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  • AutorenbildErnie - Ernst Scheiner

Irish Whiskey is Blooming. Part One

Aktualisiert: 12. Feb.



The Irish Whiskey Renaissance


Veröffentlicht im The Highland Herold Spring Edition 2021

updated December 2021


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1856 zählte die Steuerbehörde 93 Whiskey-Brennereien in Irland.
1980 waren es nur noch zwei.
2020 meldete die IWA wieder 36 aktive Brennereien auf der grünen Insel.


Great Northern Distillery in Dundalk

Whisky boomt weltweit. Ende 2020 meldete die Irish Whiskey Association 36 aktive Brennereien auf der ‚grünen Insel’. Internationale Konzerne sowie nationale Investoren erweitern rasant die Kapazitäten bestehender Brennereien oder schaffen neue Anlagen in allen Regionen. Die südlich von Belfast gelegene Hinch Distillery ist seit vergangenem November die jüngste Whiskey-Herstellerin eines dreifach gebrannten Gerstenspirits. Wenige Wochen zuvor sprudelte in der Crolly Distillery im romantischen Donegal aus einem direktbefeuerten archaischen Cognac-Brennsystem sehr körperreicher New Make. Global wetteifern über 700 Brands of Irish Whiskey.

Irish Whiskey is blooming. Progressiv verhält sich Irlands größte Brennerei. Sie ist der eigentliche Motor der irischen Whiskey-Hausse, denn die derzeit ‚künstliche’ Markenvielfalt der neuen Brennereien erzielt verhältnismäßig nur geringe Marktanteile. Zugpferd bleibt Jameson.



Der Midleton Destillieries Complex reformierte und zentralisierte die Whiskey Produktion in der Irish Republic. Die Stills in Dublin erkalteten nach 1976.

Der ultimative Rettungsversuch der Irish Distillers Group zentrierte 1976 die Restbestände der Distilleries Jameson, John Power von Dublin mit denen der Cork Distillers in einen Industriekomplex auf der grünen Wiese in Midleton nahe Cork. Diese radikale Entwicklung markierte den Niedergang des vor der US-Prohibition florierenden irischen Brennereiwesens: 1864 zählte die Statistik 64 legale Betriebe. Acht Jahre zuvor hatten sogar 93 Destillerien die Welt mit 50,2 Millionen Litern irischem Whisky überschwemmt. 1986 brachten die neuen Eigentümer Pernod-Ricard ihren Jameson, ein Blended Whiskey aus triple distilled grain and pot still whiskeys, auf eine beispiellose Erfolgsspur und propagierten fortan den Slogan:


„Irish Whiskey is triple distilled“.

Momentan ist Jameson der alleinige Dominator der irischen Whiskey-Industrie. Die Umsätze stiegen raketenhaft in die Höhe. Sie erreichten im Fiskaljahr 2019/20 mit einem diversifizierten attraktiven Portfolio ein historisches Hoch von 84,6 Millionen Litern. In den vergangenen fünf Jahren war dies eine maximale Steigerung von 60 %.




Zum Vergleich: Der Mitbewerber Tullamore liegt trotz wachsender Umsätze weit abgeschlagen mit 13,5 Millionen Litern auf dem zweiten Rang, danach folgt der nordirische dreifach destillierte Single Malt von Bushmills mit nur 821 500 verkauften nine-litre-cases. Aus globaler Sicht sind die Marken Paddy – 185 200 cases - und Kilbeggan - 133 100 – nach Jameson die beliebtesten. Für alle Anbieter bleibt der US-Markt der größte Abnehmer - 48 % aller Umsätze. Überraschend nahm 2019 der Absatz in Mittel- und Osteuropa um 16 % zu und bildete damit ein Drittel des Weltmarkts ab. Insgesamt 143 Millionen Flaschen irischer Whiskey standen im vergangenen Jahr in den Regalen der Geschäfte. Während eines Jahrzehnts verdoppelten sich die Umsätze. Aktuelle Daten zum Corona Jahr liegen noch nicht vor.


Tullamore, der neue Riese in Clonmel, in der Mitte Irlands.

Update Februar 2022: Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze von irischem Whiskey in den USA um 16,3 % oder 185 Millionen US-Dollar auf ein Rekordhoch von 1,3 Milliarden US-Dollar. 5,3 Millionen 'nine-litre cases' erreichten die US-Shops. Die Tendenz bleibt steigend beim größten Abnehmerland.


