Das Holz zaubert die Aromen und Geschmack
von Ernie Scheiner
Updated Februar 2024. Der Artikel erschien erstmals 2013 im Irland Journal.
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Die Zunft-Vereinbarung der Londoner Küfer von 1428 war mehr als deutlich. Sie untersagte ihren Mitgliedern bei Androhung des Entzugs ihrer Werkzeuge die Verwendung von „grünem Holz“ beim Bau von Bierfässern, denn junges Holz übe schädliche Einflüsse auf das Aroma und den Geschmack der in ihnen gelagerten Biere aus. Jeder Küfer musste die Qualität des von ihm aufgebauten Fasses mit seiner Nummer und seinem Wappen attestieren.
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Heutzutage ist es in der irischen und schottischen Whisky-Industrie eine allgemein bekannte Erkenntnis, dass die geografische Herkunft, die Art des Holzes, die Behandlung, die Größe und das Alter des Fasses sowie die in ihm vorher gelagerte Flüssigkeit, die Belegungshäufigkeit, der geografische Ort und die Art der Lagerung, das dort wirkende Mikroklima und die Lagerdauer entscheidende Faktoren bei der Reifung des Whiskys sind.
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Seit wann reift Whisky im Fass?
Im 17. Jhd. waren unter den Siedlern New Englands viele irische und schottische Küfer. Sie bauten die ersten Fässer aus amerikanischer Weißeiche auf. Auf den karibischen Inseln böttcherten ebenfalls Küfer, die aus irischen Gefängnissen zu den Carribbean Islands Mitte des 17. Jhds deportiert wurden. Oliver Cromwell veranlasste die Ausweisung der Rebels in die West Indies.
In den Fässern wurde der westindische Rum nach Bristol, Cork, Dublin oder Glasgow transportiert.
Nach der amerikanischen Prohibition kamen, die nach amerikanischem Recht nur einmal verwendbaren Bourbon-Fässer zerlegt nach Schottland. Die in Irland und Schottland von Küfern wiederaufgebauten Fässer sollten die Aromen und den Geschmack des der irischen Whiskeys und der schottischen Whiskies nachhaltig prägen. Küfer waren in früherer Zeit sehr angesehen, sie gab es in fast jedem Ort.
Ireland
Die Regular Dublin Operative Coopers' Society oder Guild of St. Patricks wurde 1501 gegründet und erhielt die Royal Charters vom Stuart König Charles II im Jahre 1666.
Die Innung existierte bis 1983. Ein Küfer absolvierte eine vierjährige Ausbildung. Die Anwärter mussten entweder Söhne oder Enkel der Dubliner Innungsmitglieder und keine Analphabeten sein. Jeder Auszubildende wurde nur von einem Küfer betreut.
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Die 1870 gegründete Coopers’ Society of Cork geht in ihrem Ursprung wohl auf das Jahr 1700 zurück. Beginnend mit dem Eintrittsalter von 14 Jahren dauerte dort die Ausbildung fünf Jahre. Die tägliche Arbeitszeit begann morgens um sechs Uhr und endete abends um 18 Uhr im Sommer. Im Winter bestimmten der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang die täglichen Arbeitszeiten. Die irischen Küfer waren sehr stolz und selbstbewusst, daher verteidigten sie ihre Unabhängigkeit. Sie beharrten auf eigene Fass-Maße. Das unter Schmugglern beliebte kleine Kilderkin-Fass war in Irland um zwei Gallonen kleiner als das schottische mit 18 Gallonen.
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Die Guinness Brauerei beschäftigte dreihundert Küfer, die bis Mitte der 1960er Jahre Bierfässer aufbauten und reparierten. Sie verwendeten amerikanische Roteiche oder Weißeiche und kohlten wie die Amerikaner die Fässer aus, sodass im Innern eine dicke Holzkohlenschicht entstand. Ab 1946 ersetzten Jahr um Jahr Kegs aus Aluminium die Eichenholz-Fässer. Ein Niedergang begann, 1961 beschäftigte die St. James Gate Brauerei nur noch 70 Küfer. Das letzte Holzfass wurde im März 1961 gefüllt. Seit den napoleonischen Kriegen exportierte die Brauerei ihr Stout nach England. 1868 wurden 255 000 Hogshead (250 l) gefüllt mit Guinness nach Bristol, Liverpool, Glasgow und London exportiert. Die irischen Küfer böttcherten jährlich 34 000 neue Fässer und reparierten die Transportschäden bei rund 100 000 Fässern. Nicht mehr verwendete Guinness-Fässer wurden von den Irish Distillers für den Transport der Whiskeys weiterverwendet.
