eine Steigerung ihrer Kapazität in der zweiten Phase auf zwei Millionen Liter Gerstenspirit pro Jahr. Mit einer Erweiterung auf vier Brennblasen und den dazu gehörigen Washbacks wird dies ermöglicht. Auf dem historischen 10 000 Acres großen Ardgowan Estate mit dem feudalen, palladianisch-prachtvollen Herrenhaus aus dem 18. Jhd. sollen Teile der in zwei Paaren von Swan Neck Pot Stills zweifach gebrannten Gersten-Spirits in speziellen Sherry-Fässern reifen.
„What we want to make is a great robust spirit, very fruity, able to stand up to a lot of sherry maturation –
so something Highland Speyside is what we’re going for.”
sagt der ehemalige CEO Martin McAdam [bis Februar 2025] und Ardgowan Gründer.
Übertragung ins Deutsche: „Wir möchten einen großartigen, robusten Spirit herstellen, sehr fruchtig, der lange Sherry-Reifung verträgt – also etwas aus dem Highland Speyside, was wir anstreben.“
Neben Whisky brennen sie auf einer 2023 in einem Gebäude der Bankfoot Farm installierten McMillan-Gin-Destillationsappartur ebenfalls Gin und Wodka.
Die Bauphase des Skandinavian Long House
Laura Davies, Distillery Manager
Die Herstellung der Whisky Spirits wird die Waliserin Laura Davies verantworten. Sie leitete seit 2012 die Produktion der walisischen Destillerie Penderyn. Ihr Verantwortungsbereich erweiterte sich dort im Oktober 2021, als sie die Position einer General Managerin der Destillerien Penderyn, Llandudno und Swansea übernahm. Im November 2024 wechselte sie überraschend in die Funktion einer Brennereileiterin zur Ardgowan Distillery.
Die Quereinsteigerin Laura ist mit Stephen Davies, dem CEO der Penderyn Distilleries, verheiratet. Über die Distanz wird Stephen eine Woche in Penderyn arbeiten und die andere Woche im Home Office von Schottland aus. So bleibt die Familie zusammen.

Im Scotsman vom 5. November 2024 wird ausführlich über Ardgowan und Laura Davies berichtet: "Ardgowan welcomes new distillery manager...
Am 27. März 2025 erreichte die Brennerei die erste Malzlieferung von der Bairds Malt Limited.
Im Juni 2025 eröffneten nach achtjährigen Planungs- und Bauphasen, die vom Österreicher Roland Grain 2017 mitbegründete und finanzierte in einem architektonisch im skandinavischen Langhausstil nachempfundene Brennerei die Pforten.
Am 20. Juni 2025 füllte das Ardgowan Team unter der Leitung von Distillery Manager Laura Davies das erste 700 Liter große first-Fill seasoned Infinity Sherry Cask, in dem drei Jahre lang ein [Oloroso ?] Sherry das Fass aus europäischer Eiche mit Aromen intensiv prägte.
Der Ardgowan Whisky soll darin achtzehn Jahre lang reifen, so der Gedanke. Der Reifeprozess wird sich in den Infinity Casks allerdings wegen ihrer Größe sehr langsam vollziehen. Man darf jedoch gespannt sein, wie sich der New Make tatsächlich darin entwickeln wird, welche Intensität die Sherry-Aromen im Ardgowan Whisky über die Zeit tatsächlich ausprägen.
"It won't be a quick process,"
sagte Laura Davies beim Füllen des ersten Infinty Casks. Die Ardgowan Casks lagern in Warehouses, die am Firth of Clyde im maritimen Klima liegen. Eine Briese Meeeresluft wird die reifenden Whiskies ständig umhüllen und damit das Aroma-Profil beeinflussen.