Update September 2022:


"All spirits categories delivered strong double digit growth including Pernod Ricard’s strategic international brands which were up 18% across all regions led by Jameson, Chivas Regal, Ballantine’s, Absolut and Martell," schrieb TheDrinksBusiness.com über den 2021-22 Umsatzzuwachs von Pernod-Ricard. Die Whiskeys der Marke Jameson erreichten im Geschäftsjahr ein neues Rekordergebnis. 10,4 Millionen Nine-Litre-Cases verkaufte die Midleton Distillery (8,6 Millionen Cases waren es im Vorjahr), wovon die meisten, 4,5 Millionen, in die USA gingen. Ein Umsatzplus von 157 % erzielte der internationale Travel Retail. In den Key Markets South Africa kamen plus 43 %, im U.K. plus 16 %, in Irland plus 20 %, Polen plus 43% und Spanien plus 94 % in die Regale.


Neue Kapazitäten

Die zukünftige Entwicklung der Marke Jameson antizipierend investierte das französische Management 2013 und 2017 in den Ausbau der Kapazitäten. Nur wenige privilegierte Fachbesucher staunen über 48 gigantische temperaturkontrollierte Gärbehälter, sechs turmhohe Column Stills, zehn Swan-Neck-Pot Stills mit einem Fassungsvermögen von bis zu 80 000 Litern. Testreihen führten zu einer grundlegenden Veränderung der Herstellung. Traditionelle Läuterbottiche – Mashtuns – ersetzten der Head of Whiskey Science Dave

Quinn (Foto rechts) und der Master Distiller Brian Nation durch drei leistungsstarke Mash-Filter-Anlagen. Anstatt einer effizienten Dry Hammer Mill schrotet seit 2012 eine Wet Mill das Getreide. Mash Filter sind in der Whisky-Industrie eher selten. Sie arbeiten bei Waterford oder Teaninich sowie Inchdairnie in Schottland. Die Filtrierung mündet in eine sehr klare Würze, die wenige Getreidenoten, aber dafür umso mehr fruchtige Aromen im Destillat aufweist. Höhere Plato-Werte – higher gravity - erreichen die Operators ebenfalls.


Ein willkommener Nebeneffekt: Statt wie bisher 385 Liter dreifach destillierte Pot Still Spirits erzielen die Stillmen nunmehr 415 Liter reinen Alkohol pro Tonne Gerste. Allerdings ist ihre Reinigung des Filtersystems aufwendiger. Eine neue Swan-Neck-Kleinanlage mit einer 2 500 Liter Wash Still und zwei jeweils 1 500 Liter fassenden Feint- und Spirit Stills erlauben seit Herbst 2015 der akademisch gebildeten Technikerin, Chemikerin und Destillateurin Katherine Condon die experimentelle Destillation eines New Make Spirits mit rund 84,4 % vol. Sie testet Rezepturen aus dem 19. Jhd., die möglicherweise in die industriellen Produktion einfließen. Der jährliche Output soll 400 Fässer füllen, obwohl die Kapazität bei 500 000 Liter liegt.



Paletten sind die typische Lagerform von Whisky-Fässern. Ökonomisch und platzsparend.

Zum Vergleich: Nebenan werden täglich über 2 500 Fässer befüllt. Reifen dürfen alle Midleton Spirits in 118 Palletized Warehouses mit jeweils 16 800 Casks am Destillationsort und in der Nachbarschaft in Dungourney. Schließlich benötigt die Jahresproduktion von 64 Millionen Liter Alkohol einen großzügigen Reiferaum. In der Summe schlummern die Whiskeys für Jameson, Green Spot, Redbreast, Powers oder White Labels in rund sechs Millionen vorwiegend Bourbon Barrels, aber auch Seasoned Sherry Casks. Daher ist es kein Wunder, dass sich alle irischen Engel in den Wolken über Midleton versammeln.


In der zweiten Hälfte des Corona Jahres 2020 kletterten die Jameson Umsätze in GB um 12 %, USA 7 % und in Irland um 4 %. Der Pot Still Whiskey Redbreast, darunter die neue 27-jährige Release, schaffte einen Wachstumssprung von 33 %. Nur zwei Prozent darunter blieben die Pot Stills der Spot Range sowie der Jameson Black Barrel. Große Sprünge machten die Midleton Very Rare Specials um 46 %.


 

Update September 2022:


Auf einem 22 Hektar Areal entsteht eine weitere Brennerei-Einheit in Midleton neben den bestehenden Anlagen. Ab 2025 sollen in der neuen Distillery neben Pot Still Spirits auch Grain Spirits - selbstverständlich Carbon Neutral - destilliert werden. Das Management möchte Bauanträge Ende des Jahres beim Cork County Council zur Genehmigung einreichen. Baubeginn soll 2023 sein. Energierückgewinnung, geschlossenen Wasserkreisläufe, Biogas-Reaktoren sowie eine Unterdruck-Destillation werden die Ziele ermöglichen.

