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St. Kilian Ultra Heavily Peated Cognac

  • Autorenbild: Ernie - Ernst Scheiner
    Ernie - Ernst Scheiner
  • 3. Mai
  • 16 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Mai

von Ernie Scheiner




Woher kommt eigentlich der Rauch?


In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, woher kommen die Raucharomen im Whisky. Wir erörtern Herkunft, Verarbeitung, Struktur und Wirkung. Dabei diskutieren wir die Ursachen des PPM Schwunds im finalen Whisky. Wir korrigieren die Marketing Slogans mit hohen PPM Dichten, die sich stets auf die Phenolwerte des Malzes ab Mälzerei beziehen und keineswegs auf den Content in den finalen Whiskies. Die Spurensuche trägt dazu bei, dass in vielen Fällen bei Whiskies ein Peat Terroir Gedanke eher eine tradierte historische Komponente ist. Der größte Teil der schottischen Whiskies teilt sich die selbe Torfquelle.







Zwei Whiskies, ein Konzept

Zeitgleich kamen im März 2025 zwei spezielle rauchige Whiskies in das Angebot, die ausschließlich französische Eichenholzfässer während der Reifung aromatisch prägten. Beide Single Malts werden von ihren Blendern als ultra heavy peated  Whiskies umschrieben: als Phenoldichte wird 156 ppm bzw. 135 ppm angegeben. Die progressive Islay Distillery Bruichladdich öffnet das Angebot erstmals mit einer exklusiv für den deutschen Markt abgefüllten Octomore Single Monbazillac Cask Edition, während die innovativen St Kilian Distillers aus dem churfränkischen Rüdenau ihre rauchige Reihe mit einem ersten Single Ex Cognac 30 Years old Cask - ultra heavily peated Whisky bereichern.


Das wertvolle tonneau de Cognac wartet nach der Entleerung  auf eine Wiederbefüllung. Im Vergleich  zu einem American Standard Barrel (ASB) sind die Dauben unterschiedlich dick: ASB 27 mm, Cognac 42 mm. Foto: St. Kilian Distillers
Das wertvolle tonneau de Cognac wartet nach der Entleerung auf eine Wiederbefüllung. Im Vergleich zu einem American Standard Barrel (ASB) sind die Dauben unterschiedlich dick: ASB 27 mm, Cognac 42 mm. Foto: St. Kilian Distillers


St. Kilians aktuelle Peated Whisky Kreation

In der St. Kilian Webshow vom 29. März 2025 erschien neben dem rauchigen Cognac Single Malt Diamant ein faszinierender auf nur 476 0,5 l Flaschen limitierter nicht-getorfter St. Kilian Single Malt in einer Flaschenfüllstärke von 57 % vol. Die 2025er Whisky Bunker Limited Release  erlebte seit 2017 eine Vollreifung in verschiedenen 30 Liter Rückbauten der Fassfabrik Alfred Krogemann. Im Auftrag von Mario Rudolf verkleinerten die Bremer Fassbinder relativ alte first-Fill 190 l Rum Barrels und frische 190 l Bourbon Barrels. Weitere jeweils 30 l first-Fill Oloroso und nicht vorbelegte Virgin Oak Gebinde aromatisierten die sehr sauber doppelt gebrannten St Kilian Spirits aus einem Malz von der Bamberger Mälzerei Weyermann.


Es ist die erste Ausgabe der 2019 gegründeten Whisky Bunker GmbH, die sich 2024 rechtlich  in eine Aktiengesellschaft wandelte.
Es ist die erste Ausgabe der 2019 gegründeten Whisky Bunker GmbH, die sich 2024 rechtlich in eine Aktiengesellschaft wandelte.

Die sogenannten Private Casks lagerten zunächst im Steelrack Warehouse der Brennerei und seit 2019 in ehemaligen US-Munitionsbunkern in Hainhaus im Odenwald. Master Blender Rudolf selektierte für die neue Release die turbo-gereiften Malt Whiskies und komponierte eine spektakuläre Cuvée, die mit


"...saftigen Kirschen, reifen Pflaumen, süßen Sultaninen, saftigen Sherrynoten und zarten Mandeltönen ..."

glänzte. Selbst der Elsässer Edelverkoster Serge Valentin von whiskyfun schwärmte wie die Kilian Web-Community von der Komplexität der sich entbietenden fruchtreichen Aromenpalette. Sein Fazit mündete in ein Vier Sterne Prädikat mit 87 Punkten und in ein erstaunliches Lob:


I reckon they’re just getting better and better, easily among Europe’s top producers—and all without taking themselves too seriously, which in my book is the ultimate virtue. 