Es wird allerdings bereits davon gesprochen Ardgowan-Whiskies vielleicht nach zehn, zwölf Jahren Reifezeit abzufüllen, was bei den riesigen Produktions-, Personal- und Fasskosten auch notwendig sein wird. Der Cashflow, der durch eigenen Black Woods Gin- und Clydebuilt Whisky-Abfüllungen fremder Distilleries erzielt wird, kann sicherlich die hohen Ausgaben nicht decken.
Seit 2023 produziert das Ardgowan Team neben Black Woods Gin, Vodka-Variationen, Red Led Spiced Rum in einer McMillan Destillationsanlage mit einer 1 000 Liter großen Pot Still. Die mit dem Namen Marie [Marie Lamont, ein Opfer der grausamen lokalen Hexenverbrennungen des 17. Jhds.] benannte Brennblase erinnert in der Form an die schottlandtypischen Swan Neck Pot Stills. Der Kessel wird in einem Wasserdampfbad erhitzt.
Ardgowans Blackwood Gin sollte nicht mit dem in Shetland produzierten 60 % vol. Blackwood's Vintage Dry Gin und Vodka . Die gleichnamige 2002 gegründete Blackwood Distillery brennt u.a. einen kraftvollen Navy Strength Gin mit komplexen Aromen, die eine raue maritime Umwelt repräsentieren. Die Doppelung der Markennamen war unglücklich. Mittlerweile werden die Ardgowan Gins unter dem Label CLYDEBUILT Scottish Dry Gin vertrieben. Eine Benefiz-Sonderabfüllung gibt der Abfüller Inverclyde Gin heraus..
Das erste Ardgowan Infinity Cask wird mit eigenem New Make Spirit befüllt

V.l.n.r. Lead Distiller Elliot Rogerson (er kam im Februar 2025 von der Holyrood Distillery in Edinburgh), Distillery Manager Laura Davies (sie kam von der walisischen Penderyn Distillery) und N.N. Foto Ardgowan Distillery.
Woher kommen die bei Ardgowan eingesetzten Infinity-Sherry-Fässer?
Bei einer möglichen Jahresproduktion von einer Million Liter reinen Alkohol ist der Fassbedarf an Sherry-Fässern gigantisch. Da die Küferreien in Jerez diese für Ardgowan nicht alleine decken können, ist anzunehmen, dass zur Reifung des Ardgowan Destillats ebenfalls Bourbon Barrels zum Einsatz kommen (angefragt).
Ardgowan’s ultimate goal is to revive the golden age of Scotch whisky with long Sherry cask maturation in European oak.
betont Mitgründer Roland Grain, CEO seit März 2025.
CEO [bis Februar 2025] Martin McAdam erklärte, daß
"75 to 80 % des [Ardgowan Whiskies] in Sherry-Holz reifen wird."
...
Aussagen zufolge, sollen jährlich rund 1 000 neue Infinty Casks™
mit Ardgowan Spirit gefüllt werden.
Der Markt der Seasoned Sherry-Fässer ist in den vergangenen Jahren enger geworden, da die globale Whisky-Industrie Sherry-Fass-gereifte Whisky-Variationen wiederentdeckte und die Nachfrage in die Höhe trieb. So hat der schottische Edrington Konzern 2023 und 2024 Anteile an der Bodegas Estévez y Vinedos und der Küferei Tevasa mit ihren Sägewerken sowie die Küferei Vasyma erworben. Siehe hierzu ausführlich meinen Artikel "Edrington sichert sich Sherry-Fässer."
Daher verwundert es nicht, dass bereits im Frühjahr 2023 der CEO Martin McAdam zusammen dem Hauptinvestor und Director of Investments, Roland Grain, für die Lowland Distillery einen Art Sicherungsvertrag über die Lieferung von Sherry-Fässern in Höhe von "£100 million" mit der Toneleria José y Miguel Martín geschlossenen hatte. Damit soll die Versorgung "...secure a decades long supply of ‘infinity casks.’" Der bis Juli 2022 als Master of Wood bei Edrington tätige Stuart MacPherson - Macallan, Highland Park, Famous Grouse, Glenrothes - hatte vermutlich rechtzeitig und vorausschauend Ardgowan diese Partnerschaft angeregt. Allerdings, die ersten Seasoning Fässer [aus europäischer Eiche, die in den Wäldern Galiziens wuchs] reifen bereits und sollen bis zum Produktionsstart zur Verfügung stehen.