  • "The €250 million investment will support the delivery of a new, purpose-built, state-of-the-art distillery which is expected to be operational in 2025

  • Once operational, the new distillery will create up to 100 new highly skilled jobs for East Cork over time

  • The new distillery will be situated on a site adjacent and connected to the world-famous Midleton Distillery and will generate circa 800 construction jobs over 3 years

  • The new distillery will be a carbon neutral operation, facilitated by the implementation of new and innovative MVR (Mechanical Vapour Recompression) technology to reuse waste heat and the use of biogas produced on site."

Quelle: Irish Distillers Pernod Ricard. Pressemeldung vom 5. September 2022



Photo Courtesy of Irish Distillers


 


Renaissance der Vielfalt

„Vergessen wir die Vergangenheit, blicken wir in die Gegenwart und in die Zukunft, denn irischer Whiskey brennt,“

freut sich Stephen, Spross einer Dubliner Whiskey-Dynastie. Sein Vater, Dr. John Teeling, wollte eigentlich mit anderen die Midleton Distilleries erwerben, was ihm misslang. Stattdessen kaufte er 1987 vom irischen Staat die in Riverstown im Co. Louth gelegene marode Ceimici Teoranta Distillery. Deutsche Ingenieure planten die 1936 eröffnete nüchterne Produktionsstätte. Sie produzierte primär Bio-Ethanol aus Kartoffeln und später aus Molasse für die pharmazeutische Industrie. Ein Gutteil des Ethanols floss in Biobenzin und ab 1974 als „good quality alcohol for Baileys and Smirnoff“. Der agile Dubliner Unternehmer und Teilhaber mehrerer Firmen benannte sie nach der Halbinsel Cooley.


Cooley Distillery in Riverstown Co. Louth, with Master Distiller Noel Sweeney in 2014

2011 wurde Dr. Teeling zum European Distiller of the Year 2011 gekürt und ließ sowohl besten Grain Whiskey als auch zweifach oder dreifach gebrannten Malt Whiskey wie auch Poitín destillieren. Anfangs sprudelten aus zwei neuen, dann aus drei Column Stills etwa 2,5 Millionen Liter Grain Spirit pro Jahr, während die beiden 1989 installierten kupfernen Swan-Necks 650 000 Liter rauchige und nicht-rauchige Gerstendestillate fraktionierten. Letztere standen einmal in der schottischen Ben Nevis Distillery und kamen über die südlich von Belfast liegende 1956 geschlossene Old Comber Distillery zu Cooley.


Teelings Strategie war es, leichte Whiskeys für eine junge Zielgruppe zu produzieren, die sich von den irischen „heavy flavour“ Typen der 1970-er Jahre unterschieden. Ballantine‘s Finest Blended Scotch Whisky war das Vorbild. Die Marken Tyrconnel, Greenore, Kilbeggan und Connemara diversifizierten fortan das überschaubare Angebot der Monopolisten Bushmills und Jameson. In den Regalen des Einzelhandels standen die Auftragswhiskeys Concannon, Danny Boy, Michael Collins, Feckin oder Slane Castle. Mit den White Labels fanden preisgünstige Irish Whiskeys von Cooley massenhaft mit phantasievollen Namen einen Weg in Lebensmittelketten wie Aldi, Lidl, Carrefour, Tesco und Mark & Spencers. Günstig machten sie irischen Whiskey populärer.


Kühlfiltriert wurden die Cooley-Whiskeys von einem deutschen Plattenfilter aus dem Hause Seitz-Enzinger-Noll. Die Filterplatten kamen von Prall, vormals Seitz in Bad Kreuznach. Lorenz Enzinger erfand 1878 ein Filtersystem zur Konservierung des Biers, das noch heute weltweit in der Whisky- und Getränkeindustrie reinigt und früher Schlosser in Worms-Pfeddersheim fertigten.


Plate Filter Made in Germany. The filter plates are from Pall - Seitz, Enzinger, Noll - in Germany.


Mehr als 125 Goldmedaillen markierten Teelings sensationellen Erfolg. Dennoch, es war nicht alles Gold, was glänzt. Nicht nur in den Anfangsjahren war die Finanzdecke sehr dünn. Cashflow aus dem Bulk-Handel überbrückte so manche klamme Kasse. Importeure wie der amerikanische Sazerac sowie die deutsche Borco-Handelsgesellschaft halfen mit Abnahmeverpflichtungen aus. Zwar war der Brennereikaufpreis mit 120 000 Pfund niedrig, jedoch schlugen notwendige Renovierungen und die nicht vorhergesehene Anschaffung von neuen Grain-geeigneten Column Stills kräftig zu Buche.


