von Ernie Scheiner
Der King of the Lowlands ist zurück. Die feierliche Eröffnung am Donnerstag, den 7. Juni 2024 erweckte eine Distillery aus dem Gründungsjahr 1840 zu neuem Leben.
Ein neue Rose blüht in den Lowlands.
Extravagante Gebäude füllen die viktorianischen Fundamente mit neuem Leben. 50 000 Besucher werden erwartet, die jährlich Rosebank in Falkirk besuchen sollen. Sechs top gestylte Tasting Rooms ermöglichen ihnen das Verkosten von Single Malts des Macleod Konzerns, darunter Glengoyne, Tamdhu sowie exquiste Highend Malts aus der Rosebank Distillery Produktion vor 1993 und ein New Make Spirit aus der aktuellen Produktion.
Die Eintrittspreise liegen derzeit bei 25, 95 oder 300 Pfund pro Person je nach Dauer und Verkostungsprogramm (Stand Juni 2024). Eine Voranmeldung wird empfohlen.
History
Schieferdächer, Mauern deuten die Historie an, als mit Pferden getreidelte Boote Kohle-, Getreide-, Wein- und Whiskyfässer oder Eisen auf dem Forth & Clyde Canal transportierten. Rosebank Whisky ging zu den Blending Firmen nach Glasgow oder Leith. Vor dort gelangten die Rosebank Malts bis nach Australien oder den USA. Mit der Bahn auch ins Blending Centre nach Perth .
1840 ist weithin sichtbar am 30m hohen Schornstein zu lesen. Doch bereits vor 1800 distillerten sie einen Whisky an der stark befahrenen Einfallstraße in das Zentrum von Falkirk. Dort rauchten die Schlote der Brennereien Camelon und Rosebank. Die Camelon Distillery ist weitgehend verschwunden. Die Gebäude abgerissen und versunken. Nur Büsche und Gras wuchern dort, wo einst gemälzt und destilliert wurde. Im historischen Überbleibsel des Camelon Malting Gebäude Beefeater servieren sie seit 1988 vorzügliche Steaks und lokale Biere. Außerdem wird von einer Bankier Distillery Company berichtet, die bis 1830 ebenfalls am Forth & Clyde Canal Whisky produzierte und handelte.
1886 sah der Londoner Alfred Barnard nicht die in Gold gefassten großen Letter Rosebank Distillery.
Der Distillery Chronicler beschreibt vielmehr eine geschäftige Anlage mit Floor Maltings, einem Stillhouse mit drei kohlebeheizten Pot Stills (zwei 13 638 l und 6819 l) sowie Lagerhäusern mit einer Kapazität von 500 000 Gallonen, das sind 2 273 045 Liter Whisky.
Der „König der Lowlands“ war unter Blendern geschätzt
und produzierte 1886 rund 320 00 l,
hundert Jahre später 559 5650 l.
Exkurs
Dennoch existiert eine Zeichnung der wohl ersten Spirit Still der Vorläufer der James Rankine Distillery von 1840 mit einer Größe von nur 9 00 Gallon (3406,87 l). Sie ist in der Form und Größe anders aufgebaut, als jene von Abercrombie 1962 und Forsythes 2018. Der untere Teil der Swan Neck Still zeigt am Hals eine Bulb-Wölbung, einen sogenannten Reflux Ball. Die darin entstehende Aufwirbelung sowie Temperaturunterschiede des aufsteigenden Alkohol-Wasser-Dampf Gemischs führen zu einem Reflux und der damit wiederholten Kupferkontakte. Sie bewirken eine zusätzlichen Aufreinung des Abtriebs. Der Lyne Arm schien leicht senkend angelegt zu sein.
Im Gegensatz zur aktuellen in Rosebank neu installierten Spirit Still ist diese vom Fassungsvermögen, der steil ansteigenden Schultern des Kessels und des größeren Umfangs des Halses, jedoch ohne Reflux Ball, vollkommen anders konstruiert. Der Lyne Arm zeigt sich heute leicht ansteigend.
Aus welcher Zeit die historische Aufrisszeichnung stammt, ist nicht zu erkennen. Sie mag wohl aus der Zeit 1840 oder aus der Zeit des Neubaus von James Rankines Sohn Robert im Jahr 1868 stammen.
