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  • AutorenbildErnie - Ernst Scheiner

Bonnington. Chain Pier Whisky from Edinburgh

Aktualisiert: 13. Apr. 2022


Bonnington. Chain Pier. Neuer Whisky aus Edinburgh

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Der geschäftige Engländer John Halewood
gründete 1978 eine Weinhandelsfirma mit Sitz in Liverpool.

Halewood International profilierte sich in wenigen Jahren zu einem der großen britischen Spirituosenhändler und Hersteller, dessen breites Markenspektrum international bekannt ist. Seit April 2012 firmiert das Unternehmen unter dem Namen Halewood Artisanal Spirits mit Sitz in London. Für kurze Zeit nach 2016 war John Halewood Miteigentümer der irischen West Cork Distillers.


Es ist der Rechteinhaber der Marken The Pogues Whiskey, Whitely Whiskey und Crabbie’s Green Ginger Wines. Nahe der einstigen Produktionsstätte des früheren Ginger-Wine- und Blended-Whisky-Produzenten John Crabbie & Co in Leith entstand durch die Investition von sieben Millionen Pfund eine weitere, aber weitaus größere Betriebseinheit mit dem historischen Namen Bonnington.


Bonnington & Crabbie

Seit März 2020 (Lizenzerteilung) brannte ein kleines Team um Head Distiller Marc Watson (April 2018 bis Februar 2021) mit einer Swan Neck Wash Still (10 500 l) und einer Swan Neck Spirit Still (8 000 l) der Speyside Copper Works ein Gerstendestillat. Form und Größe der Stills richten sich nach historischen Angaben, die man in Archiven fand.


Photo Courtesy Bonnington Distillery

Die Swan Necks sind relativ kurz und mächtig breit zur Kesselgröße angelegt. Sie sollen einen "waxy spirit" mit wenig Aufreinigung erlauben. Daher sind die Schultern des Kessel breiter und flach ansteigend geformt. Die voluminösen Lyne Arms führen absinkend in die Shell and Tube Condenser, sodass eine aufreinigende Wirkung durch einen Rückfluss des kondensierenden Alkohol- Wassergemischs nicht möglich ist.


Eine Allan Ruddock Malt Mill schrotet zwei Mal am Tag das Malz. Zwölf Maischegänge werden pro Woche in einer 2,2 Tonnen großen Mash Tun durchgeführt. Geplant sind jährlich 500 000 Liter Alkohol, allerdings nicht nur vom milden Lowland Stil. Watson erzählt, dass sechs Wochen lang im August eine getorfte Malz mit 50 ppm destilliert wird.


Photo Courtesy of Bonnington Distillery

Das kristallklare Wasser wird aus demselben Brunnen der historischen Bonnington Distillery - ebenfalls Leith Distillery genannt - gezogen. In sechs Edelstahltanks mit einer Kapazität von 14 500 Litern wird die Wash von nur 10 000 Litern mit unterschiedlich ‚langen‘ Gärzeiten (48 bis mehr als 70 Stunden oder gar 115 Stunden) von einer Pinnacle Distillers Yeast vergoren.


Der New Make liegt nach einer zweifachen Destillation bei durchschnittlich 71 % vol, die unteren Abtrennpunkte enden zwischen 59 und 63,5 % vol. (andere Angaben sprechen von 76 % vol und 62 % vol.). Der Spirit Safe und die Receivers sind so konstruiert, dass zwei verschieden definierte Mittelläufe mit unterschiedlichen Abtrennpunkten gesammelt werden können. Reifen dürfen die Whiskys bei einer anfänglichen Fassfüllstärke von 63,5 % vol. sowohl im sogenannten Bonnington Bond in traditionellen Dunnage Warehouses am Ort der Brennerei als auch zunächst im Granton Industrial Estate. Das erste Fass füllten die Stillmen am 24. März 2020. Jährlich sollen 3 000 bis 3 500 folgen. Die Jahresleitung liegt bei 500 000 Litern reiner Alkohol.