Wie Dr. Teeling freimütig erzählt, unterschätzte er die Macht des Oligopols der globalen Getränkekonzerne. Der misslungene Aufbau eines effizienten internationalen Vertriebsnetzes sowie der um 2010 wegen des Bulk-Handels rapide abnehmende Whisky-Lagerbestand zwang das Management auch unter dem Druck der 350! Shareholder zu einem radikalen Umdenken.


Dr. John Teeling in 2014
„Wir hatten eigentlich nur noch Whisky für zwei weitere Jahre,“

gesteht der Nestor der Irish Whiskey Renaissance. Ein Verkauf lag nahe. Daher überraschte es nicht, dass sich 2011 Beam Inc die innovative Brennerei einverleibte, um endlich einen irischen Whiskey anbieten zu können. Ein Kilbeggan Blend sollte das neue Zugpferd in den USA werden. Mit der Übernahme der Amerikaner durch den japanischen Getränkekonzern Suntory 2014 firmieren die Produkte inzwischen unter Beam-Suntory.



Projekte entwickeln sich

Der Blockbuster Jameson macht nach wie vor die Pace, die Umsätze steigen. Ohne ihn wäre der irische Whiskey weltweit nicht so populär. Im Schlepptau tummeln sich allerlei Marken. Cooleys Erfolge bewiesen beispielhaft das Entwicklungspotenzial des irischen Whiskeys. Neue Vielfalt kam in die Geschäfte. Überall in der Republik und in Nord-Irland folgten Investoren dem Aufschwung und initiierten den Bau kleinerer und größerer Brennereien. Sie wollten am finanziellen Boom teilhaben.


Im malerischen südirischen Küstenort Union Hall taten sich im Jahr 2003 drei Freunde zusammen. Denis McCarthy, sein Cousin Ger McCarthy und John O’Connell suchten nach neuen Einkommensmöglichkeiten. In einer Schreinerei in Westcork wagten sie in den Jahren 2003/2004 als Bonders – unabhängige Abfüller - die ersten zaghaften Schritte im Whiskey Business. Wie es in Irland Tradition war und allmählich wieder wurde, kauften sie Grain- und Malt Whiskeys von irischen Distilleries - Midleton, Bushmills, Cooley - und verschnitten diese zu neuen preisgünstigen Produkten.


Geschickt vermarkten sie seit April 2004 die 40 % vol. Blended Whiskeys unter den Labels Original Kennedy und Drombeg. Im „Kleinen Bootshafen“ – so die Übersetzung aus dem Gälischen für Skibbereen - destilliert die West Cork Distillers Company seit 2013 mit den vom Anlagenbauer Arnold Holstein gefertigten Brennblasen eigene Getreidebrände. Die 450 Liter großen, indirekt mit Wasser beheizten Kessel und Verstärkersäulen brannten in Deutschland einmal Edelobst. Jetzt sind sie Teil eines welteinmaligen innovativen Destillationssystems das mittlerweile auf acht Pot Stills – darunter seit 2019 neue Brennblasen aus der in Irland verbreiteten italienischen Kupferschmiede Frilli -, zwei Column Stills sowie drei Gin Stills erweitert wurde.



Eigene Handwerker und Techniker optimierten nach Plänen von John O’Connell die Apparaturen technisch so geschickt, dass Pot Still Whiskey aus gemälzter und ungemälzter Gerste, Pot Still Grain, Single Malt, Poitín, Rum, Gin und Wodka in großen Mengen destilliert werden können. „Wir mussten sparen, denn das Kapital war anfangs knapp.“ Wo immer möglich kauften sie günstig gebrauchte Technik. Ursache für die Erweiterungen waren die großen Zuwächse in der Auftragsproduktion für andere Whiskey-, Gin-, Wodka-Labels für die No-Name-Produkte der irischen, britischen und europäischen Lebensmittelketten sowie der Getränkeindustrie.


„Mittlerweile exportieren wir die Produkte der West Cork Distillery in rund 70 Märkte Europas, Asiens, Nordamerikas und Australiens,“

berichtet der dynamische Betriebsleiter John O’Connell. Rund 90 % des West Cork Portfolios gehen in das Ausland. Vor der eigenen Abfüllung werden die Whiskeys gefiltert und danach mit Zuckerkulör E150a farblich angeglichen. John O’Connell: „Wir setzen das besonders schonende Verfahren der Tangential Flow Filtration ein.“ Die unter der Bezeichnung besser bekannte Cross-Flow- oder Querstrom-Filtration ist in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie weit verbreitet, selbst Winzer setzen diese aromaschonende Technik bei Jungweinen ein. Sie ist nicht zu verwechseln mit den traditionellen Niedertemperatur-Platten-Filteranlagen, die in der irischen und schottischen Whisky-Industrie häufig vorzufinden sind.




