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  • AutorenbildErnie - Ernst Scheiner

BrewDog. The Making of Spirits

Aktualisiert: 9. Mai




BREWDOG. Innovation in Bier und Spirituosen


Junge Brauer und Brenner produzieren innovative Biere und Spirituosen,

die weltweit Aufsehen erregen.


Reprint Highland Herold Herbst 2022

mit Aktualisierungen 2023


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Aktuell Mai 2024. Gründer James Watt tritt als aktiver Manager zurück.

Nach den vielen Querelen mit Mobbing - Anwürfen von Mitarbeitern u.a.

Culture of Fear Problemen schied Watt aus dem Leitungsteam aus.

Die folgende Darstellung im Guardian ist lesenswert:




In Aberdeenshire finden Liebhaber des Craft Bieres eine Brennerei mit Namen BrewDog Co. Distilling, früher Lone Wolf oder Granite City Craft Distillery genannt. James Watt und Martin Dickie revolutionierten die Brauindustrie. Die Frustration über chemische Biere war ihr Antrieb. In einer Garage begannen die „Beer Punks“ 2007 mit dem Brauen von Bieren, die nicht der Industriekultur entsprachen.


Die Voraussetzungen waren günstig, sie kannten sich seit Kindertagen, denn Dickie hatte am Centre for Brewing and Distilling der Heriot-Watt University in Edinburgh graduiert und arbeitete danach zwei Jahre in der Thornbridge Craft Brewery in Derbyshire, während James an der Edinburgh University den Titel Bachelor of Laws erwarb. Heute (Stand 2021) schätzt die Finanzwelt den globalen Konzern – mit gut 100 000 weiteren Anteilseignern, darunter seit 2017 der amerikanische private equity fund TSG Consumer Partners mit 22 % – auf einen Marktwert von rund zwei Milliarden Euro. Brauereien finden sich in Ellon, Columbus, Brisbane oder Berlin. Über hundert BrewDog Bars schenken weltweit ihre schmackhaften IPAs sowie Spirituosen aus: Gin, Wodka, Rum, Brandy oder Whisky. Ihre Getränke werden international unter dem Label BrewDog vermarktet, z.B. als BrewDog ALD IPA in den Aldi Süd Filialen.



In einer „multi-purpose distillery“ brennen Stillmen Brände mit einem „most versatile distillation system“, das die Experten des deutschen Anlagenbauers Arnold Holstein aus Markdorf zusammen mit BrewDog planten.


„Bei BrewDog musste natürlich alles dem technisch-modernsten Anforderungen genügen und bestimmten Design-Wünschen entsprechen,“

betont Ingenieur Volker Dietrich mit einer 30-jährigen Berufserfahrung. Steven Kersley, der Director of Distilling – MSc in Brewing and Distilling von Heriot Watt sowie BSc in Chemie der Glasgow University - und Martin Dickie formulierten ihre Ideen.


„Energiesparende Maßnahmen von der Maischevorwärmung bis hin zu alternativen Energierückgewinnungssystemen…“

wurden in die versierte, international mehrfach bewährte Holstein-Technologie bei BrewDog implementiert. Besucher dürfen keine klassische Brennerei erwarten, sondern bestaunen ein welteinzigartiges Konglomerat von multifunktionalen Brennapparaturen, das eine zeitökonomische Umsetzung von unterschiedlichen Spirituosensorten je nach marktstrategischen Zielen erlaubt.