Übersetzung: "Ich glaube, sie [St. Kilian] werden einfach immer besser und gehören mühelos zu den Top-Produzenten Europas – und das alles, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen, was in meinen Augen die ultimative Tugend ist."


Erfolge bei internationalen Wettbewerben wie beispielsweise World Whisky Awards oder World-Spirits Award  bestätigen Serge Valentins positive Einschätzung.


Bruichladdichs aktuelle Peated Whisky Kreation

Ähnlich verhielt es sich 2000 als Mark Reynier und Investoren eine seit vielen Jahren immer wieder geschlossene Brennerei aus ihrem Dornröschen Schlaf erweckten und Bruichladdich in das Rampenlicht der Whisky-Welt rückten. Treibende Kräfte waren Duncan McGillivray und der von Bowmore kommende Manager Jim McEwan. Sie brannten nach der Renovierung 2001 die ersten Bruichladdich und Port Charlotte Spirits. Sie setzten die Fundamente für eine prosperierende Zukunft. Eine beispiellose Success Story bahnte nachhaltige innovative Spuren in die schottische Whisky-Historie. Sie markierten Meilensteine mit den Editionen Infinity, Legacy 6, Black Art, X4, Bere Barley, Islay Barley oder Octomore.


Es war Jim McEwan, der 2002 die Idee zur Verarbeitung und Destillation von stark getorften 80 ppm Gerstenmalzen hatte und damit die Whisky World verblüffte. Sein Ansatz glich einer Revolution, die heute weltweit einen Standard darstellt. In Deutschland ist Mario Rudolf der kreative Kopf von St. Kilian, der die ersten stark getorften Spirits exklusiv aus schottischem Malz brannte und in einer Vielzahl von unterschiedlichen Fasskulturen von Amarone, Oremus, Mizunara bis hin zu Steingutbehältern reifen ließ.


In deutschen Obstbrennereien waren früher Steingutbehälter für die Aufbewahrung der Brände der Standard. Heute ziehen Brenner rostfreie Stahltanks vor. In den Keramik-Behältern reiften St. Kilian Standards.




Die junge deutsche Brennerei ist nicht nur national, sondern auch international bekannt dafür, dass sie ein Scottish Peated Malt in ihrer schottischen Swan Neck Pot Still Anlage destilliert. International renommierte Independent Bottler wie Adelphi Distillery erstaunen beispielsweise 2025 die globale Whisky Welt mit einer 58 % vol heavily peated St. Kilian Single Cask Selection, die ein first-fill Madeira-Weinfass sechs Jahre lang aromatisch prägte:


This has bags of depth, straddling everything from herring, scallop shells, and seaweed through to birch forest, funky apple cider, and white balsamic vinegar.




Deeply spiced, rich, and enticing.

zitiert der Shop in Oban  whiskyfix.com











Ein Vergleich der Produktionsmethoden und der Ergebnisse zwischen St. Kilian und Bruichladdich ist daher spannend. Der Vorteil, beide Unternehmen sind bekannt für ihre Transparenz hinsichtlich der Herstellung ihrer Whiskies. Sie stehen im offenen Dialog mit ihren Fans und beteiligen diese an deren Produktionsphilosophien.


Zur Blütezeit produzierte Bruichladdich rund eine Million Liter reinen Alkohol, davon waren laut Head Distiller Adam Hannett 2019 annähernd 50 % rauchige Destillate für Port Chartlotte und Octomore Spirits. Die größte deutsche Whisky Brennerei St. Kilian produzierte im gleichen Jahr laut Mario Rudolf 2019 180 000 l. Davon waren 52 % peated Brände.


Eine Tonne Bere Barley Malz ergab bei Bruichladdich, unpeated 395 l, peated 390 l doppelt destillierte Spirits


Kilians Ausbeute unpeated lag bei 405 l und peated bei durchschnittlich 390 l je Tonne Malz.

"Dies schwankte über die Jahre aber auch. Mit Umbaumaßnahmen erzielten wir Verbesserungen.  In den besten Zeiten erreichten wir bei unpeated Malt Ausbeuten von 420 l Alkohol pro Tonne,"

berichtet CTO Mario Rudolf.