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Anfang des 18. Jhds. bildeten englische Küfer in Portugal Böttcher aus, um den Export des im britischen Königreich - Irland gehörte dazu - immer beliebter werdenden Portweins zu ermöglichen. Zehntausende Fässer sollten im 19. Jhd. die Gesellschaft mit dem beliebten Port- und Sherry-Wein überrollen. Leere Fässer gab es im Überfluss. Sie waren eine günstige Basis für den Boom der irischen und schottischen Whisk(e)y-Industrie. Kostensparend wurden sie bis sechsmal und häufiger mit Grain- oder Malt-Spirit belegt. Sie vereinfachten den weltweiten Transport des Whiskies auf dem Union Canal, auf hoher See oder mit der Bahn. Jedes zur Verfügung stehende Fass wurde unabhängig von seiner Qualität gefüllt, Hauptsache es leckte nicht und die Ware erreichte unversehrt ihren Bestimmungsort. Ein willkommener Nebeneffekt: Lange Transportzeiten wirkten sich mildernd auf das oft junge stechende Destillat aus.
John Lockes Brennerei in Kilbeggan gehörte zu den ersten irischen Brennereien, die Wert auf eine Reifung im Fass legten. In Schottland war es George Smith von der Glenlivet Distillery, der die vorzügliche Wirkung des Eichenholzes auf seinen Whisky bemerkte. Beide Whiskys waren daher in Großbritannien, im Commonwealth und in Amerika sehr beliebt und geschätzt.
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Neue Entwicklungen
Die Erfindung der Kolonnen-Destillation des ehemaligen Inspector General of Excise in Ireland Aeneas Coffey gab neue Impulse. Die Anlage produzierte billigen Grain-Spirit in großen Mengen und beschleunigte im Grunde den Niedergang des irischen Pot Still Whiskeys. Die schottischen Whisky-Macher freuten auf die Möglichkeiten, die ihnen die neue Brennmethode bot, während insbesondere die Dubliner Brennmeister stur an ihren traditionellen Destillationsmethoden des Pot Still Whiskeys aus ungemälzter und gemälzter Gerste festhielten. Sie verschliefen den Wandel.
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Mitte des 19. Jhds führte der technologische Fortschritt den schottischen Bierbrauer Andrew Usher Jr. zur kommerziellen Entwicklung des Blended Whiskys. Sein Ansatz war einfach, aber nicht neu, im Ergebnis allerdings verblüffend. Zahlreiche Lebensmittelhändler verkauften ihre eigenen verschnittenen Whiskys. Usher verheiratete konsequent milde, saubere Grain-Destillate aus der Kolonnen-Destillation mit ausdrucksstarken Single Malts der vielen schottischen Brennereien.
Der Tüftler erfand ein Getränk mit dem Potential einer globalen Verbreitung.
Ein Glücksfall beflügelte dessen Aufstieg. Die zerstörende Wirkung der Reblaus ließ die Versorgung der bürgerlichen Welt mit Cognacs und Armagnacs verebben. In die Versorgungslücke stieß der Scotch. Die Geschäftigkeit der Whisky-Barons Buchanan, Dewar, Haig und Walker förderte den Umsatz und die weltweite Verbreitung. Die Malts, Grains und Blends wurden in Bier-, Rum-, Wein-, Port- und Sherry-Fässer gelagert und transportiert. Der fulminante Erfolg der leichten fruchtigen Scottish Blends verdrängte allmählich die aromatisch kräftigen und würzigen Pot Still Whiskeys der irischen Brenner John Jameson, John Power und George Roe vom Weltmarkt.
Die Iren verschliefen die Veränderung des Verbrauchergeschmacks. Ihr Absatz brach ein. Brennereien mussten schließen.
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Früher wurde Whisky oder PoitÃn frisch direkt aus Steingutbehältnissen - crocks - getrunken.