Eine komplexe Brennanlage wurde vom deutschen Hersteller Arnold Holstein konzipiert und erstellt.
Fotos Copyright Kirsch Import

Die Basis der „Beer Barons“ bereitete 2017 ein erster Spirit aus 50 % Weizen und 50 % Gerste. Lieferanten sind die Mälzereien Simpsons, Muntons bis Crisp. Damit sich ihre Whiskys aromatisch gut entfalten, experimentierten sie mit alten Gerstensorten wie Golden Promise oder Maris Otter. Unterschiedlich starke roasting levels und Malz-Mischungen, darunter geröstetes 15 % Münchner Malz, wie auch Hefesstränge mündeten in intensiv fruchtige Spirits. Zwei Läuterbottiche mit 2,5 Tonnen und 8 Tonnen Fassungsvermögen versorgen 9 Gärbottiche – zwei 80.000 und sieben 15.000 Liter - mit einer Würze, die im Schnitt fünf Tage lang vergärt und eine Konzentration von 9 % vol erzielt (2022). Der emsige Kersley betont:


„Wir experimentieren viel mit Hefen, von traditionellen Hefestämmen bis hin zu Bierhefen, Weinhefen und dergleichen.“

In einer Rauhbrandeinheit aus einem dampfbadbeheizten 3.000 Literkessel, einem Schwanenhals mit drei linsenförmigen Balls – sie erhöhen den Rückfluss und Kupferkontakt um ein Vielfaches – sowie einer Verstärkerkolonne mit acht Böden fraktionieren die BrewDogs eine Wash aus Weizen, Roggen oder Mais zu Grunddestillaten für ihr Grain-, Gin- oder Wodka-Portfolio. Beim achtstündigen Rohbrand der Whisky-Destillate wird die Rektifikationssäule nicht aktiviert, da sonst die Alkoholkonzentration von 60 bis zu 90 % vol ansteigt, was nicht gewünscht wird.


Alternativ dazu durchströmen Alkoholdämpfe einer siedenden Gerstenmalz-Wash im folgenden Schritt eine zweite gleichgroße Swan Neck Still ohne Reflux Balls mit extrem dünnen Lyne Arm und einer kürzeren Verstärkerkolonne. Die Low Wines liegen bei 24 bis 25 % vol. Alkohol. Die Wash Still verwandelt sich bei bestimmten Whisky-Sorten in eine Spirit Still.


„Die zweite Destillation dauert sechs Stunden, die Alkoholkonzentration des New Make ist abhängig von der jeweiligen Rezeptur…
bei Single Malt liegt sie bei rund 72 % vol und bei Grain Whisky um die 85 % vol,“

erklärt Whiskymacher Kersley,


„…wir destillieren nur nicht-getorfte Malzsorten…Unser Malz-Destillat präsentiert feine tropische Früchte, was auf die intensive Arbeit zurückzuführen ist, die wir zur Perfektionierung unserer Gärung geleistet haben.
Der Grain Spirit ist hingegen weicher und hat eine malzige Kopfnote mit darunter liegenden dunklen Früchten…die Fässer füllen wir mit 63,5 % vol.“

So entsteht der Seven Day BrewDog Wodka aus Gersten- und Weizenmalz während einer Herstellungsphase von sieben Tagen. Die Dogs destillieren den schottischen Klaren zunächst in einer ersten Holstein Swan Neck – einer Brennblase mit drei Rückflusskugeln, nach eigenen Angaben seien es die ersten der Welt – und anschließend in einer 18,5 Meter hohen Säulenkolonne. Beide Destillationsverläufe erlauben daher dem Alkohol-Wasserdampfgemisch sehr viel reinigenden Kupferkontakt und münden in einen „…kristallklaren, sanften Spirit. So gut, dass er nur einmal gefiltert wird, um seinen Charakter zu bewahren.“ Vorteil dieses effizienten Verfahrens ist, dass der sonst typische alkoholische Charakter eines Wodkas sich beim BrewDog keineswegs in der Nase ausprägt. Abgefüllt wird das Wochen-Produkt mit 40 % vol. In der Nase erscheint er „…sanft und weich mit zarten Vanillearomen, Puderzucker und einem Hauch von Kakao.“ Auf der Zunge ist er „…cremig mit leichter Süße, zu der sich geröstete Walnuss und Getreidenoten gesellen.“


Fotos Copyright Kirsch Import und BrewDog.