Fotos: Whisky Artists. Adam Hannett, Jim McEwan & Mario Rudolf, Mario Rudolf


Weitere ausführliche Informationen zur Historie der Octomores im Kilian/Octomore Artikel






St Kilian raucht


Das Torfrauch-intensive Malz für den ultra heavily peated Cognac Cask Single Malt wurde von der Andreas Thümmler 2012 gegründeten St. Kilian Brennerei  direkt und exklusiv aus Schottland importiert. Thümmlers Traum war es, ausschließlich einen der besten rauchigen Single Malts der Welt zu produzieren. Seit 2016 werden bei St. Kilian allerdings nicht-rauchige neben torfrauchigen Malzen destilliert. Eine Besonderheit ist das fränkische Buchenholzrauchmalz aus der Bamberger Mälzerei Weyermann für Rauchbiere wie die historische Spezialität Schlenkerla . Heute, 2025, wird bei St. Kilian in Rüdenau am Main jedoch zwischen 30 und 40 % Rauchmalz destilliert, in den ersten Jahren waren es "fifty fifty" meint der Investmentbanker Thümmler.


CTO Mario Rudolf und Head Distiller Zoltan Fodi (bis 2024 bei St. Kilian) begannen 2016 in den beiden Forsysths Swan Neck Pot Stills wie bei ihren schottischen Kollegen üblich, einen Spirit zu


Mario Rudolf und Zoltan Fodi
Mario Rudolf und Zoltan Fodi


fraktionieren. Sie destillierten nach schottischen Methoden den Vor- und Nachlauf zusammen mit den Low Wines aus der Rohbrandblase in der gleich großen 6 000 l Feinbrandblase. Wie bei Bruichladdich vergoren sie um die siebzig Stunden die im Läuterbottich gewonnene Würze ebenfalls in hölzernen Washbacks aus Oregon Pine, die Küfer in Dufftown fertigten.





Foto: Oregon Pine Washbacks und die Forsyths Swan Neck Pot Stills in der St. Kilian Destillerie. Deutschlandtypisch verschwinden diese unter Zollverschluß, während in Schottland die Brennblasen offen zugänglich im Bruichladdich Still House stehen, siehe Foto folgend. Im Vergleich zu St Kilians Brennblasen sind die Hälse schlanker und hoch aufstrebend. In beiden Fällen sind deren Lyne Arms leicht aufsteigend. Beide Brennereien sind bekannt dafür, dass sie sehr fruchtige und saubere Spirits fraktionieren.


Eine wiederauferstandene viktorianische Destillationsanlage aus den 1880er Jahren. Der Stolz Bruichladdichs am Lochindaal sind die schlanken, hohen Swan Neck Pot Stills.



Kilians Rauchmalz kam direkt aus Schottland. Exklusiv bezogen die Rüdenauer seit 2017 bis heute jährlich mehrere 24/30 Tonnen-Truckladungen getorftes schottisches Gerstenmalz mit Phenolgehalten von 80 ppm und 135 ppm von den Glenesk Maltings. St. Kilians Malzversorger mißt die Phenole, Cresole und Eugenole wie Bruichladdich nach der gaschromatographischen HPLC Methode.  


"Im Jahr 2024 waren wir die einzigen, die ein 135 ppm Malz bei Glenesk nachgefragt haben,"

bekundet Mario Rudolf sein ungläubiges Staunen.



Mit einer großen Überraschung blickt er in die Zukunft,


"...2025 werden wir im September zum erstem Mal ein 180 ppm Malz von Glenesk beziehen."

Bei Glenesk - gehört zum globalen belgischen Konzern Boort - haben sie 2025 das Mälzen und insbesondere das Räuchern und Darren umgestellt, daher können die Mälzer somit höhere Phenoldichten als bisher im Malz mit ihrem klassischen Furnace und Kiln mit Torf von St. Fergus räuchern. Andreas Thümmler meint denn stolz:


"...ich habe immer so vom Gefühl wir sind so unter den Top Drei, den Top Five weltweit,
aber es ist noch nicht so bekannt oder visible, ja also wir sind noch ein bisschen below the radar, ja aber wir
kommen jetzt langsam hoch...halt noch Potenzial..."


Das bisher erschienene rauchige St. Kilian Portfolio ist mehr als eindrucksvoll vielfältig gefächert: Classic Peated, Bud Spencer, Terence Hill, Grave Digger, Judas Priest und die Signature Editions mit weißem Label sowie die experimentellen Releases wie der Turf Peak Master Distillers' Selection von 2021 mit 60,2 % vol., den die World Whiskies Awards 2022 mit einer Gold-Medaille belobigten.





Die  schottische Gerste der Sorte Laureate (2024) vermälzten die Glenesk Mälzer in der nördlich von Montrose an der Nordseeküste gelegenen Mälzerei. Sie gehört zum global operierenden belgischen Konzern Boort Malt. Nach der Qualitätsprüfung und Reinigung der angelieferten Gerste startet die Vermälzung in riesigen konischen Steeping Tanks. Die Zugabe von Wasser breaks the dormancy of the barley.