Schwierige Wiedergeburt
Als 1993 der Besitzer Diageo die Rosebank Anlage schloß, war die Trauer nicht nur in der Belegschaft, sondern auch in der Iron City groß. Die Gebäude verfielen allmählich. Doch der Wunsch zur Wiedereröffung keimte in vielen.
Whisky-Begeisterte aus Falkirk, der Unternehmer George Stewart aus Linlithgow (Gründer der neuen produzierenden Falkirk Distillery) oder der Bierbrauer Gerald Michaluk vom Isle of Arran Brewery Konsortium träumten von einer Auferstehung des "feinsten Lowland Whiskys". Diageo hatte bereits 2002 die Anlagen in einer Schenkung an die Scottish Canals übertragen. Teile der Warehouses wurden in der Folge mit Apartments überbaut.
2008 stahlen Kupferdiebe heimlich die Seele Rosebanks, die drei Pot Stills. Sie wurden eingeschmolzen. Das Interesse schwand. Die Familie Russell, Betreiber der Blending Firm (Smokehead) und der Brennereien Glengoyne und Tamdhu, griff die Idee einer Wiederbelebung von Rosebank während der Wachstumsphase der schottischen Whiskyindustrie auf. Leonard Russell von Iain Macleod Ltd. erwarb 2017 das Grundstück. Ein solides Finanzierungspolster sicherte die Restaurierung, den extensiven sowie teueren Um- und Neubau unter Beachtung der Designprinzipien: Integration von Tradition und Moderne.
Tun Room
Entstanden ist eine extravagante, imposante High Tech Anlage mit i-pad Charme der Moderne. Viktorianische Enge und Dunkelheit wichen einer Freizügigkeit und lichtdurchfluteten Großzügigkeit. Eindrucksvoll entbietet sich Besuchenden das aufsteigende Eichenparkett-Portal zum Tun Room mit seinen acht mit Holzdeckeln dauerhaft verschlossenen Oregon Pine Washbacks und einer dominant präsenten Kupferhaube Semi Mash Tun mit rotierenden Messern (17 Läutervorgänge pro Woche mit 15 00 Liter Würze, Fermentation 60 bis 62 h, flüssige Hefe).
Nur ein Mann/eine Frau pro Schicht steuert,
bzw. überwacht den Herstellungsprozess bis hin zu Destillation vom Computer Desk aus.
Computergesteuerte Pumpen, Ventile wie auch Thermostate vereinfachen die Bewegung.
Der Spirit Safe wird allerdings manuell bedient.
24 Std., sieben Tage die Woche
Die Mash Tun spiegelt nicht die viktoriansche Technologie einer rake and plough mash tun wieder. Es ist vielmehr eine in Schottland standardmässig vierleorts verbreitete 3,2 t Semi-Lauter Tun mit rotierenden Knives.
Die einzigen Überbleibsel aus der der historischen Rosebank Distillery sind die flächig an den Wänden ornamentierenden Dielen der früheren Warehouses, der gigantische Schornstein, einige Ziegel- und Kalkstein-Fassaden sowie die Four Roller Mill. Sie kam 1936 aus der Port Ellen Brennerei von Islay und stammt wohl aus den 1920er Jahren. Früher war die Robert Boby Mill aus Bury St Edmunds in Suffolk im hellen Grau gestrichen, heute meint man jedoch eine der häufig verbreiteten Porteus Schrotmühlen im typischen rot zu sehen. Das aufwendig vom Waliser Spezialisten Master Millwright Ronnie Lee in Chepstow restaurierte lärmende Ungetüm ist touristenfreundlich hinter einer Glasscheibe verborgen. Sie wurde allerdings sicherheitstechnisch mit seitlichen Schutzblechen, statt wie früher mit Gittern, optimiert, damit die früher offen liegenden Leder-Kettenantriebe der Schrotrollen nicht zu Unfällen führen.
Stillhouse
Mega anzusehen ist der spektakuläre Übergang vorbei am Backstein-gemauerten Schornstein und den Dielen aus den alten mehrstöckigen Warehouses. Hier standen einst die der Camelon Road zugewandten zwei! dampfenden Wooden Worm Tubs. Jetzt kühlen drei Pseudo-Wooden-Steel Worm Tubs im engen Innehof die Alkoholabtriebe. Die Enge des Stillhouse wich einer lichtdurchfluteten Offenheit und Weiträumigkeit. Brannten die Stillmen früher im Verborgenen, so imponieren jetzt drei glanzlackierte Schottland-typische handwerklich gedengelte elegante Pot Stills. Markant leuchten sie mit ihrer kupfernen Pracht täglich in die Nacht. Da sie mehr als eine Million Liter Gerstenspirit jährlich erzeugen sollen, entsprechen ihre sehr spezielle Formen und Kapazitäten nur proportional in der Form den Vorgängerinnen.
