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Glenglassaugh cuts back

Autorenbild: Ernie - Ernst ScheinerErnie - Ernst Scheiner

Aktualisiert: 30. Jan.



Der schottische Riese wankt....


von Ernie Scheiner



Eine persönliche Instagram-News des Glenglassaugh Distillery Production Operator, Tijay Salhotra , machte die aktuelle Entwicklung öffentlich. Die Whisky-Community ist geschockt und brachte den Betreiber Brown Forman in die Schlagzeilen. Erklärungen wurden notwendig.




Die paradiesischen Jahre des kontninuierlichen Wachstums scheinen vorüber. Die Umsätze der schottischen Whisky-Industrie sinken im zweistelligen Bereich. Ein Trend setzt sich fort.


"Figures from trade body the Food & Drink Federation (FDF) found that UK whisky exports were down by 28.5% in volume and by 36.4% in value to £2.8 billion (US$3.5bn) in the first nine months of this year, compared with the same period 2023."

Quelle: UK whisky exports drop 36%. The Spirit Business. Dezember 2024


Brennereien kündigten die Reduktion der bisher üblichen Jahresproduktionen an:


Ardbeg, entließ zwei Mitarbeiter und reduzierte die Schichten, man produziert nur noch die Hälfte der normalen Leistung;

Bowmore, der Spirit-Strom vermindert sich von 1,8 Millionen Liter auf eine Million Liter, die Silent Perioden werden länger;

Bruichladdich, Caol Ila oder Glenmorangie mindern die Jahresproduktion...andere folgten oder folgen.


Die Whisky-Hersteller reagieren auf die weltweit sinkende Nachfrage nach Scotch Whisky. Die Jahre der exzessiven Expansion nicht nur in Schottland, die Verdopplung der Produktionskapazitäten vieler bestehender Brennereien, der Neubau ultramoderner Produktionsanlagen und die neuen Craft Distilleries verspüren einen kräftigen Gegenwind. Die Spirituosenkonzerne und Distilleries fallen in eine heftige Rezession. Cash Flow und Gewinne schwinden bedrohlich. Manager reagieren mit Entlassungen, periodischen Stilllegungen, Schließungen, Produktionsreduktionen, Dumping Preisen und Umstrukturierungen.



Der Knall

 

Glenglassaughs Production Operator Tijay Salhotra machte am 27. Januar 2024 auf Instagram die plötzliche Kündigung des Arbeitsverhältnisses durch den amerikanischen Betreiber Brown Forman fühlbar enttäuschend kund:

 

Spirit flows at Glenglassaugh...zeitweise wird ab 2025 kein Spirit bei Glenglassaugh fließen.
Spirit flows at Glenglassaugh...zeitweise wird ab 2025 kein Spirit bei Glenglassaugh fließen.

"And just like that my time at Glenglassaugh and Brown Forman has come to an end.
Due to the decline in the whisky industry and a change in the corporations activities, Glenglassaugh is closing for a while and production roles made redundant.
It’s been an amazing 3 years with the company, beginning from my time at Glendronach in the visitor centre and the last 2 years at the helm of Glenglassaugh."


Die persönliche Nachricht irritierte Brown Forman und den International Brand Manager Stewart Buchanan, da sie eine dauerhafte Schließung der Brennerei suggerierte. Sie passte keineswegs in das harmonische Bild des Marketing Managements, das mit einem Marken Relaunch die Glenglassaugh Single Malts wieder populärer machen wollte.


Elizabeth Convay, die Brown Forman Direktorin für Kommunikation erkärte in The Spirits Business am 28. Januar 2025 zur Situation folgendes:


“We are implementing a shared production model with BenRiach, which will involve periods of production alongside occasional silent seasons, as has been the case traditionally. This allows us to optimise resources and expertise across both distilleries.

“This shared production model, and our ongoing demand planning process, resulted in a small number of redundancies. We deeply value the contributions of those impacted and are committed to providing support to them throughout this process.

“Our commitment to crafting exceptional whiskies remains as strong as ever, and we are grateful for the continued support and enthusiasm of our customers and markets worldwide.”


Übertragung: „Wir führen ein gemeinsames Produktionsmodell mit BenRiach ein, das, wie traditionell üblich, Produktionsperioden und gelegentliche Ruhezeiten umfasst. Dadurch können wir Ressourcen und Fachwissen in beiden Destillerien optimieren.

„Dieses gemeinsame Produktionsmodell und unser fortlaufender Bedarfsplanungsprozess führten zu einer kleinen Anzahl von Entlassungen. Wir schätzen die Beiträge der Betroffenen sehr und sind entschlossen, sie während dieses Prozesses zu unterstützen.

„Unser Engagement für die Herstellung außergewöhnlicher Whiskys ist nach wie vor so stark wie eh und je und wir sind dankbar für die anhaltende Unterstützung und Begeisterung unserer Kunden und Märkte weltweit.“


Einer der Gründe für diese Entscheidung wird wohl der Umsatzeinbruch von [vorwiegend] Benriach und Glenglassaugh sein: 22 % finanzieller Rückgang.