Das Produkionswasser wird aus demselben Brunnen der historischen Bonnington Distillery - ebenfalls Leith Distillery genannt - gezogen. In sechs Edelstahltanks mit einer Kapazität von 14 500 Litern wird die Wash von nur 10 000 Litern mit unterschiedlich ‚langen‘ Gärzeiten (48 bis mehr als 70 Stunden) vergoren. Der New Make liegt nach einer zweifachen Destillation bei 71 % vol, die unteren Abtrennpunkte enden zwischen 59 und 63,5 % vol. Reifen dürfen die Whiskys sowohl im sogenannten Bonnington Bond in traditionellen Dunnage Warehouses am Ort der Brennerei in Bourbon-, Rum-, Port-, Oloroso, Moscatel und Pedro Ximénez Fässern. Rotwein-Barriques, darunter wertvolle Château Margaux Fässer, sind ebenfalls zu sehen.


Im Oktober 2021 füllte das Bonnington Team das 4 000ste Fass, ein Bourbon Barrel ab, in dem der Gersten-Spirit palettiert zu Whisky heranreifen wird. Wertvolle Wein Barriques lagern im Dunnage Style.



Weitere Lagerstätten sind in modernen zollfreien Racked Warehouses in Edinburghs Vorort Granton bei der Chain Pier Distillery. Bonnington plant neue Hallen außerhalb von Edinburgh.


First Class Barriques and Seasoned Manzanilla Sherry Hogsheads.
Photos Courtesy of Bonnington Distillery.

 

NB: Das Gründungsjahr der Bonnington Distillery ist wohl 1798 und geht zurück auf die Geschäftsleute Mr. Balenie und Mr. Robert Kemp.1805 erwarb sie der Whisky Baron John Haig. Produziert wurden sowohl Malt als auch Grain Whiskys (ab 1835?). Die Brennerei wurde 1853 aufgegeben, während die Lagerhäuser bis vor wenigen Jahren genutzt wurden.


Edinburghs Vorort Leith wird wieder zu einem Brennerei Standort. Der Bau im Zeitraffer.


 

Copyright John Crabbie & Co.


Chain Pier Distillery

Dort arbeitet eine Anlage des renommierten Herstellers Arnold Holstein vom Bodensee. Sie wurde 2018 strategisch errichtet, da es wegen archäologischen Ausgrabungen am Ort der Bonnington Distillery zu Verzögerungen kam.


Halewood strebte das Ziel an, den ersten Whisky nach Schließung der Scienes Distillery zu produzieren.

Im Forth Hafengebiet dampfte überraschend im Dezember 2018 ein erster Single Malt Spirit durch die Kühlröhrenkondensatoren der für sieben Millionen Pfund neu errichteten Chain Pier Micro Distillery. Die Anlage verantwortet der englische Spirituosenproduzent Halewood Wines & Spirit (neu: Halewood Artisanal Spirits). Geschickt hatten die Liverpooler 2007 einen der ältesten schottischen Markennamen des örtlichen Ginger-Beer-Händlers John Crabbie & Co (gegründet 1801) übernommen.



Chain Pier Distillery set. Courtesy of Crabbies




Mit einer einfachen 500 Liter Anlage mit einer nebenstehenden Verstärkersäule des deutschen Herstellers Arnold Holstein brannten sie dreizehn Monate lang die ersten Malt Destillate in der Hauptstadt Edinburgh seit fast hundert Jahren. Die Gärzeiten lagen zwischen 40 bis 72 Stunden.


Die ersten "heavily no. 3 charred American Oak Virgin Oak Barrels" füllte der erste Head Distiller James Lockhart:


"...we only cut the middle portion and didn't use the feints or foreshots...pure middle cut spirit."

Insgesamt füllten sie 39 Fässer ab, die am Destillationsort lagerten.


Master Blender Kirstie McCallum:


“..we have another 35 casks to play with, some sherry and Australian shiraz casks..."