Je nach Hausrezept schönten Gewürze und/oder Fruchtsäfte seine Aromen, um so stechende Alkohole und Fuselöle aus einer unsauberen Destillation zu mildern.
Die längere Reifung im Fass- in der Regel zwei bis vier Jahre - war nur bei wenigen Brennereien und Blendern üblich, die eine weichere Trinkqualität ihrer Pot Still Whiskies oder Blends erzielen wollten. Whisky, das war in dieser Art getrunken, nur selten ein Genuss. Quellen des 17. Jhds belegen, dass die positive Wirkung einer Reifung von Alkohol in Eichenholzfässern erprobt war. Die Londoner Gin-Brennmeister nutzten den Effekt einer mildernden Wirkung der Sherry- und Weinfässer auf ihre damals oftmals unsauberen Destillate bis sich die Destillationsverfahren verfeinerten.
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Regulierung der Reifezeit
Eine Regel, wie lange Whisky in Eichenholzfässern reifen sollte, gab es erst ab 1915/1916. Ende des 19. Jhds war der Whisky-Boom in vollem Gang. Investoren und Brennereien witterten schnelles Geld. Whisky wurde oft sehr jung abgefüllt, denn eine längere Reifung im Warehouse war kostspielig und minderte die Erträge. Bei vielen Blendern fehlte ein Qualitätsbewusstsein. Einige schönten in betrügerischer Absicht ihren frischen Whisky-Spirit durch den Zusatz von Thomson’s Patent Prune Wine. Das Dubliner Zauber-Elixier machte aus jungen Destillaten ohne jegliche Fassreife einen angeblich fassgereiften Whisky. Der Prune Wine unterdrückte nachhaltig die unreinen Noten von Fuselölen. Eine kräftige Beigabe von karamellisiertem Zucker suggerierte zudem eine lange Lagerung in Sherry-Fässern.
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Andererseits bewiesen qualitätsbewusste Destillerien um 1900, dass ein Whisky nach einer Holzreifung von wenigen Jahren gute Ergebnisse erzielte. Der Skandal um gepanschte Blends vorwiegend aus Belfast beschleunigte den Immature Spirits (Restrictions) Act von 1915. Manche Whisky-Macher nahmen es mit der Herkunft nicht sehr genau, sie verschnitten billigen frischen schottischen Grain- und Malt-Whisky mit Irish Pot Still Whiskey und verkauften diesen als Old and Rare Irish Whiskey.
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Zum Schutz der Verbraucher wurde die Mindestreifezeit auf drei Jahre festgeschrieben.
Der damalige Premierminister Lloyd George, ein überzeugter Abstinenzler, verfolgte mit diesem Gesetz gleichzeitig die politische Absicht den extrem hohen Alkoholkonsum in Großbritannien einzudämmen. Seine Vorschrift ist bis heute geltendes britisches Recht. Die Mindestreifezeit fand ihren Niederschlag ebenfalls in der EU-Spirituosen-Verordnung von 2008.
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Der Scotch Whisky Act von 1988 erlaubte den Schotten ursprünglich jegliche Art von Fass-Holz für die Reifung ihrer Whiskys zu verwenden. Diese Freiheit endete 1990 als eine Reifung im Eichenholz gesetzlich neu vereinbart wurde. 2009 wurde diese Regelung unter Mitwirkung der Whisky-Produzenten vom Scottish Parliament in den Whisky Regulationsfortgeschrieben. Im Gegensatz zu ihren schottischen Kollegen dürfen irische Whiskey-Brenner nach den Bestimmungen des Irish Whiskey Acts von 1980 jede Sorte Holz für die Reifung ihrer Whiskys verwenden:
„The spirits shall have been matured in wooden casks.“
Die für sie ebenfalls geltende EU-Verordnung legt lediglich „eine mindestens dreijährige Reifung des endgültigen Destillats in Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von höchstens 700 Litern“ fest.
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Die Entdeckung der Fass-Qualität
Seit Mitte der 1990er Jahre lautet das Zauberwort „Wood Management.“ Jedes zu füllende Fass wird mit Bedacht, je nach der beabsichtigten Reifewirkung ausgewählt.