Die Salhotra-Nachricht kam allerdings nicht unerwartet, denn seit einiger Zeit war das Glenglassaugh Besucherzentrum der East Highland Distillery bereits geschlossen. Die Produktion gedrosselt. So wird berichtet, dass die Mitarbeiter sich weitaus mehr mit Warehouse-Tätigkeiten beschäftigten, als mit dem Brennen von Whisky. Eigentlich waren seit Schließung der Brennerei im Jahr 1986 die weitläufigen Steelrack- und Dunnage-Lagerhäuser beliebte Stauräume für so manche Speyside Distillery.


Nach dem Erwerb der Produktionsstätte durch das Benriach Konsortium unter der Federführung von Billy Walker im Jahr 2013 wurde es nach den ersten spontanen Renovierungsarbeiten wieder ruhig um die Brennerei an der Nordseeküste von Portsoy. Das Standard-Glenglassaugh Portfolio dümpelte vor sich hin.


Floor Maltings wurden sofort nach der Übernahme durch Billy Walker entrümpelt und gesäubert.
Floor Maltings wurden sofort nach der Übernahme durch Billy Walker entrümpelt und gesäubert.
Die Stills wurden renoviert.
Die Stills wurden renoviert.


Dem umtriebigen und sehr erfahrenen Master Distiller Stuart Nickerson gelang es zusammen mit Ronnie Routledge nach der Wiederinbetriebnahme durch die Scaent Gruppe im Jahr 2008, die seit 1986 geschlossene Brennerei wieder mit einem bemerkenswerten innovativen Portfolio in das Bewusstsein der globalen Whisky Community zu bringen. Das erfolgreiche Cask Owner Programm spülte investive Mittel in die aufstrebende Distillery. In Deutschland war es insbesondere der engagierte Importeur Andrea Caminneci, der hierzulande Glenglassaugh beträchtliche Umsätze bescherte und die Marke in den Anfangsjahren unter Whisky-Kennern popuplär machte.


Finest Spirits & Beer Convention Bochum 2014. Detlef Sommer, Andrea Caminneci, Stuart Nickerson.
Finest Spirits & Beer Convention Bochum 2014. Detlef Sommer, Andrea Caminneci, Stuart Nickerson.


Eine Glenglassaugh Revival Release schürte neue Hoffnungen.





Ein historischer Augenblick. Investor Billy Walker trifft sich mit Stuart Nickerson zur Schlüssel- und Dokumentenübergabe in der Verwaltung der Glenglassaugh Distillery in Portsoy. Stuart war sichtlich erschüttert von den aktuellen Entwicklungen, hatte er doch mit viel Herzblut und Engagement die Brennereianlagen renoviert und die Destillation des Glenglassaugh New Makes optimiert.


In der Presseveröffentlichung war im März 2013 folgendes zu lesen:


“We’re really delighted to buy Glenglassaugh, a renowned Highland single malt with a rich and distinguished heritage.

It’s an excellent complementary fit with our existing BenRiach and GlenDronach brands. Part of its attraction to us is that it isn’t too large for our portfolio but its potential in contributing to the group certainly is.


It’s our intention to bring this iconic distillery fully back to life by giving it the investment, commitment and care it deserves. I believe our whisky expertise, proven brand-building ability and strong routes to market will help take Glenglassaugh to the next level.”



Stuart Nickerson und Billy Walker am Tag der Schlüsselübergabe im  April 2013. Copyright Ernie Scheiner.
Stuart Nickerson und Billy Walker am Tag der Schlüsselübergabe im April 2013. Copyright Ernie Scheiner.




Leider entwickelte sich die Aufmerksamkeit der neuen Besitzer um Billy Walker nicht weiter zu einem marktfähigen Portfolio. Walkers Interesse gehörte vorwiegend der Produktentwicklung von Glendronach. Aufsehen erregten lediglich die Walker Glenglassaugh Releases aus den alten 70er und 80er Lagerbeständen.



Rare Bottlings by Stuart Nickerson and by Billy Walker seen at a friend's.
Rare Bottlings by Stuart Nickerson and by Billy Walker seen at a friend's.

Der Glenglassaugh Torfa markierte einen Neuanfang, der sich allerdings nicht differenziert mit einer neuen Produktlinie fortsetzte, um so die Marktpräsenz zu stabilisieren und zu erweitern.





Der Verkauf an den amerikanischen Konzern Brown Forman kam überraschend. Die Brown-Forman Corporation (Jack Daniel‘s) hatte schließlich 2016 die Übernahme der Benriach Distillery Company Ltd. (Glenglassaugh, BenRiach, GlenDronach, Newbridge Bottling Plant) für rund 285 Millionen Pfund vollzogen.


Ein werbeträchtiger Relaunch mit den Single Malts 12 Year Old, Sandend und Portsoy machte 2023 neue Hoffnungen.