Der Name Chain Pier geht auf eine Landungsbrücke bei Trinity Cresent zurück, die am 17. Oktober 1898 ein heftiger Nordseesturm zerstörte. Zur Geschichte der Anlage siehe die ausführlichen Darstellungen in http://www.grantonhistory.org/buildings/chain_pier.htm


The Chain Pier Distillery Site, the first layout as proposed o the Edinburgh Council, the Stillroom, left Dutch Istill, very small German Arnold Holstein Still with column and 500 litre Arnold Holstein Still.
Photos Courtesy Crabbies


Hintergrund: Crabbie war ein treibender Unternehmer des schottischen Whisky-Zentrums, das sich in Leith, einem Vorort von Edinburgh Mitte des 19. Jhds. zu dem Blending und Bottling Hot Spot der schottischen Whisky-Industrie entfaltete. John Crabbies Unternehmen hatte rund siebzig Distilleries im Portfolio und war einer der Motoren des Whisky-Blendens. Nach dem Erwerb der Westfield Distillery in Haddington strömte der Grain Whisky aus der dortigen Coffey Still auch nach Leith in die Crabbie Marken. Nach der Produktionseinstellung von Westfield wollte John Crabbie die Unabhängigkeit von der Distillers Company (DCL) bewahren und gründete 1885 zusammen mit den anderen Whisky Baronen, Andrew Usher und William Sanderson, die North British Grain Distillery, die bis heute Bestand hat.



Photos Courtesy of Graham Fraser 2022

The former Chain Pier Micro Distillery Site at Granton



Crabbies Whisky Reborn

Das frühere Whisky Zentrum Leith entwickelt sich mit dem zur Jahrtausendwende einsetzenden schottischen Distillery Boom zu einen modernen Produktionsort. Mehrere Brennereien entstehen.

2018 folgte parallel die strategische Auferstehung der einst vom Whisky Baron John Haig bis 1853 geführten Bonnington Brennerei im nahen Leith. Seit Januar 2019 strömen Gerstenspirits durch ein Paar Schwanenhals-Brennblasen des Betriebs. Das Team aus sieben Destillateuren läutert sieben Mashes die Woche, d.h. rund 500 000 Liter Alkohol können pro Jahr gebrannt werden. Im Oktober 2021 füllten sie bereits 4 000 Fässer, darunter Rotwein-Barriques von Chateau Margaux, Rum-, Portwein-Fässer wie auch seasoned Oloroso und Pedro Ximénez casks. Natürlich werden ebenfalls die Standard Bourbon Barrels verwendet.


Aus marketingstrategischen Gründen wollte Halewood wohl unbedingt den ersten Single Malt Whisky seit der Schließung der Sciennes Distillery im Jahre 1925 im Athen des Nordens präsentieren. Das ist ihnen mit der Chain Pier Distillery tatsächlich gelungen, denn im Januar 2022 füllten sie erfolgreich ein im Virgin American Oak Barrel No 2 (mit einem Level Three Char) gereiften dreijährigen Chain Pier Whisky mit 57 % vol in 234 Flaschen. Experimentell erarbeiteten die Chain-Pier-Stillmen unter dem erfahrenen Branchen-Veteranen David Brown Rezepte für Gin, Grain und Single Malt Whisky. Destilliert hatte ihn wohl der junge Distiller Jamie Lockhart, der seit September 2018 bei John Crabbie & Company tätig ist. 2019 nahm der Bachelor of Science in Brewing and Distilling der Heriot-Watt University die Position des Lead Distiller ein und seit Februar 2021 ist er Distillery Manager der Bonnington Brennerei. Er folgte damit Marc Watson, der seit April 2018 als Head Distiller und später bis Januar 2021 als Distillery Manager bei Chain Pier sowie Bonnington die Destillation verantwortete.


Der aktuelle Head Distiller von Bonnington Jamie Lockhart berichtet, dass sie bei Chain Pier eine geringe Maischemenge läuterten und von 40 bis zu 72 Stunden vergärten.
Bei der Herstellung des Destillats verwendeten sie nur dem Mittellauf. Vorlauf und Nachlauf wurden nicht redestilliert wie das sonst in Schottland üblich ist.
Der neue Chain Pier Whisky ist demzufolge schnell reifend.

Die jährlich mögliche Produktionsmenge der Chain Pier Distillery sollte bei 165 000 Liter liegen, doch anfangs belegten sie wöchentlich nur ein Eichenholzfass mit dem auf 63,5 % vol reduzierten New Make. Eine kleine Mash Tun, sechs Washbacks, zwei Swan Neck Pot Stills und eine 500/450? Liter Gin Still halfen ihnen dabei.