Da sich in Getreidedestillaten bei Wärme nicht sichtbare Stoffe wie ätherische und Fuselöle, Proteine, Fettsäureester, Mineralien usw. befinden, führen diese bei einer merklichen Abkühlung zur sichtbaren Trübung des Whiskeys. Vielerorts wird Whiskey bekanntlich mit Eiswürfeln getrunken oder Cocktails beigemischt, eine Filtrierung verhindert die Eintrübung des Getränks.


Im Jahr 2020 hat sich die rund 90 km westlich von der Wirtschaftsmetropole Cork gelegene Distillery zur viertgrößten der irischen Insel entwickelt – Midleton, Great Northern, Tullamore Dew, West Cork, Cooley, Bushmills - und produziert eine bunte Palette an Whiskeys mit verbraucherfreundlichen niedrigen Preisen. Wie es in Irland immer Tradition war, sind darunter auch viele Marken der sogenannten Bonders, die z.Z. keine eigene Brennerei betreiben. Die Jahreskapazität liegt bei 4 bis 4,5 Millionen Liter reinem Alkohol (2019). Der Spirit reift in 55 000 Fässern in Lagerhäusern am Destillationsort, aber auch in Dublin. Beschäftigt werden über hundert Personen.


Scots are back

Es knallten die Sektkorken in Tullamore. Die Freude war riesig, als William Grant & Sons, die Hersteller des weltweit meist getrunkenen Single Malts Glenfiddich, im März 2012 sich entschieden, eine neue Destillerie in Irland zu bauen. Bereits 2010 hatten sie vorausschauend für 300 Millionen Euro das Label Tullamore Dew erworben. Die Schotten machten Ernst und investierten 60 Millionen Euro in den neuen Produktionsstandort. Seit September 2014 brennen sie einen Irish Pot Still Whiskey dreifach und einen Single Malt zweifach. Die Swan-Neck-Stills kamen selbstverständlich von Forsyths aus der Speyside. Die Kapazität verdoppelte sich von anfänglich 1,8 Millionen Litern auf 3,6 Millionen Liter destillierten reinen Alkohol im zweiten Produktionsjahr.


Tullamore: State of the Art Distillery

Im Oktober 2017 addierte sich ein Grain Spirit aus Mais mit einem jährlichen Ausstoß von acht Millionen Litern dazu. Tullamore Dew ist der Marktführer unter den irischen Whiskeys in Deutschland. Der neuen Spirits reifen am Produktionsort in riesigen Palletized Warehouses in unterschiedlichen Fasskulturen. Mittlerweile wird er auch dort verschnitten und abgefüllt. Für ihre Blends verschneiden sie Grain-, Malt-, und Pot Still Whiskeys aus anderen Brennereien. Erfreulich für Whisky-Touristen, Plänen zufolge soll die neue State of the Art Distillery in Clonmel bald ein Visitor Centre erhalten. Das 2012 mit viel Aufwand als Besucherattraktion renovierte historische Warehouse am Union Canal wird laut Tullamore Site Leader Garry Moore aufgegeben.


Teeling Whiskey Dynasty

Die Erfolgsgeschichte der Teeling Whiskey Family setzt sich fort. In der früheren Harp-Lager-Brauerei in Dundalk, nördlich von Dublin gelegen, destilliert der nimmermüde Senior Dr. John Teeling seit Juli 2015 Grain-, Pot Still und Malt-Spirits im großen Stil. Seine Altersgenossen spielen Golf oder mit den Enkeln, nicht so Teeling, seit dem vierzehnten Lebensjahr war er Business Man.


Harp-Lager Brewery in Dundalk. Das letzte Harp wurde im Oktober 2013 gebraut. In den Anfangsjahren arbeiteten in der zum damaligen Guinness Konzern gehörenden Betrieb einst 350 Personen.

Der innovative über siebzigjährige Unternehmer verfolgte eine weitere geniale Idee, dort wo Diageo das in Irland beliebte Harp Lager braute, wollte er in modifizierten Sudkesseln einen Whiskey brennen. Seit 2008 stand die Brauanlage zum Verkauf. Keiner wollte sie, dann griff Dr. Teeling zu. Für einen Schnapper-Preis erwarb er 2013 zusammen mit einigen Investoren, darunter seine Tochter und die beiden Söhne, die moderne und gepflegte Produktionsstätte.