Courtesy Glenglassaugh Distillery
Courtesy Glenglassaugh Distillery


Produktionseinstellung auf Zeit

Die Produktion der fully hands-on Distillery Glenglassaugh sollte 2024 laut Ingvar Ronde auf 620 000 Liter reinen Alkohol steigen.


Im Januar 2025 neigte sich die Glenglassaugh Blüte einem überraschenden Ende zu. Die Produktion wurde bis auf Weiteres eingestellt.


Das Team um den jungen Production Operator Tijay Salhotra wurde aufgelöst. Der Quereinsteiger kam von der Glendronach Distillery.


Nach Aussagen von Brown Forman soll die Produktion im Zusammenwirken mit der Benriach Distillery wechselseitig zu bestimmten Phasen in ein „shared production model“  je nach Bedarf  fortgeführt werden. Demnach wird bei Benriach wohl ebenfalls die Produktion in der sogenannten Silent Season zurückgefahren.


Es bleibt abzuwarten wie sich die wechselhafte Glenglassaugh Distillery Story in der nahen Zukunft tatsächlich weiter entfalten wird.
Eines ist sicher: Der Schaden wird allerdings beträchtlich sein, denn die über Jahre erarbeitete und tradierte Expertise von Graham Eunson (Tomatin), Stuart Nickerson (Tipperary), Mhairi Winters (The Cairn), Billy Walker (Glenallachie), Alan McConnochie (Glenallachie) und Tijay Salhotra ging mit der Auflösung des Teams verloren.

Graham Eunson, Stuart Nickerson, Mhairi Winters, Alan McConnochie, Billy Walker (leider kein Foto von Tijay Salhotra)



 

Rare Find

Glenglassaugh 41 Jahre 1968/2010. The Manager`s Legacy Bert Forsyth, distilled 1968, bottled 2010, refill Sherry butt 44.9% abv, only 300 bottles..handfilled at Glenglassaugh...Portsoy...a rare and a very special dram of a life time....feeling highly privileged




Brighter Days

Glenglassaugh Distillery
Glenglassaugh Distillery

 

Trend


Der amerikanische Konzern Brown Forman zeigt bereits erste Spuren der Weltmarktveränderung.

Mitte Januar kündigte der Konzern die Schließung der 1945 gegründeten Brown-Forman Cooperage an (früher unter dem Namen Bluegrass Cooperage bekannt). Damit wird die älteste Böttcherei in Kentucky zur Geschichte. Die bisher als Louisville Cooperage firmierende Küferei schließt am 25. April 2025 die Pforten. 210 Personen verlieren ihre Einkünfte und den Arbeitsplatz. Täglich banden die Küfer in der zweitgrößten Kentucky Cooperage rund 2 500 American Standard Barrels aus amerikanischer Weiseiche. Laut Brown Forman sollen die Barrels zur Whiskey Maturation zukünftig von Drittanbietern kommen.


Weitere 400 Mitarbeiter werden im Brown Forman Konzern ihren Arbeitsplatz verlieren. Jährlich sollen somit 60 bis 70 Millionen Dollar eingespart werden. Welche anderen Produkte vom Markt genommen werden ist offen. Weitere abträgliche Auswirkungen der US Wirtschaft auf die wirtschaftliche Entwicklung der Whiskey Industrie bleibt abzuwarten. Auch die Bourbon-Hersteller haben in den vergangenen Jahren expandiert. Das Ergebnis: Deren Rackhouses sind mit Fässern voll gestopft. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Märkte weiter entwickeln und welche Brennerei-Schließungen in den kommenden Jahren tatsächlich folgen. Nach den Plänen der Manager sollen rund 12,4 % der 5 400 Personen-Belegschaft ihre Arbeistplätze verlieren.



Die Louisville Cooperage, aka Bluegrass Cooperage wird Geschichte


Slane Castle Distillery

Blicken wir nach Irland. Wie sich die wirtschaftlichen Veränderungen auf die irische Distillery Slane auswirken werden, bleibt abzuwarten. Seit der Übernahme, der von Lord Henry Mount Charles und seinem Sohn Alex gegründeten Slane Castle Whisky Gesellschaft, im Jahr 2015 durch Brown Forman hat sich der jährliche Verlust auf 3,2 Millionen Euro (2023 ) erhöht. In der Summe kommen laut Irish Times somit für den Besitzer Brown Forman rund 25,7 Millionen Euro zusammen.


Die Signale sind jedoch positiv. So wuchsen die Whiskey Exporte Irlands um 14 % im Wirtschaftsjahr 2024 . Damit lagen die Leistungszahlen der irischen Whiskey Industrie gegen den internationalen Trend, insbesondere im Vergleich zu ihren Celtic Cousins in Scotland. Selbst in Deutschland stiegen die irischen Whiskey-Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 11 %.


Slane Team in 2014.



 


Stroll around Glenglassaugh Distillery
and enjoy lots of photos at




 

Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net  Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in

Fachmagazinen

wie Irland Journal, Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.


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