Nach der Einweiche der Gerstenkörner keimt die Gerste nicht wie bei Bairds Inverness in Keimkästen (Malzlieferant für Bruichladdich), sondern bis zu fünf Tage in Boby Drums. Das Wachstum der Keimlinge des Grünmalzes wird in speziellen klassischen Kilns, der Darre, anfänglich mit Rauch aus einen St. Fergus Torf vermält und abschließend mit Warmluft gedarrt, also getrocknet. Je nach den Anforderungen der Destillerien kann das rauchige Malz durch die gezielte Beimischung von nicht-rauchigen Malz punktgenau auf eine gewünschte Phenoldichte eingestellt werden.


NB: Bruichladdich bezieht aktuell ein Rauchmalz von den Bairds Maltings in Inverness. Beim Einräuchern des Grünen Malze verwenden die Bairds Mälzer wie deren Kollegen bei Glenesk den gleichen Torf aus den St. Fergus Peat Bogs, nordwestlich von Aberdeen.



Fotos: Glenesk Maltings. Steeps. Boby Malt Drums. Keimende Gerstenkörner. Peat, Furnace. Eine fruchtbare Partnerschaft. Ein Team, das Qualität produziert.


 Fotos Copyright Ernie Scheiner Juni 2022.



Die Schürung des St Fergus Peat bei den Glenesk Maltings 2022. Wenig Hitze, aber viel Rauch am Anfang, damit die Schalen des grünen Malzes nicht so schnell verschließen und der Torfrauch sich in das Korn anheften bzw. eindringen kann. Für die neue 180 ppm Variante veränderten die Production Manager die Verfahren der Schürung und Trocknung.




Ende März stellte Master Blender Mario Rudolf in einer vielgesehenen Webshow (ca. 1400 Aufrufe) einen Single Ex Cognac 30 Years old Cask - ultra heavily peated Whisky vor. Da St. Kilian eine sehr kundenfreundliche Transparenz aller Phasen der Produktion ausführt, erfährt die Whisky Community viele Details, die nicht zu allerlei rätselhaften Vermutungen Anlass über Produktionsmethoden geben. Whisky Macher Rudolf ist in der Branche bekannt dafür, das er stets Klartext redet und sein Nerds bestens informiert. Daher erreichen die Einschaltquoten sowie der Versand von Webshow-bezogenen Probenpäckchen (rund 1 200 mit acht Proben für die Show am 29. März 2025).


Perfektion. Informative Teilhabe für Whisky Nerds garantiert.




Die St Kilian Destillateure brannten eine Wash aus vermälzter schottischer Gerste der Sorte Concerto in ihren beiden 6 000 l Swan Neck Stills zwei Mal. Beim Feinbrand gingen sie in den Nachlauf bis um die 59 % vol. zurück. Das Rauchmalz lieferten die Glenesk Maltings mit einer Phenoldichte von 135 ppm 2017 an. St. Kilian ist die einzige deutsche Brennerei, die dieses Rauchmalz von Glenesk in Deutschland erhält. Der Planer der Kilian-Anlage, der Ire David Hynes (Cooley, Great Northern), hatte für die Unterfranken die Türen zu Glenesk geöffnet, da er bereits für den rauchigen Connemara Whiskey  von Cooley das Peated Malt von der Mälzerei an der schottischen Nordseeküste bezog.


Der 63,5 % vol ultra heavy spirit reifte seit 2017 sieben Jahre lang in einem 30 Jahre alten, vorher mit Cognacs belegten 350 Liter Gebinde. Küfer der Region banden das Fass aus französischem Eichenholz, dessen Dauben zuvor für mehrere Jahre im Freien vor einer Verarbeitung in der tonnellerie heranreiften. Wegen der Dicke der Dauben ist trotz der höheren Porosität der französischen im Vergleich zur amerikanischen Eiche, der Sauerstoffeintrag geringer als bei einem Bourbon Barrel.


"Die Dauben sind dicker als beim American Standard Barrel...weder die Küferei, noch die Cognac Destillerie sind uns leider bekannt, da wir das Fass von Eder in Bad Dürkheim bezogen, "

erzählt Rudolf,


"...der jährliche Schwund oder Angels' Share lag bei 2,6 % der Füllmenge...

Die relativ helle Farbe des siebenjährigen Single Malts ist ein Indiz für die Fûts de Cognac-Reifung."