„The shape is the same, the size is different,”
betont Master Distiller Malcolm Rennie.
Niemand soll jedoch unbeobachtet die man doors öffnen können. Diese sind touristengeschützt mit Vorhängeschlössern (die erste in Schottland) versehen, damit werden die oft in Brennereien beschworenen sogenannten Scottish Health & Safety Regulations mehr als stringent nicht nur bei Rosebank beachtet.
Ein Fotografieren der Destillationsanlage ist selbst Journalisten nur von zwei Plätzen aus gestattet, auch die Anwesenheit von Distillery Manager Malcolm Rennie, machte es nicht möglich. Er bricht die eigenen Regeln nicht. Detailfotos sind nur mit großem Tele, wenn überhaupt spärlich möglich. Schade!
Originale Abercrombie-Rosebank-Pläne halfen den Kupferschmieden von Forsyths Replikat- Brennblasen zu entwickeln, die es erlauben, möglichst einen New Make Spirit so zu brennen, wie er früher ab Mitte 1960 bis ca. 1993 sprudelte: 15 000 l Wash Still mit abgeschnittenen platten Halsende, 10 000 l Intermediate Still mit hohem schlanken Swan Neck Hals, 8 000 l kurze und voluminöse Swan Neck Spirit Still. Ihre Größe erlaubt einen zeitökonomisch abgestimmten Ablauf der Produktionsphasen. Vorausschauend sind die Blasenabschnitte mit Flansch verbunden, sodass sie nach Kupferschwund schnell austauschbar sind. Die Lyne Arms sind leicht aufsteigend und erhöhen dadurch den Reflux schwerer Alkohole. Die Redestillation und der wiederholte Kupferkontakt erhöhen die Aufreinigung des Alkoholabtriebs. CIP ist selbstverständlich.
Die Alkohol-Konzentrationen:
First Distillation Low Wines um 21 % vol.
Intermediate Distillation High Wines um 41 % vol
Final Spirit Distillation New Make Spirit um 78 % vol.
Die Kessel werden beim Brennen wie vor 1993 von innen dampfbeheizt. Die gestohlenen kleineren Brennblasen fertigten 1962 die Kupferschmiede von R. G. Abercrombie in Alloa: Wash Still 10187 l, Intermediate Still 9587 l, Spirit Still 7628 l.
Sechs Monate dauerte die Testphase: Wahl der Gerste, Malzart, Schroten, Läutern, Hefe, Gärung, Destillationsabläufe, Temperaturen, Druck, Setzen der Cut Points, das Balancing der jeweiligen Phasen. Die jeweils richtige und angemessene Einstellung der vielen Stellschrauben musste neu gefunden und stets optimiert justiert werden.
Derzeit wird die allgemein übliche in Schottland wachsende Gerstensorte Laureate verarbeitet, das helle nicht-getorfte Malz stammt von der nahen Industrie-Mälzerei Crisp. Pro Tonne Malz erzielt Rosebank durchschnittlich 415 bis 416 Liter reinen Alkohol. Das ist ein sehr guter Wert!
Die Abfüllung des mit destillliertem Wasser auf 63,5 % vol. eingestellten Spirits in Second-Fill-Fässer unterschiedlicher Größen erfolgt in Glengoyne oder Thamdhu. In Zukunft jedoch in einem neuen zu errichteten Warehousing Centre nahe Stirling.
Für den erfahrenen Master Distiller Malcolm Rennie, der seine 35-jährige Karriere einst bei Ardbeg begann, war es eine spannende Herausforderung das Rosebank Ideal zu finden. Jetzt ist er glücklich.
Es ist ihm gelungen!
Chapeau!
Jährlich sollen rund eine Million Liter fruchtiger New Make Spirit produziert werden.
Das um die 78 % vol starke Destillat ist frisch, fruchtig,
sehr fruchtig sogar,
es erinnert an grüne Apfelscheiben, grüne Pflaumen.