"The Ardgowan Infinity cask is specifically designed for us and is the first unique cask design for the Scottish Whisky industry in over a century.
The casks are specifically designed for long-maturation and will be seasoned with organic sherry for 27 months – far longer than the industry standard of 12-18 months,"
erklärte der frühere CEO und Gründer Martin McAdam stolz,
“While others hurry to take their whisky to market
Ardgowan has made a conscious decision to delay
the introduction of our single malt to market to make sure we’re getting the most out of these special casks.”
(Quelle Ardgowan Pressemitteilung).
Übertragung ins Deutsche: "Das Ardgowan Infinity-Fass wurde speziell für uns entworfen und ist das erste einzigartige Fassdesign für die schottische Whiskyindustrie seit über einem Jahrhundert. Die Fässer sind speziell für eine lange Reifung ausgelegt und werden 27 Monate lang mit Bio-Sherry gelagert – weitaus länger als der Branchenstandard von 12 bis 18 Monaten. Während andere es eilig haben, ihren Whisky auf den Markt zu bringen, hat Ardgowan die bewusste Entscheidung getroffen, die Markteinführung unseres Single Malts zu verzögern, um sicherzustellen, dass wir das Beste aus diesen besonderen Fässern herausholen.“
Das geheimnisvolle Ardgowan Infinity Cask™ wurde als eingetragene Marke geschützt und wird demnach exklusiv für die Brennerei in Jerez für Ardgowan in der Größe von maximal 700 Liter medium getoastet aus europäischem Eichenholz (Herkunft spanisch Galizien) geböttchert. Nach den Scotch Whisky Regulations ist dies die maximale erlaubte Fassgröße für eine Whisky-Reifung.
Mittlerweile verlängerte man das Seasoning der Fässer mit Jerez-Sherry auf drei Jahre (Stand Juni 2025).
Auf der aktuellen Website der Ardgowan Distillery ist zu lesen, dass die spanischen Küfer die luftgetrockneten Dauben intensiv toasten, damit im Eichenholz der Zucker und andere chemische Verbindungen aktiviert werden. Die gebundenen Fässer füllen danach sie mit biologischen Sherries der Sorten Oloroso und Pedro Ximénez. Die scharfe Toastung und das Sherry-Seasoning sollen die langsame Reifung der Spirits zu Whisky fördern, damit diese eine Vielschichtigkeit der Aromen entwickeln können.
Hinweis: In der Industrie wurden Fässer mit einer Kapazität von 700 Liter gerne als Gorda bezeichnet. Die Blender setzen sie oft als Marrying Vats zum Verschneiden von Whiskies ein. Dieser Fasstyp aus amerikanischer Eiche soll seinen Ursprung in den USA haben, wo es vorwiegend im Whiskey-Handel zur Lagerung großer Mengen Whiskey diente.
Und in den Bodegas von Jerez waren die "fetten Fässer" ebenfalls bekannt: "In Jerez ist das Reifegefäß schlechthin die „bota jerezana“ mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern (entspricht 36 Arrobas). Obwohl seine Abmessungen je nach Böttcher leicht variieren können, sind sie normalerweise ungefähr wie folgt: 136 cm lang (la talla), 102 cm an der breitesten Stelle (el bojo). Die überwiegende Mehrheit der durch die Herkunftsbezeichnung geschützten Weine reift in dieser Art von Behälter, obwohl sie oft nur zu 5/6 ihres Fassungsvermögens gefüllt sind, um die Entwicklung des Hefeschleiers zu begünstigen, den wir „la flor“ nennen und der ein wesentliches Element für die „biologische Alterung“ ist. Diese Art von Fass ist auch allgemein als „bota gorda“ (fettes Fass) bekannt. Die „bota de exportación“ oder das Exportfass, das früher zum Transport des Weins verwendet wurde, hat ein Fassungsvermögen von 500 Litern (30 Arrobas) und ist 130 cm lang und 92 cm breit."