Allerdings war die Whiskyproduktion nur ein Jahr von 2018 bis 2019 aktiv. Insgesamt wurden nur 39 Fässer abgefüllt.
Die experimentelle Chain Pier Anlage wurde abgebaut.

Chain Pier Gin

Die Chain Pier Gin Still, charmant Judy genannt, kam aus Markdorf vom Hersteller Arnold Holstein. Die moderne deutsche Destillationsapparatur beeindruckt die Besucher der Bonnington Distillery, steht sich doch neben einem antiquierten schottischen Destillationssystem: Wasserdampfbeheizter Kessel mit Schürze, aufsitzender voluminöser glänzender Geisthelm, nebenstehende Verstärkerkolonne mit Dephlegmator und Kühler. Eine zweite sehr effiziente iStill mit Kolonne aus den Niederlanden wurde ebenfalls für die Destillatproduktion eingesetzt.Der diplomierte Head Distiller Marc Watson brachte seine Kompetenz ein und entwickelte acht Gin-Sorten, darunter welche mit Brombeer-, Himbeer- oder Orangenaromen. Als Partner der Scottish Rugby Union platzierten sie erfolgreich Gins, sie bei Chain Pier nach einem original John Crabbies-Rezept von 1837 aromatisierten.


NB: Zuvor hatte Watson als Brauer und Destillateur Whisky und Gin für zwei Jahre in portugiesischen Hoga-Alembics die Whisky- und Gin-Produkte in der 2014 gegründeten Lowland Distillery Eden Mill entwickelt. Er wechselte im März 2021 zur Holyrood Distillery in Edinburgh.


Unter dem Crabbies-Label vertreibt das Halewood-Unternehmen Speyside Single Malts und Highland Single Malts sowie rauchige Island-Malts, ohne dabei die Herkunft der Whiskys offenzulegen.


Neu: Edinburgh Single Malt

Eine auf 234 Flaschen limitierte Chain Pier Single Malt Einzelfassabfüllung aus Virgin American Oak Barrel Nummer Zwei wurde am 13. Januar 2022 mit 57 % vol in natürlicher Fassstärke abgefüllt. Die Inaugurale Distillery Abfüllung ist der erste Whisky, der seit fast hundert Jahren in Schottlands Hauptstadt Edinburgh produziert wurde. Destillation: 9.1.2019 in der Chain Pier Distillery.



Ausgewählt hat die am 9. Januar 2019 gebrannte Sammler-Preziose Master Blenderin Kirstie McCallum. Das Aroma-Profil wird wie folgt umschrieben:

“...light and fruity on the nose with hints of berries, forest fruits and green apples,
boasting rich caramel and sweet malt and ginger spice on the palate,
rounded off with a long, sweet and spicy finish...”

Weitere 35 Fässer mit unterschiedlichen Vorbelegungen warten auf den idealen Reifepunkt. Darunter seien Sherry gereifte Chain Pier Whiskys wie auch von Australian Shiraz Cask geprägte Whiskys.


Der Verkaufspreis liegt bei moderaten RRP £65 pro 0,7 l Flasche.

 

NB: Kirstie McCallum absolvierte and der Glasgow Caledonian University ein Studium der Chemie und promovierte dort zum Doktor der Philosophie mit einem Forschungsschwerpunkt der Analytischen Chemie. Sie war ab 2000 bei Chivas Brothers in der Qualitätskontrolle tätig und wechselte 2002 als Leiterin des Qualitätsmanagements zu Allied Distillers.


Im Jahre 2007 nahm sie zunächst die Position der Blenderin bei Burn Stewart (Bunnahabhain, Deanston, Tobermory) ein und repräsentierte als Global Bray Ambassador deren Produkte weltweit. 2016 verantwortete sie als Master Blender und Leiterin das International Blending Team von Distell.


2019 ging sie zur Glen Turner Company (Label Five, Glen Moray) und wahr als Head of Whisky Creation and Stock für deren Portfolio zuständig. Seit Januar 2021 ist sie bei Halewood Artisanal Spirits Master Blender beschäftigt.



Zum umfangreichen Spirituosen-Halewood-Portfolio zählen außerdem Wodka, Rum, Gin sowie die Whisky-Labels Gelestion’s, Peaky Blinder und Aber Falls u.a.


Bezugsquelle

 

Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in

Fachmagazinen wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.

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