„Anfangs investierten wir rund elf Millionen Euro in den Umbau, heute sind es zwanzig Millionen,“

berichtet Dr. Teeling,

„…es ist eine große Investition.“

Die Sudpfannen baute die schottische Kupferschmiede Forsyths nach den Plänen von David F. Hynes - er konzipierte die Anlage von St. Kilian in Unterfranken - zu riesigen Pot Stills um. Typisch irische Dephlegmatoren in den horizontal verlaufenden Lyne Arms mit einer direkten Reflux Pipe erlauben das Brennen von unterschiedlichen Spirits. Die Column Stills zur Produktion von Grain Spirits auf Maisbasis plante Hynes ebenso. Sie kamen von Frilli in Italien – dort wurden die Pot Stills der Dubliner Teeling Distillery gefertigt.



Great Northern Distillery

Von Montag bis Freitag destillieren die Mashmen und Stillmen computergesteuert in mehreren Schichten 24 Stunden am Tag Spirits, die vor Ort vorzugsweise in Bourbon-Fässer von Jack Daniel gefüllt werden.


„Unser Spirit ist sehr gut,“


schwärmte Distillery Manager Allan Anderson, der den Umbau der 1896 gegründeten Brauerei in eine Brennerei, die Great Northern Distillery verantwortete und 2018 für kurze Zeit zu Aberargie in die Lowlands wechselte. Es ist daher kein Wunder, dass der Spirituosen-Gigant Diageo die Whiskeys für Irish Cream Liköre wie auch den Roe-Blend von GND bezieht.








Die Vielfalt der Spirits ist breit freut sich der Spiritus Rektor der Irish Whiskey Renaissance Dr. John Teeling:


„Grain, Poitín, Triple Malt, Double Malt, Peated Malt and Pot Still Whiskey…Unser Plan war es, guten Whisky für andere Kunden zu machen…
anfangs planten wir mit zwanzig Kunden, heute sind es weltweit 135 aktive, das ist eine Menge.“

„Das Team ist sehr stolz auf das bisher Erreichte. Im Jahr 2016 durchbrachen wir mit sechs Millionen Litern Alkohol eine weitere Barriere. Wir destillieren mit unseren Anlagen neun verschiedene Spirits,“ freute sich der aus Schottland stammende Anderson. Er wurde vom Castle Slane-Distillery Projekt des Lord Mountcharles – seit 2015 betreibt Brown-Forman die Brennereimit einer Kapazität von 1,2 Millionen Litern - weggelockt. Zuvor war er bei Loch Lomond aktiv.


NB: Er verließ nach Vollendung der Umbauarbeiten GND im Mai 2017 und verantwortet in Rumänien die als Group Distilling Director Produktion der der Alexandrion Group. Zuvor war er für wenige Monate bei Aberargie in den Lowlands als Distillery Manager tätig. Update 2022.



Neben Single Grain Spirits werden Single Malt Spirits aus 100 % gemälzter Gerste und traditionelle Irish Pot Still Spirits hergestellt. Unter den nicht getorften Whiskeys finden sich im Portfolio der Great Northern Distillery ebenfalls rauchige Varianten.


„Wir werden einige unsere Whiskeys unter dem alten Namen Burke vermarkten, denn ich habe die Rechte der Dubliner Marke erworben,“

bemerkt Dr. John Teeling, der als bekennender Pioneer - katholische Abstinenzler Irlands - noch keinen seiner Whiskeys selbst verkostet hat. Die ersten limitierten First Born Whiskeys von Great Northern stellte der Distiller im November 2018 auf der Whiskymesse in Dublin selbst vor. Dennoch GND wird kaum eigene Whiskeys für den Retail-Bereich produzieren. Den Fokus bilden Großkunden. Die Kapazität beträgt 16 Millionen Liter, 2019 waren es 5,8 Millionen Grain und 1,3 Millionen Malt Spirits.


„Der größte Teil reift in American Bourbon Barrels, ein geringer Teil in sherry butts, port, rum and wine casks for both maturation and whiskey finishing,“

erklärt Dr. Teeling. Im Juli 2020 füllten Warehousemen das 200 000ste Fass mit Grain Spirit. Damit nicht genug: Eine weitere Swan-Neck-Pot Still mit einem Reflux Ball, dünnen Geistrohren und einem verhältnismäßig großen externen Botanical Bucket produziert seit 2018 Gin nach den Wünschen der Kunden. Planer David Hynes:


„Gefertigt wurde die indirekt beheizte 900 Liter fassende Brenneinheit von den Speyside Copper Works in Elgin. Die Jahresproduktion lag 2019 bei 16 000 Litern.“

Update August 2022:


Die Produktionsmengen der Great Northern Distillery sollen in dem kommenden Jahren verdoppelt werden. 25 Millionen Euro werden in die Vergrößerung investiert, um den steigenden globalen Bedarf zu decken. Gegenwärtig werden vier Millionen Liter Pot Still Spirit und elf Millionen Grain Spirit jährlich in Dundalk produziert. Damit ist GND die größte unabhängige irische Brennerei. Chairman Dr. John Teeling plant 2023 auf einem 5,5 Hektar Grundstück eine zweite Pot Still Anlage zu errichten, durch die weitere vier Millionen Liter Spirit fließen sollen.