Mario Rudolf spezifiziert den Reifeprozess des Whiskys dahingehend, dass sie bei Cognac Fässern oft feststellen, dass sie sich anfangs verhalten in der aromatischen Wirkung zeigen. Doch nach einiger Zeit, zeigten sie "...einen richtigen Schub, eine Süße mit, die Traube kommt mit...die Farbe bleibt hell...und


Mario Rudolf  beim Bunker Pairing Tasting 2024
Mario Rudolf beim Bunker Pairing Tasting 2024

über die Lagerzeit dann so dermaßen traubig süß wird...und dann dieser satte Rauch...der Rauch breitet sich mit der Zeit immermehr aus, ja der wird immer voluminöser und dann irgendwann wandelt sich der Rauch sich sogar....ins leicht aschige."







Der Kilian ultra heavily peated erinnere Thümmler dabei schon an die Octomore Serie, wobei der siebenjährige St Kilian Malt


"...noch irgendwo mehr Wums mehr Fruchtigkeit hat...ich finde den schon irgendwie Wahnsinn."

Das originale Fass, in dem der Ultra heavily peated St Kilian Whisky seine aromatische Prägung erfuhr, wartet auf eine Neubeschickung mit Kilian Spirit. Die feuchten Ränder auf dem Fassdeckel stammen von einer vorsorglichen Wässerung des französischen Eichenholzgebindes.


Fotos St. Kilian Distillers



"Dieses außergewöhnliche Fass verlieh dem Whisky eine beeindruckende Tiefe sowie ein verführerisches Bouquet reifer, gelber Früchte, ergänzt durch cremige Vanille, feines Toffee und würzige Eiche,
die in perfekter Harmonie von intensiven Torfrauchnoten umhüllt werden,"

schreibt Dr. Heinz Weinberger, der Wissenschaftler im St. Kilian Team.


Nur 602 ikonische Flaschen (0,5 Liter) standen mit einer der natürlichen Fassstärke von 57,5 % vol im Distillery Webshop zum Verkauf.


Der Whisky Connaisseur Dr. Weinberger umschreibt die Aromenstruktur der rauchigen Kilian Einzelfassabfüllung wie folgt:


"Aussehen Strahlendes Weißgold

Aroma Süßer Torfrauch steigt in die Nase, gefolgt von saftigen Aprikosen, gelben Birnen und hellen Trauben, die sich mit feinem Blütenhonig, einem Hauch Vanille und dezent aschigen Nuancen harmonisch verbinden.

Geschmack Fruchtige Süße von reifen Trauben, saftigen Aprikosen und Birnen trifft auf intensiven Torfrauch, während cremige Vanille, feines Toffee, würzige Eiche und eine Prise Piment für eine faszinierende Tiefe sorgen.

Nachklang Die vielschichtige Kombination aus cremiger Fruchtmarmelade und wärmendem Torfrauch vereint sich mit dezenten Aschenoten und klingt mit feinen Karamelltönen sowie sanft trockener Eichenwürze lange nach."


Fotos: St. Kilians Bunker City im Odenwald. Luftig reifen die Kilian Spirits in ehemaligen Munitionsbunkern in einem idealen Reifeklima. Bis zu 600 Fässer, je nach Bauart, lagern auf Stahlgestellen, sodass der Sauerstoff freie Zugänge hat. Die Räumlichkeiten bieten 392 verschiedenen Fasskulturen einen klimatisch ausgewogenen Reifeort in der Natur.


Fotos Copyright St. Kilian Distillers.


Wo bleiben die Phenole?

Angesprochen auf den Phenolschwund, den Unterschied zwischen den Phenoldichteangaben der Mälzerei und den wahrnehmbaren Raucharomen im abgefüllten Whisky, gibt der Kilian-Experte folgende Gedanken wieder:


"Basierend auf Daten in der Literatur und Erfahrungswerten aus der Whisky-Industrie lässt sich jedoch eine grobe Abschätzung treffen:
Während der Destillation landen in etwa 30-50% der ursprünglichen Phenole aus dem Torfrauchmalz im New Make.
Bei 135 ppm im Malz entspricht das ca. 40-67 ppm im New Make. Während der Fassreifung gehen durchschnittlich etwa weitere ca. 30-50 % der Phenole durch Verdunstung, Oxidation und Fassinteraktion verloren. Bleiben in etwa noch 20-47 ppm im Whisky übrig.