Die Holstein-Apparatur dient ebenfalls zur doppelten Destillation eines White Rum aus einer Mixtur von Rum- und Rotweinhefestämmen vergorenen Melasse-Wassermischung. Der Vorlauf der zweiten langsamen Destillation wird wegen der aromatischen Ester sehr früh getrennt, während der Mittellauf fünf Stunden andauert. Der Abtrieb des Nachlaufs verhindert ein „early cut“, damit „Aromen von tropischen Früchten, Ananas, Mango sowie dunklen Früchten wie reife Pflaumen, Rosinen aber auch dezente Noten von Erdbeeren und Lychees erhalten bleiben,“ erklärt der experimentierfreudige junge einunddreißigjährige frühere Diageo Site Operations Manager. Vor der Abfüllung wird der aromatisierte Rum durch die Beigabe von Invertzucker geschmacklich abgerundet und damit zu einer süffigen Spirituose.


Die Komplexität der multifunktionalen Destillationstechnologie kulminiert in einer imposanten Rektifikationssäule ohne Kessel. Die „Mighty Lone Wolf Demethylation Column“ reicht in der Werkhalle bis zur Decke und reinigt die Grunddestillate auf:


„We've removed a section of our brewhouse roof and installed a colossal 18,5 metre high 60-plate rectification column, to get the purest, cleanest spirit possible,“

sagt der schöpferische Steven,

„Destillate mit einer Stärke von bis zu 96,2 % vol werden dort erreicht.“

Dies ist auch notwendig, da nach dem Gesetz in Großbritannien das Wodka-Destillat mindestens eine Alkoholkonzentration von 96 % vol aufweisen muss. Nach eigenen Angaben wird der Rogue Wave Single Malt Vodka aus einer Mischung Gersten- und Weizenmalz „… über einen Zeitraum von 7 Tagen destilliert und der Alkoholdampf durchströmt die erste Dreifach-Blasen-Destillierkolonne der Welt, bevor er auf die 18,5-Meter-Säule trifft, je höher er steigt, desto reiner wird er. Extremer Kupferkontakt sorgt für kompromisslose Qualität. Das Destillat wird nur einmal gefiltert, damit der Spirit seine Seele behält. Knackig, sauber, mit subtilen Noten von Puderzucker und Vanille.“


In einem dritten 500 Liter Kessel von Arnold Holstein mit einem formschön gedengelten Helm sowie seitiger Rektifikationssäule mazerisieren und aromatisieren sie ihre Medaillen-dekorierten Gin-Variationen (bis zu 74 % vol) mit Pflanzen- und Gewürzmischungen. Die einfallsreichen Destillateure brennen in der charmant als „Pilot Still“ umschriebenen Anlage darüber hinaus Brandy (Branntwein) sowie Rum. Aus Weizen, Mais, Roggen und Gerste entstehen sowohl Single Grain als auch Single Malts, sogar ein Single Blend. Im ersten Mikro-50-Liter Brennkessel kultivierte das BrewDog-Team den ersten „one shot gin.“ Der Lone Wolfe Cloudy Lemon entfaltete sich in den Bars zu einem Blockbuster:


„Wir haben unseren Gin sechs Tage lang mit frischer Zitronenschale mazeriert, was sich als Albtraum herausstellte - wir verbrauchen siebzehn Kilo frische Zitronenschalen für jede Charge, aber wir erhalten ein herrliches Zitronenschalenaroma.“


Die gesamte Brennerei wanderte seit Frühjahr 2022 auf die gegenüberliegende Straßenseite und vergrößert zukünftig ihren Ausstoß beträchtlich. Die Produktion wird raumsparend, energetisch ideal positioniert und mit neuen Rohren verbunden. Dazu gesellt sich die versatile triple bubble wash still. Sie beschleunigt mengenmäßig die Destillation ab September. Kersley betont freudig:


„Sie ist ein Duplikat…Wir fügen eine brandneue 10.000-Liter-Destillationsanlage hinzu, die es uns ermöglichen wird, deutlich mehr Whisky zu produzieren, als wir es in der Vergangenheit je konnten.“

Wie bei ihrer Vorgängerin wird die Anlage mit einem precooler sowie einer Technik ausgestattet, die einen einmaligen Destillationslauf ermöglicht. Es können dabei Vor-, Mittel- und Nachlauf ohne einen zweiten Brennvorgang sauber voneinander getrennt werden. Der derart gewonnene New Make wird in einem nicht genannten Mischungsverhältnis zusammen mit dem New Make aus der doppelten Destillation zur Reifung ins Fass gegeben.


Fotos Copyright Kirsch Import

Allerlei Fasskulturen - Standard Bourbon Barrel, Virgin Oak, Oloroso- und Pedro Ximénez-Fässer über französische Rotwein-Barriques bis hin zu wieder aufbereiteten STR Casks (shaved, toasted, charred)- erlauben eine Reifung in einem temperatur- und feuchtigkeitsgesteuerten Lager. Dieser Luxus ermöglicht für die 600 Fässer die Nachbildung eines jedweden Klimas und bei künstlich erhöhten Temperaturen um die 25 Grad eine Turbo-Reifung der Whisky-Spirits. Head Distiller Kersley meint:


„Die Auswirkung auf das Geschmacksprofil besteht darin, dass die Interaktion des Fasses mit dem Destillat verstärkt wird.
Der reifende Spirit ist zu einem früheren Zeitpunkt deutlich zugänglicher.
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Reifung ist jedoch das Fass, und wir stellen absolut sicher, dass das Holz, das wir beziehen, und jedes Fass, das wir befüllen, unseren anspruchsvollen Standards entspricht.“

Ein im Brauwesen üblicher Mash Filter soll in Zukunft insbesondere die Verarbeitung von Roggen erleichtern. Im Ergebnis ist das BrewDog Spirituosen Portfolio sehr diversifiziert und wird sowohl direkt als auch im deutschen Einzelhandel vermarktet. BrewDog Whiskys werden allerdings nicht in naher Zukunft die Regale schmücken. Der Stock sei noch zu klein. Ein Zeitpunkt stehe noch nicht fest.


Neue Pläne eröffneten sich mit dem im Jahr 2021 erfolgten Kauf des 37 km2 großen Kinrara Estates südwestlich des Touristenorts Aviemore. Die „Beer Barons“ erwarben vom Brüderpaar Duncan und Kevin Fletcher das in Jäger- und Anglerkreisen gerühmte Jagdgebiet. Zuvor hatte 2018 die WildLand Ltd. des dänischen Multimilliardärs Anders Holch Polvsen - derzeit der größte Landbesitzer Schottlands mit über 93 000 ha Grund - Teile des Landguts (409 ha), darunter die idyllisch am River Spey 1804 erbaute Zwölf Zimmer-Sommerresidenz der Duchess of Gordon für günstige drei Million Pfund gekauft.


Povlsen ist seit 2005 mit dem riesigen 41 191 acre-Glenfeshie Estate einer der Nachbarn. Medien berichten von einem BrewDog-Kaufpreis um die zehn Millionen Pfund. Marketingeffizient soll sich in den Monadliath Mountains ein BrewDog Lost Forest mit Birken, Eichen, Eschen und Scots Pine ausbreiten. Millionenschwere Zuschüsse des Scottish Government erleichtern den werbewirksamen Auftritt der „Beer Rebels“, denn mit der Wiederaufforstung wären nach eigenen Angaben jährlich rund 550 000 Tonnen CO2 einzusparen.


