Local Barley 2025. 8 Year Old. Bere.
- Ernie - Ernst Scheiner
- 20. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Apr.
von Ernie Scheiner
Der Blockbuster aus Campbeltown
elektrisiert alljährlich die internationale Whisky-Welt.
Nur 13 500 Flaschen der achtjährigen Local Barley Edition 2025,abgefüllt im Dezember 2024, verteilten sich 2025 auf die Märkte: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweden, UK und USA.
Im Frühjahr 2024 kamen lediglich 8 400 Flaschen der dreizehnjährigen Ausgabe des Local Barley 2023 in die Shops der oben genannten Länder.

Die Gerste für den Local Barley 2025 lieferte auftragsgemäß die nördlich von Campbeltown liegende High Ranachan Farm. Dort ist im Übrigen auch ein komfortables Cottage zu mieten.
Wenige hundert Meter von Paul McCartneys Low Ranachan Farm entfernt, wuchs die seltene Bere Barley. Springbanks Mälzer vermälzten diese sechsreihige Sommergerste, eine der ältesten Getreidearten des UK. Seit Jahrhunderten ist diese sechsreihige Gerste auf schottischen Feldern heimisch und wird heute auf Orkney, Islay und Kintyre angebaut. Im 19. Jhd. wurde der "90-Day-Barley" in großen Mengen in den Campbeltown Distilleries destilliert. Die bear, beir, bere genannte Sorte benötigt im schottischen Westküstenklima mit den langen Sonnentagen nur drei Monate von der Aussaat bis zur Erntereife. Allerdings sind die Bere-Ernteerträge mit aktuellen Gerstensorten wie Laureate nicht annäherend vergleichbar. Sie liegt in Kintyre bei rund drei bis vier Tonnen pro Hektar je nach klimatischen Bedingungen, während die Landwirte mit der Sommergerste Laureate Erträge im trockeneren und wärmeren Aberdeenshire sieben bis fast zehn Tonnen pro Hektar erzielen.
Nach einer langen Ruhezeit vermälzten die Matties bei Springbank auf der eigenen Tenne die Gerste und darrten das feuchte, grüne Malz unter Rauch im Kiln zunächst für rund sechs bis zwölf Stunden mit einem Peat Cocktail aus feuchtem und trockenen Torf aus den Gegenden südlich von Inverness und östlich von Peterhead. Darauf folgte eine 24 stündige Darre mit indirekt geheizter Warmluft. In den Brennblasen destillierten die Stillmen die Wash im July 2016 zweieinhalbfach. Das Resultat ist ein Rauchmalz in dem sich chemische Verbindungen Phenole, Kresole, Guajacole, Syringole in unterschiedlicher Dichte einfinden. Diese werden bei der weiteren Verarbeitung ihren anfänglichen kräftigen Rauchcharakter stufenweise bis zum Glas allmählich vermindern.
Doch diese Stärke zeigt der Whisky im Glas nicht, denn bei allen Arbeitsprozessen schwinden stets Phenole, Kresole, Guajacole, Syringole. Beim Schroten wie Maischen, wo ein Großteil der Phenole/Kresole/Guajacole/Syringole mit den Spelzen (Schale) im Treber nach dem Abläutern zurückbleibt. Je nach Intensität der Filterwirkung zeigen sich in der Würze lediglich Reste. Während einer langen Gärung können gleichfalls Phenole schwinden, wobei sich dabei wiederum neue Phenolverbindungen formen können. Doch während des Roh- und insbesondere des Feinbrands verlieren sich ebenfalls viele Phenolmengen, weil beispielsweise die Siedetemperaturen der schweren Phenolmoleküle (182 °C) doch weitaus höher liegen, als die des Alkohols (78,37 °C ). Teile bleiben wiederum in der Schlempe, in den spent lees, zurück. Geschätzt sammeln sich wohl schließlich nach neun Jahren Fassreifung eine Phenoldichte von rund 10 bis 15 ppm im fertigen Single Malt.
Fotos Copyright Springbank Distillers.
Mehr Informationen zu diesem Prozess gibt es in Ernies ausführlichen Artikel.
In den Steelrack und Dunnage Warehouses vor Ort folgte eine achtjährige Reifelagerung in 190 l Bourbon Barrels (50 %) und Sherry Casks (50 %, vermutlich 250 l Seasoned Oloroso Hogsheads). Diese prägten aromatisch und geschmacklich den bernsteinfarbigen Local Barley 2024. Abgefüllt wurden die 13 500 Flaschen der Größe 0,7 Liter selbstverständlich nicht kühlfiltriert und nicht gefärbt, mit einer Alkoholkonzentration von 58,1 % vol am 10. Dezember 2024 in Campbeltown in der neuen italienischen Abfüllanlage. Ab Distillery Shop kostetet diese Jahrgangsedition £ 90.00, das waren etwas weniger als für die ersten Local Barley Releases in den 1970er Jahren.
Das meint der World Record-verdächtige Verkoster Serge Valentin von Whiskyfun.com zu Springbanks Local Barley Opus 2025:

Copyright Whiskyfun.com
Springbank Yard in May 2024: Certified Seasoned Oloroso Hogsheads kept fresh by watering under Kintyre's sunshine. These casks were made by the coopers of the Toneleria José y Miguel Martin in Jerez. American Oak Barrels were made by ISC, Independent Stave Company, several cooperages in the U.S.A.
Preisroulette: Ein deutscher Großversender forderte von seinen Clubmitgliedern 198 Euro, andere 149,90 Euro oder 234,95 Euro, ein Schweizer Shop verlangt mit der falschen Angabe "...Gerste von Paul McCartney’s High Ranachan Farm" 300 Franken für den achtjährigen Local Barley. Ein anderer deutscher Fachhändler bietet den aktuellen Local Barley nur im Bundle mit einem Glen Scotia Victoriana 54,2 % vol für 219,90 Euro im Webshop an. Ein anderer Shop verlangt dagegen für ein Bundle aus Local Barleey 2025 und Glen Scotias Dragon Barolo Finish 319, 90Euro. Rund 350 Euro verlangt ein anderer Fachändler. Und ein bayerischer Ebay-Flipper hofft mit einem Werbefoto auf rund 350 Euro (Stand 19. März 2025).

Der vom deutschen Importeur Hanseatische Weinhandelsgesellschaft Hamburg empfohlene Verkaufspreis liegt bei 129,00 Euro pro Flasche.
Bei Springbank. Manager Gavin MacLachlan, Ernie Scheiner, Director Ranald Watson
Springbank's Tasting Notes Local Barley 8
"Nose
Notes of cracked black pepper, cigar box and sage on the nose introduce this year´s Local Barley.
Palate
There are notes of shortbread and salted caramel on the palate, along with a herbal, basil note.
Finish
A long, sweet finish with notes of toffee standing out."
Auf Deutsch
Nase
Noten von gemahlenem schwarzen Pfeffer, Zigarrenkiste und Salbei in der Nase kündigen den diesjährigen Local Barley an.
Gaumen
Am Gaumen finden sich Noten von Shortbread und gesalzenem Karamell, begleitet von einer Kräuter-Basilikum-Note.
Abgang
Ein langer, süßer Abgang mit deutlichen Toffee-Noten.
Impressionen Springbank
Die Abfüllung der Sherry Butts bei Springbank im Mai 2025.
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net . Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies.
Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Irland Journal, Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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