Quelle: Sherry Wine
Beipiel: Marrying Vats zerfallen bei der Speyside Convalmore Distillery, Aufnahmen von 2009.
Die Infinity Casks™ werden in der Mehrzahl in den Warehouses von Miguel Martín in Sanlúcar de Barrameda nahe des Atlantiks sowie im Süden der Stadt Jerez einem langen "seasoning for 30 [36] months" mit zertifizierten Oloroso Sherry unterzogen. Nur zehn Prozent der für Ardgowan bestimmte Fässer sollen mit Pedro Ximénez Sherry belegt werden. Die ersten Ardgowan Whiskies sollen allerdings erst nach 2030 -33 auf den Markt kommen, meint Stuart MacPherson.
"Each Infinity casks costs fifty times more than a typical cask...
but to us this cost is irrelevant, the priority is achieving a perfect balance of spirit and wood influence and time is of no consequence."
sagte Roland Grain während einer Tagung in Wien.
Investor Roland Grain ist aktuell seit März 2025 CEO des Unternehmens und der größte Anteilseigner. Er hatte auch Investoren zusammengeführt, die das Projekt förderten, darunter der Equity Fund Easton Capital mit 8,4 Millionen Pfund, gehört zur Eastman Group. Sie kommen größtenteils aus Österreich und träumten einst von einer eigenen Brennerei. Grain hatte bereits Erfahrungen in der Finanzierung von Destillerien (Cotswold, East London Liquor Co. und Lakes) gesammelt. Der passionierte Whisky-Collector Grain ist auch der Besitzer des Whisky-Fachgeschäfts und Importeurs Potstill in Wien. Roland Grain ist darüber hinaus der CEO der 1994 in Wien gegründeten IT Company Grain GmbH.
Daher ist es kein Wunder, dass das mit 97 % recyclten Aluminium bedachte und nach nordischen Formen erbaute Ardgowan-Betriebsgebäude die führenden österreichischen Architekten Spitzbart+partners entwarfen und planten. Eine architektonisch überwältgende Whisky Cathedral prägt nunmehr die Landschaft.
"The only way to own an Infinty Cask is by becoming a chieftan."
Nur 100 Chieftains oder ihre Erben werden für eine Einmalzahlung von einhundert tausend britische Pfund Sterling für hundert Jahre in den Genuss des Ardgowan-Whisky-Inhalts kommen.
Neu ist dieser Ansatz eines Infinity Casks nicht, denn auch anderen Seasoned Sherry Cask Abnehmer lassen die Dauben ihrer Fässer extensiv bis zu 36 Monaten und mehr von verschiedenen Sherry-Sorten tränken. Es ist wohl eher ein Marketing Tool, das Ardgowan sich rechtlich schützen ließ und für sich exklusiv in Anspruch nimmt.
Zahlreiche unabhängige Abfüller, darunter Celtic Events mit "McNeill's Choice Easy Bordeaux", oder Distilleries wie die in Norfolk ansässige The English Distillery mit "INFINTIY CASK Distillery Exclusive" werden wohl, wenn sie nicht rechtliche Schritte einleiten, ihre Label-Bezeichnungen überdenken.
Welche Küferei böttchert die Ardgowan Infinity-Casks?
Sechs unabhängige Tonelerias bleiben in Jerez übrig: Huberto Domecq (liefert ebenfalls an Macallan) sowie Antonio Páez Lobato, Tonelería 8 Artesano, Cask and Botas und die sehr kleine Toneleria la Tiesta.