Die seit 2017 auf einem Teil des Estate in einem umgewidmeten Stall bestehende Kinrara Gin Distillery, die Duncan und seiner Gemahlin sowie Bruder Kevin Fletcher gehört (Stand 2023), sollte eigentlich auch einmal Whisky produzieren. Ob BrewDog die Brennerei-Pläne mit dem neuen Head Distiller Dan Levi, er kommt ursprünglich aus Straßburg, auf den portugiesischen Hoga Alembics der Kinrara Gin Distillery umsetzen wird, bleibt abzuwarten.


Kinrara Gin Distillery. Photos Courtesy Kinrara Distillery.



Die jungen „Green Lairds“ James und Dickie werden nach eigenen Aussagen BrewDog zu einer „carbon negative company“ entwickeln. Sie sprechen auch von einer Einsparung von einer Million Tonnen in den kommenden hundert Jahren. 2022 sollen eine Million Bäume gepflanzt sei. Weitere emissionsreduzierende Investitionen wie ein Biogas-Generator, Biomethan-Gas-Heizsteme und Abwasserfiltersysteme sollen zukünftig den Weg zu einem klimaneutralen Bier- und Spirituosen Konzern ebenen.


„Wir entfernen jetzt doppelt so viel Kohlenstoff aus der Luft, wie wir jedes Jahr ausstoßen, während wir gleichzeitig alles tun, um unseren Kohlenstoff-Fußabdruck auf Null zu reduzieren.
Indem wir doppelt so viel Kohlenstoff entfernen, wie wir ausstoßen, stellen wir sicher, dass wir einen positiven Einfluss auf unseren Planeten haben…BrewDog ist offiziell das erste kohlenstoffnegative Bier der Welt!“

meint selbstbewusst Beer Punk Watt. Ob der 38-jährige dabei die weltweit verstreuten Bars und Shops berücksichtigt hat, ist nicht bekannt.


Werbewirksam überraschte der wegen seines rüden Führungsstils - Culture of Fear - in die Kritik geratene „Captain Watt“ rund 750 Mitarbeiter mit einem Beteiligungskonzept des Benefit Trust, den er zum fünfzehnjährigen Jubiläum einrichtete. Außerdem sollen Bar-Mitarbeiter an den direkten Gewinnumsätzen mit 50% beteiligt werden.


Der Wrath of Staff, der Zorn der 61 BrewDog Mitarbeiter traf die Geschäftsführung hart, sehr hart. Die Verletzung der ethischen Grundsätze und Regeln führte zum Verlust der zwei Jahre zuvor von James Watt hochgelobten Vereinbarung und B Corp Status:


“...global community of businesses that meet the highest standards of verified social & environmental performance to help build a better world”.

Der Guardian berichtete im Dezember 2022 überraschend:


„BrewDog ist keine zertifizierte B Corp mehr“,
sagte ein Sprecher von B Lab.
„B Lab äußert sich nicht zu Unternehmen, die nicht mehr zur B Corp-Community gehören."

Im Mai 2024 folgte der notwendige Schritt. Der ehemalige "Beer Punk" James Watt hatte mit seinem Führungsstil, Verhalten, Rechtsstreitigen und die Strategien der anfängliche Garagen-Bier-Kultur verlassen. Seine Culture of Fear Führung hatte BrewDog und den CEO James Watt massiv in die negativen Schlagzeilen gebracht. Die Auswirkung von BrewDog nahm einen großen Schaden.



Nach 17 erfolgreichen Jahren, von der Garage zu einer globalen mainstream brand tritt der 42-Jährige aus der Führung zurück. Sein Nachfolger James Arrow soll den Konzern wieder in die Erfolgspur bringen und die finanziellen Verluste - 2023 £ 30,5 Millionen - eingrenzen.


Watt, so berichtet der Guardian, hält selbst 21 % Anteile an der Firma. Er wird zukünftig den Ehrentitel "captain and co-founder" führen.


Im Januar 2024 kam ein weiterer Rückschritt von der mitarbeiterfreundlichen Lohnstruktur. Neue Mitarbeiter werden nicht mehr nach dem "real living wage"- Prinzip bezahlt, sondern erhalten den im UK gesetzlich festgesetzten geringeren Mindestlohn.