Florale Noten von Frühlingsblühern zeigen sich dezent.
Und trotz dreifacher Destillation zeigt sich jedoch im Nachhall auf der Hand der gewünschte Körper des Getreides, des Malzes.
Die Viskosität des dreifach gebrannten Spirits ist ölig.
Hier wirken sich die außenliegenden, im Hof befindlichen Wormtubs mit ihren 65 bis 70 Meter langen Kupferschlangen aus.
Der Brand ist sauber und vollkommen frei von harschen Noten.
Der Alkohol ist sehr gut eingebunden und keineswegs in der Wirkung scharf auf der Zunge.
Daher wird der Rosebank New Make vorwiegend in Second Fill Casks sehr schnell reifen.
Wie sich Malcolms Spirit während der langjährigen Reifung aromatisch entwicklen wird, ist vollkommen offen. Ob er sich dabei dem Original-Aromaprofil der Rosebank Single Malts nähert, oder lediglich deren Namen trägt, wird sich in der Zukunft zeigen.
Auf jeden Fall werden diese New Rosebank Releases in acht oder zehn Jahren preislich sicherlich erschwinglicher sein.
Pseudo Wooden Worm Tubs. Eigentlich suggerieren die holzverschalten Stainless Steel Bottiche - Schlangenwannen Kondenser - Tradition. Vor 1993 waren die Worm Tubs, die Kondenser-Gebinde, ausschließlich aus Holz aufgebaut, wie es damals in Schottland üblich war.
Mitte der 1960er wurde diese Art der Spirit Kondensierung durch wirtschaftlich effizientere und kostengünstigere Gegenstrom-Kondensierer landesweit fast allen Brennereien ersetzt. Mit dem Ergebnis, dass sich der Charakter des Spirits überall änderte, nicht so bei Rosebank Neu:
"One of the great secrets of Rosebank’s unique style of single malt whisky was its use of worm tub condensers.
NB: Eine aktuelle exklusive Distillery Abfüllung eines 33-jährigen Rosebank Vintage 1989 Single Malt kostet 3 200 Pfund (650 Bottles) je 0,7 l Flin der Camelon Road asche. Damit ist Rosebank eine Exklusive Marke nur für Wohlverdienende.
Top unten links Foto Coypyright Ingvar Ronde
Vorschau
Historic Environment Scotland bewertete Rosebank als „wertvolle“ Brennerei, denn sie
„…bildet einen wichtigen historischen Industriekomplex,
der die industrielle Infrastruktur der Region demonstriert…“
Sie wurde allerdings nicht renoviert, sondern Tun Room wie auch Stillhouse entkernt und vollkommen neu aufgebaut, Teile der Außenmauern zum Canal blieben erhalten.
Eine komplett neue Konzeption der Produktionseinheiten wandelte die viktorianische Anlage in ein Hightech Unternehmen, das energieoptimierende Prozesse und Wirtschaftlichkeit miteinander integriert.
Früher arbeiteten die Stoker, Mashmen, Stillmen, Warehouse Men und Cooper auf unterschiedlichen Ebenen, jetzt ist leitungsökonomisiert der Produktionsbereich auf einer Ebene angelegt, so wie es eine zeitgemäße Destillationstechnologie 2024 erfordert.
Die Rosebank Distillery ist im 21. Jahrhundert angekommen.
In der Septemberausgabe 2024 des Highland Herold
wird ausführlich mit vielen weiteren Details
über die Produktionsprozesse der Rosebank Distillery
berichtet.
Rosebank Distillery im Jahr 2016.
Photos Copyright The Gateway to Distilleries.
Autor Ernie Ernst J. Scheiner dankt Brand Development and Advocacy Director Gordon Dundas für die individuelle Besuchsmöglichkeit sowie
Distillery Manager Malcom Rennie für das ausführliche Gespräch.
NB: Das nahe der Destillerie in der Camelon liegende Park Hotel ist keinesfalls zu empfehlen. Sehr hellhörige Zimmer, sehr schlechtes Frühstück (Bacon, Eggs und Beilagen waren kalt) wie auch das unterdurchnittliche Abendessen. Das Personal ist jedoch sehr freundlich. Das Hotel sah gewiss einmal bessere Zeiten. Guter Parkplatz am Hotel.
Neues Rosebank Distillery Feeling
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies.
Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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