Dr. Heinz Weinberger beim St. Kilian Festival 2024
Dr. Heinz Weinberger beim St. Kilian Festival 2024

Basierend auf den oben genannten Verlusten wäre eine realistische Schätzung eher um die 35 ppm. Aus meiner Sicht wären 50 ppm zu hoch angesetzt.
Vergleicht man beispielsweise den St. Kilian PEATED – Rich & Smoky (3yo, 80 ppm, 46% vol) mit der Single ex Cognac 30 Years Old Cask UHP-Abfüllung (7 yo, 135 ppm, verdünnt auf etwa 46 % vol), so wirkt der PEATED olfaktorisch und gustatorisch weniger rauchig und torfig als die ex Cognac Einzelfassabfüllung.

Dies wäre von den Zahlen her auch zu erwarten. Allerdings könnte die UHP-Abfüllung auch eine höhere Konzentration an Phenolen mit niedrigerer Geruchswahrnehmungsschwelle enthalten, wodurch sie subjektiv intensiver rauchig und torfig erscheint.

Dann könnten die ppm-Werte in der UHP-Abfüllung auch niedriger sein.
Fazit: Ohne eine analytische Untersuchung bleiben diese Einschätzungen spekulativ. Dennoch könnte eine gerundete, grobe Abschätzung von 20–40 ppm für die St. Kilian Cognac Fass UHP-Abfüllung nicht allzu weit vom tatsächlichen Wert entfernt sein."

 


Foto: Die erste schottische Rauchmalzanlieferung von Glenesk 2017. Die Silos wurden bei St Kilian gefüllt.

Fotos Copyright St. Kilian Distillers.



Die Rauchboliden


St. Kilian Cognac und Octomore Monbazillac

im Vergleich


Spannend wäre der direkte sensorische Vergleich zwischen den beiden Rauchvarianten Octomore und St. Kilian. Ein Begutachtung ist allerdings im Grunde nicht möglich, da der Fasseinfluß und die Lagerzeit ebenfalls den Charakter des Rauchs wesentlich mitbestimmen. Der eine ist sieben Jahre alt, der andere zwölf. Denn bei der Reifelagerung bauen sich je nach klimatischen Bedingungen, Luftfeuchtigkeit, Temperaturschwankungen, Fassgrößen, Holztyp und Daubenstärke wie auch Vorbelegung die phenolischen Verbindungen in unterschiedlicher Konzentration zurück.


Meinungen

Der langjährige Whisky-Sammler und Brennerei-Inhaber Andreas Thümmler entfaltete ein Faible für rauchige Whiskies, insbesondere für die Octomore Editionen:


"Also zu dem ultra torfigen [St. Kilian Cognac Fass], muss ich sagen, aus meiner Sicht ist das der beste St. Kilian, den ich jemals genossen habe. Man muss natürlich wissen, dass ich ein Torf Liebhaber bin und natürlich solche Sachen wie Octomore und alles was von Islay kommt, liebe.





Ich finde persönlich, dass wir da jetzt absolut mithalten können und im Vergleich zu einigen Brands sogar vorne liegen. Auch im Vergleich zu Octomore sehe ich uns auf Augenhöhe. Wenn man dann die Preise vergleicht, ist St. Kilian wirklich ein sehr guter Deal zum genießen und natürlich auch zum sammeln. Wir werden uns auch weiterhin in diese Richtung entwickeln und Vollgas geben."





Auf der Whisky Fair 2025 in Limburg hatte St Kilians Whiskymacher Mario Rudolf die Möglichkeit mit Gästen zu einem spontanen Vergleich:



"Insgesamt gab es tolle Feedbacks zu unseren Whiskies. Speziell auch zum Ultra Peated. Den haben wir mit Kunden im Vergleich zu einem Octomore 108 ppm gegen verkostet. Alle waren der Meinung, dass unserer



torfiger und kräftiger ist. Und vor allem der Preisunterschied…!




Da waren alle absolut angetan vom St. Kilian Cognac Cask Single Malt."







Whisky Nerd Roland Horn hat viele schottische Destillerien in Fachgesprächen kennen gelernt, er beschreibt seine vergleichenden Wahrnehmungen an zwei Beispielen:



"Octomore 5 Jahre 06.1 Scottish Barley, bourbon cask, 57 %, 167 ppm

 Nase:

starker, trockener Rauch aber nicht aufdringlich, gut eingebettet in die Malzsüße

Kokos und eine Mischung aus dunkler Schokolade und frischen Röstkaffe Aromen

Geschmack:

sehr süß, ölig und mundfüllend, Vanille und Schokolade. Torfrauch entwickelt sich langsam aber deutlich, der sehr lange steht. Leichte Würzigkeit,  die das Schokoladenaroma perfekt ergänzt.