Stand heute werden 2530 Personen in der Verwaltung, den vier Brauereien und über 120 Pubs beschäftigt.


Bereits 2017 hatte BrewDog 22 % der Anteile an einen amerikanischen Equity Fund TSG Consumer Partners veräussert. Gerüchte über den Verkauf weiterer Anteile kursieren.



 


Technik: Pot Still. Drei Linsen


„Die drei Linsen Reflux Pot Still wurde in einem ausgedehnten Design-Funktionsgespräch mit BrewDog entwickelt,“ erinnert sich der Entwickler Dietrich. Den Effekt der dreifachen Verwirbelung beschreibt er:

„Die Stillmen erreichen einen größeren Rückfluss und bekommen dadurch einen besseren ihren Anforderungen entsprechendes Produkt…das ist alles eine multifunktionale Anlage, sie können einen typischen Wodka-Rohbrand machen, sie können sie aber auch als Wash Still für die Whisky-Produktion benutzen.“ So bieten die Holstein-Condenser „…mit ihrem spezifischen Aufbau eine höhere Wärmetauschfläche, die höher ist als branchenüblich, höher ist als sonst in Schottland,“

hebt Dietrich stolz hervor.




Die Leistungscharakteristik wird verstärkt mit Holsteinspezifischen Rührsystemen: „Sie bewirken eine homogene Temperaturverteilung und beugen einer Überhitzung der Kesselwände vor. Die Destillateure können mit einem viel besseren Wärmeaustausch mit niedrigerem Druck und weniger Energie produktschonender sowie schneller arbeiten…Sie riskieren keine Furfurale und kochen natürlich besser aus. Der Effekt ist ein besseres Yield, eine bessere Ausbeute.“



Der Anlagenkonstrukteur schätzt eine 15 bis 20-prozentige Energieeinsparung, die jedoch eine Kombination aus mehreren Prozessen sei wie beispielsweise die klassischen Doppelmäntel. „In der Anlage können die Destillateure verschiedene Alkoholprofile abfahren. Die Cut Points sind von 85 % bis 60 % vol. frei wählbar, was immer sie möchten.“





Technik vom Feinsten

Die Lone Wolf Stillmen arbeiten seit 2017 mit multifunktionalen Holstein Systemen. Sie produzierten Lone Wolf Vodka und „juniper-and pine-heavy Lone Wolf Gin“ mit einer eigenen Mashbill aus gemälzter Gerste und Weizen. Sie verpönen zugekauften Neutralalkohol. Erste Whisky-Spirits flossen 2018. „Our still house is super versatile,“ freut sich stolz Master Distiller Kersley. In einer höchst seltenen, wenn nicht welteinzigartigen Brenneinheit mit einem 3.000 Literkessel, einem Schwanenhals mit linsenförmigen drei! Reflux Balls und einer nebenstehenden Verstärkerkolonne mit acht Böden, destillieren sie die Wash aus Weizen, Roggen, Mais oder Gerste zu Grunddestillaten für ihren Gin, Wodka, Rum und Whisky. In der zweiten gleichgroßen Swan Neck Still ohne Reflux Balls mit sehr schmalem, extrem dünnen Lyne Arm - Geistrohr - und einer nebenstehenden kürzeren Rektifikationskolonne folgt der Feinbrand für Whisky.


Aus Deutschland nach Schottland. Deutsche Destillatidonstechnologie von Arnold Holstein.

Foto Copyright BrewDog.