“I would expect Irish whiskey sales
to double to thirty million cases by 2030,"

prognostiziert Dr. John Teeling.



Great Northern Distillery in 2023


"Cask filling strength is about 63 % abv."

In 19 palletized warehouses reifen GND-Whiskeys in 324 000 Fässern, vorwiegend Bourbon Barrels (Stand 2022), an verschiedenen Orten. Ein Bauantrag, nördlich von Dundalk in Kilcurry auf einem 45 ha-großen Grundstück 13 Lagerhäuser zu errichten, wurde im Februar 2019 vom Louth County Council / An Bord Pleanála abgelehnt, da das Areal in einer landwirtschaftlich zu nutzenden Agrar-Zone liegt. außerdem hatten zahlreiche Anlieger dem Vorhaben widersprochen


Eine Erweiterung der Produktionskapazitäten ist im Februar 2023 im Gange. Dr John Teeling hatte sie im August 2022 angekündigt. Mit einer Investition von 25 Millionen Euro soll die Kapazität auf zwei Millionen Flaschen Whiskey pro Monat verdoppelt werden.


Neue riesige Steel Fermenter wurden Ende 2022 im Freien installiert. Selbstverständlich ergänzen drei neue Pot Stills die Produktionskapazität.



Photos Courtesy of Great Northern Distillery
 

Impressions of the Great Northern Distillery.
David F. Hynes, Fermenter, Hammer Mühle, Column Stills, Reflux Pipe,
Full Lauter Tun, Cask Filling Store, Dr. John Teeling und Ernie Scheiner, Pot Still.

 

Fazit

Die irischen Brennereien beschäftigen 2019 rund 1 640 Menschen. In den siebzehn Visitor Centres und Brand Homes begrüßten 409 Beschäftigte zum ersten Mal über eine Million Besucher, darunter 10 % Deutsche. Jameson steigerte hierzulande die Umsätze um 30 %, nicht zuletzt durch den populären Black Barrel Blend, der weltweit um 16 % zulegte.

Midleton Distilleries sind gigantisch. In der zweiten Jahreshälfte von 2020 kletterten die Jameson Umsätze in GB um 12 % und in den USA 7 % und Irland um 4 %. Der Pot Still Whiskey Redbreast schaffte einen Wachstumssprung von 33 %. Nur zwei Prozent darunter blieben die Pot Stills der Spot Range sowie der Jameson Black Barrel. Große Sprünge machten die Midleton Very Rare Specials um 46 %.


 

West Cork Distillers

Ein Konglomerat der Destillationstechnologie fasziniert die Besucher. John O’Connell plante jedes Detail der Herstellung der Spirits vom Läutern, Gären, Destillieren, Reifen bis hin zur Abfüllung. Die unorthodoxen Methoden mündeten in einen Turbo-Läuterbottich mit einer Maischezeit von nur neunzig Minuten. Ein Malt Spirit wird in der von John modifizierten deutschen Anlage ebenso dreistufig gebrannt wie ein traditioneller Pot Still Spirit. Die Rocket-Wash Still versorgt simultan zwei parallel jeweils mit identischer Brennkapazitäten aufgebaute Intermediate- und Spirit-Stills. 1000 Liter Wash trennen sich unter hohem Druck in nur sieben Minuten in Wasser und Alkohol in der stainless-steel Röhre. Das ist Weltrekord! Die turbo-destillierten Alkoholdämpfe durchströmen mit hoher Geschwindigkeit einen rund zwei Kubikmeter großen Kupferhelm.




Tullamore Distillery

Eine State of the Art Distillery setzten die Brenntechniker in die Realität um. Computergesteuert und energieeffizient werden 3,6 Millionen Liter Single Malt- und Pot Still-Spirits in vier schottischen Brennblasen im 24 Stunden Rhythmus sieben Tage die Woche produziert. Sie reifen vor Ort in einer Vielzahl von Fasskulturen aus aller Welt: Standard Bourbon, Carribean Rum Casks, andalusische seasoned Sherry Butts, aber auch Bodega Botas. Wein- und Cider-Fässer prägen ebenfalls die Spirits im milden Klima von Tullamore.