Neu in Jerez angesiedelt ist das Unternehmen José y Miguel Martín. Der Produktionsort der Fässer liegt 80 Km von Jerez außerhalb der DOP Jerez. Bollullos par del Condado liegt nahe Huelva und gehört zur DOP Condado Huelva. Die Böttcherei Martin bezieht jedoch zusätzlich kleinere Fässer von anderen spanischen Zuliefer-Küfereien.
Erst im Oktober 2015 erwarb Martin wegen der strikten Zertifizierungsvorgaben des Consejo Regulador die in Jerez beheimatete Bodega Valdivia (ehemals Ruiz-Mateos) aus einer Konkursmasse. Das Schmuckstück der Bodega ist eine 250 Hektar große Weinlage 'Pato de la Plata', die sich in der Jerez Superior Zone befindet. Hier liegt wohl das Geheimnis der außergewöhnlichen Sherry-Qualitäten von Valdivia. Nach eigenen Aussagen erwerben sie ebenfalls alte Solera-Sherries von kleinen Bodegas. Ob, diese qualitätvollen Sherries für ein Seasoning der Miguel Martín Fässer eingesetzt werden, ist z.Z. nicht bekannt. Anzunehmen ist, dass die der Küferei angeschlossene Kellerei in Bollullos wie seither nach eigenen Angaben von rund 200 Kleinwinzern mit Weintrauben, Most oder Weinen versorgt wird.
Zur Erntemenge 2024 schreibt die in Jerez ansässige Bodega Lustau in ihrem Blog:
"Zweiunddreissig beim Consejo Regulador registrierte Einrichtungen haben Trauben von 6.873 Hektar Weinbergen geerntet und verarbeitet, die fast 1 500 Winzern und mehr als 2 000 landwirtschaftlichen Betrieben gehören. Die Gesamtproduktion ist auf 62 571 050 Kilo gestiegen, was einer Steigerung von
25,39 % gegenüber der im Jahr 2023 geernteten Menge entspricht und eine Rückkehr zu durchschnittlichen Produktionen darstellt, die näher an dem liegen, was in der Region üblich ist."
Mit dem Kauf von Valdivia erhielt Martín SL in der Folgezeit erstmals die Möglichkeit der Zertifizierung durch den Consejo Regulador de vinos de Jerez y Manzanilla. Zur Zertifizierung bestimmte Seasoning Casks müssen ausschließlich in der DO Jerez-Xérèz mindestens zwölf Monate mit Sherry aus der D.O. Jerez belegt und dort reifen. Für die Whisky-Industrie bestimmte Martín-Seasoning-Fässer mit der Auszeichnungsmöglichkeit "Matured in Sherry Casks" liegen daher derzeit in neu errichteten Lagerhäusern in Sanlúcar de Barrameda an der Atlantikküste oder in den Gebäuden der Bodega Valdivia. In einer neu erbauten gigantischen Hallenanlage an der Autobahnausfahrt von Jerez nach Puerto de Santa Maria werden ebenfalls Fässer mit Jungsherry aromatisiert. Die Reifehallen liegen übrigens direkt gegenüber der renommierten Bodega Williams & Humbert. Offiziell heißt die vom Consejo mit Namen zugelassene Bodega José y Miguel Martín.
Die oberen Aufnahmen von der Bodega Valdivia entstanden 2018. Die untere Aufnahme ist aus Google Maps Copyright.
Siehe Link zu Google Map...Copyright Quelle. Die Steelrack-Lagerhallen von José y Miguel Martín an der Zufahrt zur Autobahn nach Puerto de Santa Maria.
NB: Martín-Fässer, die früher ausschließlich in Bollullos reiften und noch reifen (siehe Fotos folgend), dürfen allerdings von den Distilleries nur als Oloroso Cask und nicht als Sherry Cask bezeichnet werden. Beispiel: Die 2013 erschienene Glenfarclas Fino Cask 1966 Release reifte 47 Jahre in drei Fino Fässern. Sie konnte daher nicht als Sherry-Fass-Reifung deklariert werden, weil das Seasoning des Fasses in Bollullos stattfand. Welcher Likörwein dabei aus welcher Region Huelva oder Jerez verwendet wurde bleibt offen.