„Die Auswahl der Fässer ist rigoros, unser Whiskey darf nur die besten Fässern heranreifen,“ betonte die frühere Master Blenderin Helen Mulholland (seit 2022 Lough Gill Distillery) von der nordirischen Brennerei Bushmills,
„...ich reise zu unseren Bodegas in Jerez und suche dort nach Oloroso-Sherry-Fässern.
In Porto wähle ich das Eichenholz für die nach unseren Vorgaben aufgebauten Fässer aus, die mit einem von mir ausgewählten Tawny Port belegt werden.
In Madeira suche ich ebenfalls nach einem extra fruchtigen Wein, der die Fässer für unsere Reifung besonders prägt.“
Die Qualität eines Fasses bestimmt somit die Qualität des Whiskeys.
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Der Produktionsleiter der Midleton Distilleries David Quinn berichtet, dass die von ihnen zur Reifung eingesetzten Sherry-Fässer mit spanischem Eichenholz aus Asturien und Galizien von spanischen Küfern in Jerez aufgebaut werden.
„Das Holz wird mindestens zwei Jahre lufttrocknet.
Die Fässer werden dort nach unseren Anweisungen unter offenem Feuer getoastet und in ausgewählten Bodegas mit erstklassigem Sherry belegt.
Ein solches Fass kostet uns alles in allem rund 1800,- Euro.“
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Die Magie des Fasses
„60 % bis 80 % ist der wirkende Einfluss des Holzes auf das reifende Destillat,“ betont der renommierte schottische Whisky-Wissenschaftler Dr. Jim Swan.
Die Auswirkungen des Fass-Holzes auf die Reifung von Whisky traten erst in den letzten zwanzig Jahren in das Bewusstsein der Hersteller. David Stewart, ehemals Master Blender der Balvenie Distillery, experimentierte in den 1980-er Jahren mit Nachreifungen von Whiskys. Sie reiften für zehn Jahre in first-fill oder second-fill Bourbon-Barrels. Rund dreihundert Bourbon-Fässer wurden von ihm gevattet und der Whisky danach für weitere zwei Jahre in spanische first-fill Sherry-Butts (500 l) zur Nachreifung gelegt. So entstand der Single Malt Balvenie Double Wood. Dr. Bill Lumsden von der Highland Distillery Glenmorangie griff diese Idee mit anderen Finishes in Weinfässern aus Burgund, Andalusien und Bordeaux von seinem Vorgänger Nick Kerrow auf und überraschte die Whisky-Welt 1994 mit einer bis dahin nicht gekannten Produktlinie. Beide Whisky-Macher lösten eine weltweite Welle der Double Maturations aus, die heute zu den weitverbreiteten Standardmethoden der Whisky-Industrie zählen.
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Gleichzeitig schärfte der ehemalige Glenmorangie Distillery Manager und derzeitige Head of Whisky Creation Dr. Lumsden den Blick für einen selektiven Umgang mit Fass-Holz, für die Frage nach dessen Herkunft und Verarbeitung in den Küfereien. Er suchte Qualität. Die amerikanische Weißeiche, in der nach seinen Aussagen ein Glenmorangie Malt besonders vorteilhaft zum Whisky heranreift, kommt daher fast ausschließlich aus einem eng begrenzten Anbaugebiet der Ozark Hills in Missouri.
„Das Holz macht den Whisky.
Das Geheimnis für die hohe Qualität unseres Whiskys
ist die Qualität des Fasses in dem er reift.“
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Glenmorangie. Port Pipes warten auf eine Befüllung
Bei Industrieware dauert der Prozess der Fass-Herstellung vom Fällen der Eichen bis zur ersten Whisky-Füllung kurze acht Wochen. Das Holz ist trotz künstlicher Trocknung noch grün und gibt daher bittere abträgliche Aromen an den Whisky ab. Die Tannine wirken sehr kräftig, wobei bei einem zweijährigen luftgetrockneten Holz die Tannin- und Hemicellulose-Struktur sich bereits ausgewaschen und somit merklich abgeschwächt hat. Langzeitversuche beweisen, dass die Aromastruktur eines Whiskys in Fässern mit luftgetrockneten Eichenholzdauben vielschichtiger und „schöner“ ist, als jene mit Trockenkammer-getrockneten Dauben.