Abgang:

Lang, kräftig, angenehme lagerfeuerrauch Aromen mit kräftiger Malzsüße

Kommentar: zunächst überrascht, dass die Torfrauchnoten eines mit 167 ppm geräucherten Malzes nicht alles andere überdecken. Der Torfrauch ist schön eingebunden in eine überwältigende Süße und Öligkeit mit komplexen Aromen und Geschmacksnoten.



 

St. Kilian ex Rotwein Zweigelt, Cask 3869, 30/4/19 - 15/03/26, 59,2 %, peated

Nase:

Reife rote Beeren (insbesondere Kirschen und Brombeeren), feine Traubensüße. Noten von dunkler Schokolade und ein Hauch von Leder. Der Einfluss des Rotweinfasses ist deutlich präsent.

Geschmack:

vollmundig und kräftig, mit einer angenehmen Süße, die an rote Trauben und dunkle Beeren erinnert. Leicht ölig. Würzige Holznoten, dezente Röstaromen sowie ein Anklang von etwas Tabak. Die Fruchtnoten aus der Nase setzen sich fort und werden von einer feinen Pfeffrigkeit begleitet.

Abgang:

Der Abgang ist lang und wärmend. Fruchtige Rotweinnoten klingen gemeinsam mit Eichenwürze und einem Hauch von Rauch langsam aus.

Kommentar:  Der St. Kilian Ex Rotwein Zweigelt Single Cask #3869 präsentiert sich als charaktervoller, komplexer Single Malt, dessen Rotweinfass-Einfluss für ausgeprägte Fruchtigkeit und elegante Würze sorgt. Die hohe Fassstärke unterstreicht die Intensität der Aromen und sorgt für ein nachhaltiges Geschmackserlebnis. Der Rauch ist dezent eingebunden und steht nicht im Vordergrund. Ein paar Tropfen Wasser können die Fruchtnoten noch stärker hervorheben und die Würze harmonisch abrunden."

 


Octomore Laddie und St. Kilian Collector Uwe Beckhäuser gibt folgendes zu bedenken:


"So weit ich weiß, gibt es keinen Octomore mit Vollreifung im Cognac-Fass. Abfüllungen, bei denen Cognac im Spiel waren, wären der 10er von 2018 und der 15.2 aus dem letzten Jahr. Allerdings waren da aber noch Wein- und Ex Bourbon-Fässer dabei. Es ist also schon schwierig zu vergleichen.



Aber ich nehme mal an es geht um den Rauch. Da hat St. Kilian schon eine ordentliche Schippe drauf gepackt. Ich war vor allem von der Süße und der Fruchtigkeit überrascht. Aber ich finde an Octomore reicht er auch mit Ultra Heavily Peated nicht heran. Die 3 -5 jährigen Octomore sind, was Rauch angeht, einfach voller und stärker. Wenn man den St. Kilian früher abgefüllt hätte, hätte man vielleicht noch etwas mehr Rauch gehabt. Aber er kommt schon in die Nähe der älteren Octomore 10 Jahre oder mehr...Fazit, ich war überrascht von der süßen Rauchigkeit, da hat St. Kilian schon einen tollen Whisky geköchelt..."



Blindverkostungen öffnen nicht nur Augen. Sie nivellieren bestehende Vorurteile und korrigieren Einsichten.  Sie erlauben eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit den aromatischen Qualtitäten der jeweilig präsentierten Whiskies. Überraschungen sind die Regel.                                                                                           Foto Christian Gehre
Blindverkostungen öffnen nicht nur Augen. Sie nivellieren bestehende Vorurteile und korrigieren Einsichten. Sie erlauben eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit den aromatischen Qualtitäten der jeweilig präsentierten Whiskies. Überraschungen sind die Regel. Foto Christian Gehre

Whisky-Sammler und Islay Nerd Christian Gehre meint zum St. Kilian, ex 30 y.o. Cognac Cask, 57,5 % vol:

 

"Nase: süßer Rauch, Malzboden, helle Früchte, Rharbarber, Apfelblüte

Zunge: anfangs bitterer Rauch, der mit der Zeit süßer wird. Zu den hellen Früchten gesellt sich noch Waldmeister. Ich habe auch Honey-BBQ. Angenehme Würze, leicht adstringierend. Alkohol ist gut eingebunden, mit Wasser wird er anfangs trockener und bitterer, nach einiger Zeit dann auch wieder etwas süßer

Fazit: lang, besonders der Rauch bleibt lange stehn, wird nicht aschig, wie ich bei jungen Ardbeg oder Laphroaig schmecke und mich dort stört! Der Kilian erinnert mich sehr stark an einen Octomore oder Port Charlotte, aber auch an Staoishas von Bunnahabhain.

Rieche ich am leeren Glas fühle ich mich 'back to Islay...'"