Great Northern Distillery

Genial war Dr. John Teelings Idee, die Great Northern Harp Brewery in eine stattliche Brennerei so umzubauen, dass je nach Bedarf eine Vielzahl von Grain-, Malt-, Pot Still-Spirits bis hin zu Gin produziert werden kann. Nach den Plänen von David F. Hynes bauten die Kupferschmiede von Forsyths die Sudbottiche in Brennblasen um. Da in den waagrecht verlaufenden Lyne Arms Dephlegmatoren wirken, können die Stillmen mit unterschiedlichen Kühltemperaturen den Rückfluss des Alkoholabtriebs in den Kessel beeinflussen und somit verschiedene New Make Stile brennen. Die über mehrere Stockwerke führenden Rektifikationssäulen zur kontinuierlichen Destillation von Grain Spirits entwarfen die Techniker des in Irland sehr präsenten italienischen Anlagenbauers Frilli.


Fermenter, Alte Harp Brauerei von 1896, Frilli Column Still at Top End After Cooler.


 

Update 2023

Mittlerweile destillieren in Ireland nach Angaben der Irish Whiskey Association über 40 Distilleries Whiskey. Sie wurden zu einem wachsenden Wirtschaftsfaktor und schufen viele Arbeitsplätze.


"Irish whiskey industry 2022

• Over 40 distilleries

• Over 100 million LPA production

• 3.5 million casks maturing

• Over 13 million cases sold"

Source IWA


Irish Whiskey is booming


Jameson und Tullamore sind die Pacemakers. Die Distilleries Bushmills, Westcork, Teeling setzen mit ihren Produkten Leuchtzeichen. Diageo ist mit George Roe zurück im Geschäft. Die Diversität nimmt mit schnellen Schritten zu: Boann, Blackwater, Great Northern und Shortcross markieren mit ihren Whiskey Varianten die aktuellen Veränderungen.


Irischer Whiskey brennt tatsächlich. Die Verkaufszahlen steigen nach wie vor pro Jahr zweistellig. Whiskey steht in den Regalen der USA (41,1 % des Gesamtumsatzes). In Europa genießen immer mehr Konsumenten die irischen Whiskey Sorten (26,2%). Auf den asiatischen und afrikanischen Märkten sowie in der ganzen Welt tummeln sich irische Marken in den Shops, Bars und Restaurants. Trotz Corona wuchs der Umsatz laut der Irish Whiskey Association von 2020 bis 2021 um 21 %. Weltweit verkauften die Importeure rund 14 Millionen Nine-Litre-Cases. Zum Vergleich 2010 waren es weniger als fünf Millionen, als es nur vier Destillerien - Midleton, Bushmills, Cooley, Westcork - auf der Grünen Insel gab. Bis jetzt sind es dreiundvierzig. Der Brennerei-Bau-Boom setzt sich stetig fort.



Januar, 2023. "Drinks Ireland hat den Bericht „Exports Performance and Prospects 2022/2023“ von Bord Bia begrüßt, aus dem hervorgeht, dass die Getränkeexporte gegenüber dem Vorjahr um 22 % gestiegen sind, was einer Wertsteigerung von 25 % gegenüber dem Niveau vor der Pandemie (2019) als Sektor entspricht zeigte eine „außergewöhnliche“ Erholung und jetzt Wachstum.

Der Bericht zeigt, dass die irischen Getränkeexporte im vergangenen Jahr 119 Märkte auf der ganzen Welt erreichten. Nordamerika ist nach wie vor der wichtigste Exportmarkt und macht 52 % der Gesamtexporte mit knapp 1 Milliarde Euro aus. Auf die EU entfielen 21 % der Exporte und das Vereinigte Königreich ist trotz Brexit weiterhin ein starker Markt, auf den 14 % der Exporte entfallen.

Diese Leistung wurde durch das starke Wachstum des Werts der Exporte von irischem Whiskey und irischem Sahnelikör angetrieben, der um 14 % auf 448 Millionen Euro stieg. Sowohl Irish Whiskey als auch Irish Cream Likör gehören zur Premium-Kategorie. Das Wachstum der irischen Whiskey-Exporte aus der Republik Irland stimmt mit einem separaten Bericht überein, der heute von der Irish Whiskey Association veröffentlicht wurde und zeigt, dass der Exportwert der gesamten Insel für irischen Whiskey im Jahr 2022 zum ersten Mal 1 Milliarde Euro überstieg.

Die Erholung der irischen Bierexporte um 19 % und das Aufkommen der Ready-to-Drink-Kategorie (RTDs) in Irland ergänzten dieses Wachstum. Die Bierexporte liegen immer noch unter dem Niveau vor Covid-19, da diese Kategorie stark von der Schließung des Gaststättengewerbes betroffen war."

Quelle Drinks Ireland, 11. Januar 2023


The Story of Irish Pot Still






 

Ernie's Whiskey KulTOUR 2016



 

Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.


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