Produkt: Cloudy Lemon Gin

Die komplexe Aroma-Palette des Cloudy Lemon Gin entfalten u.a. Wacholderbeeren aus der Toskana, Anjelica-Wurzel, rosa Iriswurzel, grüne Kardamomschoten, Koriandersamen, Muskatblüten, Mandeln, Lavendelblüten, rosa Pfeffer, thailändische Zitronengräser, duftende Kaffirlimettenblätter, Bitterorangen aus Sevilla, frische Grapefruit- und Zitronen (Schalen). Von den angebotenen Wacholderbeerensorten lehnten die Dogs 39 ab. Eine natürliche Aromatisierung verstärkt die prominent erfrischende auftretenden Zitrusnoten des naturtrüben Gins aus Weizen- und Gerstenmalz-Destillaten. Zur Erntezeit sollen jede Woche 300 kg sizilianische Premium-Zitronen in den Nordosten Schottlands kommen.

Für den sommerlichen Terrassengenuss empfiehlt Manager on Duty Daniele Buonincontri einen Mix aus Cloudy Lemon Gin mit Mediterranean Fever-Tree Tonic Water.



 


Interview von Ernie mit Daniele Buonincontri


Stammen die Zitronen und Grapefruits aus biologischer Ernte?


„Unsere Grapefruits sind nicht aus biologischem Anbau, aber wir arbeiten mit einem Lieferanten zusammen, der den Gehalt an Pestiziden und Chemikalien auf den Schalen kontrolliert, bevor er sie verkauft. Wir können dann bestätigen, dass die Schalen kontrolliert und für den Verbraucher sicher sind.


…Wir verwenden keine Sevilla-Orangenschalen für den Cloudy Lemon Gin…aber weiterhin Grapefruit- und Zitronenschalen bei der Destillation und Zitronenschalen bei der Mazeration nach der Destillation. Die Sevilla-Orangenschalen sind sicherlich eine gute Garnierung für einen Cocktail.“


Verarbeitet ihr 300 kg Zitronen aus Sizilien pro Woche oder sind es mehr?


„Wir kaufen keine ganzen Zitronen mehr, sondern nur noch die Schale. Früher hatten wir eine Menge Lebensmittelabfälle, weil wir die Zitronen geschält und nur die Schale verwendet haben. Jetzt haben wir es geschafft, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren und die Effizienz bei der Extraktion zu erhöhen, weil die Schale kleiner ist.“


Wann stellt ihr den Gin her, welche Monate?


„Dieser Gin ist das ganze Jahr über erhältlich, da wir die Zitronenschalen im Gefrierschrank aufbewahren, damit sie immer verfügbar sind…Vor der Destillation werden die Botanicals in Wodka mazeriert und dann zusammen destilliert. Unmittelbar vor der Destillation fügen wir weitere frische Botanicals hinzu, um blumige und zitrusartige Noten zu erzeugen…danach folgt die Mazeration in Zitronenschalen für 7 Tage. Ich kann den ABV des Gins oder das Verhältnis der Zitronenschalen nicht verraten, da dies ein Rezeptgeheimnis ist (wie beim Limoncello).“


Er wird nicht noch einmal destilliert, daher wohl die Trübung?


„Sie kommt von den ätherischen Ölen, die aus der Schale extrahiert werden, deshalb destillieren wir den Gin nicht noch einmal. Wir filtern nur grob durch großporige Filter, um die Schalen zu entfernen und den Geschmack nicht zu beeinträchtigen.“


Wie beim Limoncello?


„Genau das ist Cloudy Lemon Gin: Er ist eine Mischung aus Limoncello und Gin. Wir wollten einen aromatisierten Gin mit einer ordentlichen Wacholderbasis kreieren, und ich persönlich wollte einen Geschmack von Italien einbringen. Eines Tages habe ich für das Team Limoncello gemacht und fast zum Spaß haben wir Gin beigemischt.


Ich war ein wenig skeptisch (wie es sich für einen echten Italiener gehört), weil ich den jahrelangen Limoncello nicht ruinieren wollte, aber am Ende war er perfekt für einen erfrischenden und leichten Longdrink, besonders an sonnigen Stränden und bei warmem Wetter. Es ist definitiv ein Gin für die Sommer- und Frühlingszeit.“



 

Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.


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