Anmerkung: Miguel Martín hatte vor Jahren erfolglos versucht, den Begriff Sherry Cask für seine Unternehmung patentieren zu lassen.
Die Anfänge von José y Miguel Martín (Foto links).
Die neue Küferei in Bollullos Par del Condado, Huelva, von außen. In den mehrstöckigen Steelrack Warehouses in Bollollus werden die Fässer mit Likörweinen aromatisiert. Große Stainless-Tankbehälter zeigen den Bedarf an. Alle Aufnahmen sind aus dem Jahr 2018.
Eigene Whiskies...
Da die eigenen Ardgowan Whiskies erst nach 2030 erscheinen sollen, haben die Verantwortlichen eine Reihe aufgelegt, die Whiskies anderer nicht genannter schottischer Brennereien verarbeitet.
So vertreibt die Ardgowan Distillery zur Überbrückung unter dem eigenen Label CLYDEBUILT Blended Scottish Malts sowie einen Single Grain, die Ardgowans Whisky Maker Max McFarlaine auswählt und komponiert.
Selbstverständlich erweitert ein Dry Gin Ardgowan aus der eigenen in Schottland von McMillan hergestellten 1 000 l Anlage das Portfolio. Unter dem Label Blackwoods werden auch Wodka und Rum folgen. Dieser Teil der Produktion soll in Zukunft auch für andere Unternehmen Spirituosen im Lohnverfahren produzieren. Er gehört zur Distil plc Gruppe, wo Ardgowans österreichischer Investor Roland Grain 20 % Anteile hält.
Die Bedeutung der Seasoned Sherry Casks für Andalusien
Der Handel mit Seasoned Sherry Casks mit der vom Consejo Regulador Jerez 2015 eingeführten zertifizierten Ursprungsbezeichnung Jerez-Xérès-Sherry hat 2023 einen Umsatz von schätzingsweise rund 100 Millionen Euro erreicht. Es ist die Haupteinnahmequelle der registrerten Bodegas neben der ursprünglichen Funktion der Weinherstellung, die 2023 einen Umsatz von 120 Millionen Euro notierten. In diesen Zahlen sind teilweise die Umsätze der Fassbindereien der anderen andalusischen Regionen wie Montilla-Moriles oder Cordoba u.a. nicht berücksichtigt.
Quelle: Diario des Sevilla, Dezember 2024.
Die Preise für Sherry gereifte Whiskies werden in den kommenden Jahren allgemein stark ansteigen, da mittlerweile Seasoned Fässer fast zum dreifachen Preis gegenüber 2020 gehandelt werden. Insgesamt ist der internationale Fassmarkt sehr angespannt und der Wettbewerb um Fassgut nimmt zu.
Siehe hierzu ausführlich den Artikel Edrington sichert sich Sherry Fässer
So steigen die Preise der Bourbon Barrels für Großkunden auf über 180,00 Euro und mehr pro Fass (Stand Dezember 2023). Beim Fasshändler Wilhelm Eder in Bad Dürkheim kostet ein mit Rye Whiskey vorgelegtes Buffalo Trace Sazerac Cask um die 450,- Euro das Stück oder ein Garrisson Brothers 56 Liter Bourbon Fass um die 320,- Euro das Stück. Sherry-Fässer in Barrique-Größe liegen um die 950,- Euro das Stück, ein Pedro Ximénez 500 Liter Butt kostet von 1 370,- bis 1 990,- Euro das Stück (Stand Dezember 2024). Siehe den in Bad Dürkheim ansässigen Fasshändler Wilhelm Eder.
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Das Irland Journal, Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und als Whisk(e)y-Botschafter leitete er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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