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Innovation
Im November 2011 überraschte Alex Chasko, der ehemalige Innovation Manager bei Cooley, die Whisky-Welt mit dem Connemara Bog Oak. Erste Versuche mit der Whiskey-Reifung in irischer Eiche hatte er in seinem Labor unternommen. Beim Getränkegiganten Diageo - Eigentümer von Guinness, Johnnie Walker und Smirnoff - hatte der an den University of Oregon und Heriot-Watt of Edinburgh ausgebildete Chemiker zahlreiche Versuche ausgeführt wie sich verschiedene Hölzer auf den Reifegrad eines Whiskys aromatisch und geschmacklich auswirkten.
Chasko hatte eine ausgefallene Idee. Der Cooley-Küfer John Neilly sollte drei ehedem mit Bourbon belegte Fässer aus amerikanischer Weißeiche verändern. Er tauschte die Fassdeckel aus und zimmerte aus einer jahrtausendalten irischen Mooreiche neue Köpfe. Diese Hybrid-Fässer belegte der experimentierfreudige Chasko mit einem rauchigen zweifach destillierten Malt Whiskey der Cooley Distillery, der zuvor einige Jahre in Bourbon-Fässer reifte. Der größte Teil des Whiskeys, etwa 80 % war mit dem gleichen stark getorften Whiskey identisch, der unter dem Label Turf Mór, von Cooley erfolgreich vertrieben wurde. Dieser highly peated malt war vier Jahre alt, hinzu kamen weitere Whiskeys im Alter von sechs, acht und fünfzehn Jahren. „Mein Whiskey sollte die Aromen der Mooreiche in sich aufnehmen,“ beschreibt Chasko seine Idee.
„Das Ergebnis war für mich überraschend,
auf einmal waren da neue Aromen der Orangenmarmelade.
Der kräftige Rauchton verlor an Schärfe und wurde milder, angenehmer.“
Zwischen zehn und zwölf Monaten dauerte die Nachreifung in den präparierten Neilly-Fässern. Am 31. Oktober, an Halloween, wurden 1000 Flaschen in der natürlichen Fass-Stärke von 57,8 % vol. gefüllt. Jede nummerierte Flasche trägt die Unterschrift von Alex Chasko (seit 2012 Master Distiller/Blender bei Teeling Distillery, Dublin).
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Die frühere Master Blenderin Helen Mulholland von der nordirischen Bushmills experimentierte schon lange mit der Wirkung des Eichenholzes auf ihren dreifach destillierten Malt Whiskey (hergestellt aus 100 % gemälzter Gerste). In ihrer Magisterarbeit thematisierte sie die Reifewirkung des Holzes auf Whiskey. Seit 2005 ist sie die erste irische Frau überhaupt, die als Master Blenderin für die Kreation von Whiskeys verantwortlich ist. Ein von Whisky-Connaiseuren sehr gelobtes Ergebnis ihrer Versuche ist der sechszehnjährige Bushmills. Triple Wood. Zunächst reiften jeweils 50 % des Bushmills Spirit für fünfzehn Jahre in Bourbon-Fässern und in Oloroso Sherry-Fässern. Danach mischte Mulholland diese Whiskeys so unterschiedlich gereiften Whiskeys und legte diese zur Nachreifung für ein weiteres Jahr in frische Portweinfässer, Port Pipes genannt. Das Ergebnis war ein voller komplexer Körper mit süßlichen Aromen, ein Korb voller reifer Früchte mit viel Vanille und Portwein, ein sehr vielschichtiger Single Malt.
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Mitchell & Son. Green Spot
Eine Wein- und Spirituosen Handlung gab es seit 1805 in der Grafton Street, später in der Kildare Street und heute im Finanzdistrikt der Docklands. Das wohl älteste Weinhandelshaus Dublins Mitchell & Son kümmerte sich nicht nur um den Import von Rum, Wein, Sherry und Port, sondern vertrieb seit den 1880er Jahren auch einen eigenen Whiskey unter dem Label Pat Whisky (ohne -ey geschrieben). Die Spirituosen, Weine und Sherries wurden, wie das früher die Regel war, in großen Fässern im Dubliner Hafen angeliefert und in kleinere Gebinde umgefüllt.