 



Der Verbrauchermarkt verändert sich



Ein Preisvergleich der beiden Preziosen fällt leichter:


St. Kilian Cognac 138,60 Euro (umgerechnet 0,7 l aus Gebinde 0, 5l Euro 99,90 UVP)


Octomore Monbazillac 469,90 Euro UVP, 0,7 l Flasche



Der St. Kilian Flaschenpreis wurde in der Community nicht kontrovers diskutiert. Nicht nur Altersunterschied von rund vier Jahren hebt den Preis, denn Octomore Releases hatten immer schon eine etwas höheres Preisniveau. Sie schufen für die Islay Distillery ein dickes finanzielles Polster für Produktion und Personal.


Der Kilian-Cognac bewegt sich in den Kilian-typischen Preiskategorien für spezielle Einzelfassabfüllungen. Mittlerweile ist der ultra heavily peated Single Cognac Cask Malt bis auf wenige Flaschen ausverkauft. Gleiches gilt wohl auch für den Single Cask Octomore Monbazillac, obwohl dessen Preisforderung Laddies heftigst kritisierten:


"Bei der Preispolitik habe ich schon länger etwas das Interesse verloren. Vielleicht kaufe ich mal einen neuen PC Exploration für ein Tasting, aber ansonsten erfreue ich mich daran, dass ich noch sehr viele gute Sachen im Keller habe. Für den Preis kaufe ich mir lieber etwas anderes," meint Alexander Dries in der Laddie Nerds of the World Group.



Jens Freymuth schrieb erklärend in der Laddie Nerds of the World Group in Facebook am 30. März 2025:


"Ich kann die Kommentare nachvollziehen, die auf den ersten Blick von einem hohen Preis sprechen. Seitens der Brennerei verweist man beim Octomore auf den wesentlich aufwändigeren Prozess beim mälzen der Gerste (fünf Tage) und auf die Auswahl von besonders guten Fässern, die den hohen Phenolgehalt überhaupt „vertragen“ können und darauf, dass man diese Fässer im Regelfall nach der Erstbelegung nicht wieder verwenden kann. Alle Aspekte sind selbstverständlich Kostenaspekte.


Fakt ist sicherlich aber auch, dass das nörgeln am Preis, hauptsächlich dem deutschen Markt gegeben ist. Sowohl in Asien als auch in den USA sind die Preise oft noch höher und werden dort von den Menschen bezahlt. Außerdem darf man natürlich nicht vergessen, wenn der Whisky für 250 € auf den Markt gekommen wäre, würde es nur Minuten dauern und die ersten Flaschen wären auf der deutschen eBay Plattform für mehr Geld zu kaufen. Es bleibt mit dem Single Cask eben auch ein stark limitiertes Produkt. Da diese Entwicklung absehbar ist, kann der mögliche Preis auch gleich von Bruichladdich aufgerufen werden."[sic]


Nun, Margaux Barriques kosteten beispielsweise 2016 beim Bad Dürkheimer Fasshändler Wilhelm Eder im Verkauf um die 175,00 Euro das Stück. 2012 waren Barriques aus den französischen Weinanbaugebieten wegen des Überangebots sogar günstiger als Bourbon Barrels.


Die Marketing-Tendenz der Whisky-Hersteller führte in den vergangenen Jahren zu einer Premium Pricing Policy. Sie machte die Produkte beträchtlich teuerer. Die Premiumisation, Whiskies exklusiver, wertvoller, qualitativ ansprechender in der Werbung erscheinen zu lassen, führte zu einem veränderten höheren Preisgefüge.


Ein kleiner Trost:
Nicht alle Distilleries beteilgten sich mit Preissteigerungen an diesem Trend.


Die Folge, die gegenwärtig nachlassende Verbrauchernachfrage bei schottischer Standardware bewirkt in Supermärkten Preisnachlässe von 25 %. Bei dieser doppelzügigen Preispolitik werden allerdings mittelfristig Spirituosenfachgeschäfte schließen müssen, da ihre bereits getätigten Wareneinkaufspreise über denen der Supermarktendpreise liegen.


Fazit: Hochpreisige spezielle Whiskies finden dennoch immer wieder eine wohlverdienende Kundschaft.


Werbeflyer Kaufland 24. April 2025
Werbeflyer Kaufland 24. April 2025



St. Kilian Festival 2024. Impressionen. Pre-Opening-Event. Weißwurst Tasting. Exclusive Bunker Experience. Irish Music with Paddy. Whisky Pairing. Festival Whisky Editions.





Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net  Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und als Whisk(e)y-Botschafter leitete er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.




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