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„Was tun mit den vielen Fässern?“ fragten sich die Händler. Anfangs verkauften sie diese zunächst an die vielen Dubliner Distilleries in den Liberties. 1887 erweiterten sie ihr Geschäft und wurden Whiskey-Bonder. Sie schickten ihre leeren Fino-, Oloroso-, Pedro Ximenez- und Port-Fässer zur Jameson Distillery in die Bow Street und ließen jährlich bis zu hundert Fässer mit einem dreifach gebrannten Pot Still Spirit füllen. Zum Whiskey reifte der Spirit in ihren eigenen weitläufigen Kellern mitten in Dublins Zentrum in der Fitzwilliam Lane. Der Blue Spot lagerte dort sieben Jahre, der Green Spot zehn, der Yellow Spot zwölf und der Red Spot fünfzehn Jahre in Import-Fässern mit unterschiedlichen Vorbelegungen. Spot-Whiskeys unterschiedlicher Geschmacksrichtungen wurden in Irland erfolgreich vertrieben.
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Ende der 1960er Jahre stellte Jameson den Verkauf des New Spirits an die Bonders mit einer Ausnahme ein. Mitchell & Son erhielten den frischen Spirit bis zur Schließung der John Jameson Distillery im Jahre 1971. Sie versorgten eine kleine Fangemeinde mit dem in Irland mittlerweile sehr seltenen Pot Still Whiskey (ca. 4000 Flaschen pro Jahr). Wieder in Mode gekommen reift der Green Spot jetzt in großen Mengen in den Midleton Distilleries. Er wird von der Irish Distillers-Pernod Ricard Group weltweit vertrieben.
2012 erschien in einer ersten limitierten Auflage von 3000 Flaschen ein zwölfjähriger Yellow Spot. Der Single Pot Still Whiskey wurde in amerikanischen Bourbon-Barrels, Sherry-Butts ausgebaut. Er reifte in andalusischen Wein-Fässern nach in denen der süssliche Desertwein aus der Provinz Málaga seine Prägung erfuhr. Aromen von Pfirsich, Honig, Muskat und Gewürznelken verbinden sich mit einem süßen, würzigen cremigen Geschmack, der Spuren von Crème Brûlée und Michschokolade mit Gewürzen mischt.
Der Yellow Spot repräsentiert auf magische Weise den vielschichtigen klassischen Whiskey-Typ der irischen Bonder vergangener Generationen.
Selbst in Irland eine Rarität, was nicht groß verwunderlich ist,
wenn man weiß, dass pro Jahr nur ca. 26.000 Flaschen abgefüllt werden.
Der Green Spot wird auf 7-10 Jahre altem Whiskey aus Midleton hergestellt.
Immerhin fast ein Viertel davon im Refill Sherryfass gelagert." Â
 schreibt Mareike Spitzer von Irish Whiskeys.de
In Crocks oder Jugs wurde der Whisky in der Region direkt vertrieben, längere Transporte erfolgten in Eichenholzfässern.
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Bourbon Fässer: Im 17. Jhd. waren unter den irischen und schottischen Siedlern aus New England viele Küfer. Sie bauten die ersten Fässer aus amerikanischer Weißeiche auf. In ihnen wurde der westindische Rum nach Cork, Dublin oder Bristol transportiert. Nach der amerikanischen Prohibition kamen, die nach amerikanischem Recht nur einmal verwendbaren Bourbon-Fässer zerlegt nach Irland oder Schottland.
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Der Siegeszug des Barrels hält bis an, leichtere und florale Whiskys verdrängten die dunkleren, körpereichen süßeren Whiskys aus den Sherry- und Portwein-Fässern. Die weltweit enormen Absatzerfolge des Scotch Blended Whiskys stiegen weltweit rasant an, der Bedarf an Fässern aus amerikanischer Eiche nahm ständig zu. Gleichzeitig verringerte sich der Konsum von Port- und Sherry-Weinen.
Das spanische Verbot von 1981, Sherry in Fässern zu exportieren, machte diesen Fass-Typus in Irland und Schottland zu einem raren und gesuchten Produkt. Die Folge: geschätzte 97 % des schottischen Whiskys werden heute in Bourbon-Fässern aus amerikanischer Eiche ausgebaut. Ähnlich verhält es sich in Irland. (Stand 2013)
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Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net  Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen
wie Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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